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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verdammt.
    Christine war keineswegs von unerschütterlichem Glauben erfüllt, daß sie die Spritzflasche und die Fackel wirksam würde einsetzen können. Sie rechnete sich aus, daß sie bestenfalls eine Eins-zu-zehn-Chance hatte, damit durchzukommen, aber sie wollte trotzdem, daß sie kamen, jetzt gleich, damit sie es hinter sich brachte. Das Warten war schlimmer als die unvermeidliche Konfrontation.
    Etwas knackte, schnappte, und Christine fuhr zusammen, aber es war nur das Feuer am anderen Ende des Raumes.
    Kommt!
    Sie wollte um die Biegung spähen, in den Tunnel, und der Spannung ein Ende machen. Aber sie wagte es nicht. Dann würde sie den Vorteil der Überraschung verlieren.
    Sie dachte, sie könnte das leise Ticken ihrer Uhr hören. Es mußte ihre Fantasie gewesen sein, aber das Geräusch zählte dennoch die Sekunden: tick, tick, tick...
    Wenn sie es schaffte, den Riesen anzuzünden, ohne selbst von ihm niedergeschossen zu werden, würde sie sich dann um Spivey kümmern müssen. Die Alte hatte ohne Zweifel selbst eine Waffe.
    Tick, tick...
    Wenn die Hexe dicht hinter dem Riesen kam, würde der Flammenblitz und die Schreie des Mannes sie vielleicht ablenken. Die alte Frau könnte so verwirrt sein, daß Christine noch einmal zuschlagen konnte, wieder mit der Feuerzeugflüssigkeit und ihrer Fackel.
    Tick, tick...
    Der natürliche Abzug sog den Rauch vom Feuer, aber der Rauch von Christines Fackel stieg zur Decke auf und bildete dort eine stinkende Wolke. Jetzt senkte die Wolke sich langsam nach unten, vergiftete die Luft, die sie atmen mußte, wollte sich nicht auflösen. Der Gestank war noch nicht schlimm, aber in ein paar Minuten würde sie zu würgen anfangen. Die Kavernen waren so zugig, daß keine Gefahr des Erstickens bestand, aber trotzdem würde der Rauch sie noch weiter schwächen. Aber sie konnte die Fackel nicht löschen; sie war ihre einzige Waffe.
    Hoffentlich passiert bald etwas, dachte sie. Verdammt bald.
    Tick, tick, tick...
    Von dem Rauchproblem und dem imaginären, aber dennoch qualvollen Geräusch der verrinnenden Zeit abgelenkt, hätte Christine beinahe das wichtige Geräusch überhört, als es schließlich kam. Ein einziges Klicken, ein scharrendes Geräusch. Es war vorbei, ehe Christine begriff, daß es Spivey oder der Riese sein mußte.
    Sie wartete angespannt, die Fackel hoch erhoben, die Sprühdose vor sich ausgestreckt, die Finger bereit, auf den kleinen Behälter zu drücken.
    Wieder schabende Laute.
    Ein leises metallisches Geräusch.
    Christine beugte sich aus der leichten Vertiefung, in die sie sich gezwängt hatte, vor, betete, daß ihr verletztes Bein durchhalten würde, und erkannte abrupt, daß die Geräusche gar nicht aus dem Tunnel kamen, sondern aus der Ka verne, die hinter der ihren, tiefer im Inneren des Berges lag.
    Einen Augenblick lang entdeckte sie den gedämpften Lichtkegel einer Taschenlampe in der nächsten Höhle, der an einem Stalaktiten vorbeizog. Dann verlosch das Licht wieder.
    Nein. Das war nicht möglich!
    Sie sah Bewegung am Rande der Dunkelheit, dort, wo die Kaverne in die nächste überging. Ein großer, breitschultriger, abscheulich häßlicher Mann trat aus der Düsternis in den Schein der zuckenden Flammen, vier oder fünf Meter von Christine entfernt.
    Viel zu spät begriff sie, daß Spivey durch das Kavernennetz zu ihnen kam und nicht durch den leichter zu verteidigenden Eingangstunnel. Aber wie? Wie konnten sie wissen, welche Höhlen zu dieser hier führten? Hatten sie bessere Karten? Karten des Höhlensystems? Oder vertrauten sie auf ihr Glück? Wie konnten sie solches Glück haben?
    Es war verrückt.
    Christine torkelte ein, zwei Schritte aus den Schatten heraus, in denen sie sich versteckt hatte.
    Der Riese sah sie und hob die Waffe.
    Sie spritzte die Feuerzeugflüssigkeit nach ihm.
    Es war zu weit entfernt. Die brennbare Flüssigkeit spritzte vielleicht zwei Meter weit, senkte sich dann aber und klatschte etwa einen halben Meter vor ihm auf den Steinboden.
    Ihm mußte sofort klargeworden sein, daß sie ihn nie mit einer so primitiven Waffe angreifen würde, wenn sie noch Munition für ihren Revolver hatte.
    »Fallenlassen!« sagte er kalt.
    Ihr großer Plan schien ihr plötzlich armselig und närrisch.
    Joey. Er verließ sich auf sie. Sie war der letzte Schutz, den er noch hatte.
    Sie torkelte einen weiteren Schritt auf ihn zu.
    »Fallenlassen!«
    Ehe er schießen konnte, versagte ihr das verletzte Bein den Dienst, und sie brach zusammen.
    Voll

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