Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
feindliche Bergwelt zu verlassen. Wenigstens nicht le bend. Sein Tod war ein Vorbote ihres eigenen Schicksals.
    Sie studierte den sie umgebenden Wald und entschied, daß sie mit der Leiche allein war. Charlie mußte oben auf dem Kamm angeschossen worden sein und es aus eigener Kraft bis hierher geschafft haben. Spiveys Fanatiker waren allem Anschein nach immer noch auf der anderen Seite des Kammes.
    Oder vielleicht hatte er sie alle getötet.
    Sie hängte sich die Schrotflinte am Riemen über die Schulter, ging zu ihm, zögerte, ihn näher zu untersuchen, war nicht sicher, daß sie die Kraft besaß, auf sein kaltes, totes Gesicht zu sehen. Sie kniete neben ihm nieder und bemerkte, daß er atmete.
    Der eigene Atem stockte ihr in der Kehle, und ihr Herz schien ein oder zwei Schläge auszusetzen.
    Er lebte.
    War bewußtlos, lebte aber.
    Es gab doch Wunder.
    Sie wollte lachen, drängte aber diesen Ausdruck der Freude zurück, voll abergläubischer Angst, die Götter würden das mißbilligen und ihr Charlie dennoch wegnehmen. Sie berührte ihn. Er murmelte etwas, kam aber nicht zu sich. Sie drehte ihn auf den Rücken, und er murmelte irgend etwas, ohne dabei die Augen zu öffnen. Sie sah die zerfetzte Schulter seines Jacketts und erkannte, daß er angeschossen worden war. Rings um die Wunde war der zerfetzte Stoff mit Klumpen von dunklem und gefrorenem Blut verklebt. Es war schlimm. Aber wenigstens war er nicht tot.
    »Charlie?«
    Als er keine Antwort gab, berührte sie sein Gesicht und sagte wieder seinen Namen, und schließlich schlug er die Augen auf. Einen Moment lang wirkten sie glasig, aber dann erfaßte sie sein Blick; er blinzelte, und sie sah, daß er bei Bewußtsein war, benommen vielleicht und verwirrt, aber nicht im Delirium.
    »Ich hab' es verloren«, sagte er.
    »Was?«
    »Das Gewehr.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte sie.
    »Drei von ihnen hab' ich getötet«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Gut.«
    »Wo sind sie?« fragte er besorgt.
    »Ich weiß nicht.«
    »Müssen nahe sein.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Er versuchte sich aufzusetzen.
    Offenbar duchzuckte ihn dabei ein finsterer Strom der Pein, denn er fuhr zusammen und hielt den Atem an, und einen Augenblick lang hatte sie Angst, er würde wieder das Bewußtsein verlieren.
    Er war blaß, weiß wie eine Leiche.
    Sie drückte seine Hand, bis der Schmerz etwas nachließ.
    Er sagte: »Es kommen noch welche«, und diesmal schaffte er es, sich aufzusetzen, als er es erneut versuchte.
    »Kannst du dich bewegen?«
    »Schwach...«
    »Wir müssen hier weg.«
    »Bin... gekrochen.«
    »Kannst du gehen?«
    »Nicht alleine.«
    »Wenn du dich auf mich stützt?«
    »Vielleicht.«
    Sie half ihm auf die Füße, stützte ihn und redete ihm zu, während sie sich den Weg hinuntermühten. Sie kamen langsam voran, zuerst stockend, dann ein wenig schneller; einige Male glitten sie aus und wären beinahe gestürzt, aber schließlich erreichten sie den Fels überhang.
    Joey reagierte nicht auf ihre Ankunft. Aber als Christine Charlie dabei half, sich hinzusetzen, kam Chewbacca zu ihnen, wedelte mit dem Schweif und leckte Charlie das Gesicht.
    Die Felswände hatten einen Gutteil der Wärme des Feuers in sich aufgenommen, das jetzt nur noch eine schwache Glut war, und so strahlte allseits von den Steinen Wärme aus.
    »Hübsch«, sagte Charlie.
    Seine Stimme klang zu verträumt, um Christine zu gefallen.
    »Benommen?« fragte sie.
    »Ein wenig.«
    »Schwindelig?«
    »Vorher. Jetzt nicht mehr.«
    »Verschwommene Sicht?«
    »Nichts dergleichen.«
    »Ich will mir die Wunde ansehen«, sagte sie und begann ihm das Jackett herunterzuziehen.
    »Keine Zeit«, sagte er und legte die Hand auf die ihre, hielt sie davon ab, sich um ihn zu kümmern.
    »Ich mach' es ganz schnell.«
    »Keine Zeit!« beharrte er.
    »Hör zu«, sagte sie, »wenn du solche Schmerzen hast, kannst du dich nicht schnell bewegen.«
    »Wie eine verdammte Schildkröte.«
    »Und du verlierst all deine Kraft.«
    »Fühle mich wie... ein kleiner Junge.«
    »Aber wir haben doch eine ganz ordentliche Reiseapotheke, also können wir dich vielleicht zusammenflicken und den Schmerz etwas lindern, dann kannst du vielleicht wie der gehen und kommst schneller voran. In dem Fall werden wir verdammt froh darüber sein, daß wir uns die Zeit genommen haben.«
    Er dachte darüber nach und nickte. »Okay. Aber... halt die Ohren offen. Könnte sein, daß die... nicht weit sind.«
    Sie zog ihm die Steppjacke herunter, knöpfte

Weitere Kostenlose Bücher