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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Nachbarn sich schließlich aus ihren Häusern wagten. In der Ferne schwoll der Ton einer Sirene an.

Teil 3 - DIE VERFOLGER
    Satan hat keinen einzigen bezahlten Helfer; die Opposition beschäftigt eine Million. Mark Twain
    Die Höllenhunde hängen an seinen Fersen mit Gebell. Die Höllenhunde rennen! Den Todeshauch er spürt.
    Das Buch der gezählten Sorgen

26
    Während die Beamten ihrer Arbeit nachgingen, warteten Christine und Joey in der Küche, weil das einer der wenigen Räume im Haus war, der nicht mit Blut besudelt war.
    Christine hatte noch nie so viele Polizeibeamte an einem Ort gesehen. Das Haus wimmelte von uniformierten Männern, Beamten in Zivil, Labortechnikern, einem Polizeifotografen, einem Polizeiarzt und seinem Assistenten. Zuerst waren ihr die Beamten willkommen gewesen, weil ihre Anwesenheit ihr endlich ein Gefühl der Sicherheit vermittelte. Aber nach einer Weile fragte sie sich, ob nicht auch einer von ihnen ein Anhänger von Mutter Grace und der Kirche des Zwielichts sein könnte. Sehr weithergeholt schien ihr diese Vermutung nicht. Tatsächlich war die Annahme sogar logisch, daß ein militanter religiöser Kult mit der Zielsetzung, der Allgemeinheit seine Ansichten aufzuzwingen, dafür sorgen würde, seine Leute in den verschiedenen, für die Einhaltung der Gesetze verantwortlichen Organisationen unterzubringen und dort Tätige zu bekehren. Sie erinnerte sich an Officer Wilford, den wiedergeborenen Christen, der ihre Sprache und ihre Kleidung mißbilligt hatte, und fragte sich, ob Grace Spivey nicht vielleicht die Hebamme seiner >Wiedergeburt< gewesen war.
    Paranoia.
    Aber wenn man die Situation überdachte, war ein gewis ses Maß an Paranoia vielleicht nicht einmal ein Zeichen von Geistesgestörtheit; vielleicht war es eher klug, überlebensnotwendig.
    Während weiterhin der Regen gegen die Scheiben trommelte und der Donner sich brutal seinen Weg durch die Nacht bahnte, musterte sie die Polizisten aufmerksam und registrierte argwöhnisch jede ungewöhnliche Bewegung. Sie war sich darüber im klaren, daß sie nicht den Rest ihres Lebens jedermann mißtrauen konnte, denn das würde dauernde Wachsamkeit und eine beständige Anspannung erfordern, die ihre physischen, emotionalen und geistigen Energien völlig lahmen würde. Es wäre wie ein Leben auf dem Hochseil. Aber im Augenblick durfte sie sich einfach nicht entspannen; sie blieb wachsam, die Muskeln halb angespannt, bereit, jedermann anzuspringen, der nur die geringste drohende Bewegung Joey gegenüber machte.
    Wiederum überraschte sie die Anpassungsfähigkeit des Jungen. Beim Eintreffen der Polizei hatte er zuerst wie im Schock gewirkt. Seine Augen waren glasig gewesen, und er hatte kein Wort hervorgebracht. Der Anblick von so viel blu tiger Gewalt und die unmittelbare Todesdrohung hatten eine Spur in ihm hinterlassen, die für eine Weile unauslöschbar erschienen war. Sie wußte, daß dieses Erlebnis ihm für sein ganzes Leben Narben eintragen würde; das war unvermeidbar. Aber eine Zeitlang hatte sie Angst gehabt, die qualvollen Ereignisse der letzten zwei Stunden würden in ihm einen Zustand der Katatonie erzeugen, ihn dazu brin gen, sich in sich selbst zurückzuziehen. Aber dann hatte er das alles gleichsam abgeschüttelt, und sie hatte ihn dazu ermuntert, indem sie ihm sein batteriebetriebenes Pac-ManSpiel geholt und mit ihm gespielt hatte. Die elektronische Musik des Spiels und die Pieplaute, die der Leckereien verschlingende gelbe Kreis auf dem Spielbrett hervorbrachte, bildeten einen bizarren Kontrapunkt zu der Grausamkeit des Mordes und der Mordermittlungen, die um sie herum abliefen.
    Auch, daß Chewbacca sich erstaunlich schnell von dem Schlag auf den Kopf erholt hatte, hatte eine positive Wirkung auf Joey gehabt. Der Hund war bewußtlos gewesen und hatte am Kopf eine Schürfwunde, aber als Christine ihn dann mit Jod behandelte, hatte die leichte Blutung aufgehört. Es gab keine Anzeichen, die auf eine Gehirnerschütterung hindeuteten. Jetzt war der Hund so gut wie neu und hielt sich dicht bei ihnen, lag neben Joeys Stuhl auf dem Bo den, wobei er sich gelegentlich erhob und das Pac-ManSpiel bewunderte, den Kopf zur Seite legte, als wollte er ergründen, was das für ein lärmendes Gerät war.
    Sie war nicht mehr so überzeugt, daß die auffallende Ähnlichkeit dieses Hundes zu Brandy so schlimm war. Um das Schreckliche zu ertragen, brauchte Joey eine Erinnerung an geruhsamere Zeiten, brauchte ein Gefühl der Kontinuität, das

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