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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das Gefühl, etwas verloren zu haben, wollte sie nicht loslassen, als sie das Zimmer des Jungen verließ.
    Chewbacca wurde als erster hinausgebracht und in den grü nen Chevy gesetzt.
    Dann eskortierten Charlie und seine Männer sie — mit Regenmänteln bekleidet — aus dem Haus, und Christine frö stelte, als ihr der kalte, stechende Regen ins Gesicht peitschte.
    Zeitungsreporter, Fernsehteams und der Übertragungswagen einer lokalen Radiostation erwarteten sie. Grelle Scheinwerfer flammten auf, als Christine und Joey erschienen. Reporter drängelten, alle redeten gleichzeitig.
    »Mrs. Scavello...«
    »Einen Augenblick...«
    »Nur eine Frage...«
    Sie kniff die Augen zusammen, als die Lichter ihr grell in die Augen stachen.
    »Wer könnte Sie töten wollen?«
    »Geht es um Rauschgift?«
    Sie hielt Joey dicht an sich gepreßt. Blieb nicht stehen. »Können Sie...«
    »Werden Sie...«
    Mikrofone reckten sich ihr entgegen.
    »Haben Sie...«
    »Wissen Sie...«
    Ein Kaleidoskop fremder Gesichter formte und veränderte sich vor ihr, einige im Schatten, einige unnatürlich bleich und grell im Licht der Scheinwerfer.
    »Sagen Sie uns, wie man sich fühlt, wenn man...« Sie entdeckte das vertraute Gesicht eines Mannes von den KRLA 10-Uhr-Nachrichten.
    »Sagen Sie uns...«
    »... Terroristen oder was das sonst waren?«
    Der Regen rann unter dem Kragen ihres Mantels an ihr herunter.
    Joey preßte ihre Hand ganz fest. Die Reporter machten ihm angst.
    Sie wollte sie anschreien, sie sollten sie gefälligst in Ruhe lassen, den Mund halten.
    Sie drängten sich näher, plapperten alle auf sie ein.
    Sie hatte das Gefühl, als müßte sie sich ihren Weg durch ein Rudel hungriger Tiere bahnen.
    Dann ragte in all dem Durcheinander ein unfreundliches Gesicht vor ihr auf. Ein Mann um die Fünfzig, grauhaarig, mit buschigen grauen Augenbrauen. Er hatte eine Pistole.
    Nein.
    Christine stockte der Atem. Sie spürte eine schreckliche Last auf ihrer Brust.
    Es konnte doch nicht schon wieder passieren. Nicht so schnell. Die würden doch ganz sicher nicht vor all den Zeugen einen Mord versuchen. Das war Wahnsinn.
    Charlie sah die Waffe, schob Christine und Joey weg.
    Im gleichen Augenblick sah eine Reporterin die Gefahr und versuchte dem Angreifer die Waffe aus der Hand zu schlagen, bekam dafür aber eine Kugel in den Oberschenkel.
    Wahnsinn.
    Menschen schrien, Polizisten brüllten, alle ließen sich auf den regendurchnäßten Boden fallen. Alle außer Christine und Joey, die, flankiert von Vince Fields und George Swarthout, auf den grünen Chevy zurannten. Sie war noch fünf oder sechs Meter von dem Wagen entfernt, als etwas an ihr zupfte und ein Schmerz über ihre rechte Hüfte brannte, etwas oberhalb der Hüfte, und sie wußte, daß das ein Schuß gewesen war. Sie ging nicht zu Boden, stolperte nicht einmal auf dem regennassen Pflaster, rannte einfach weiter, rang um Atemluft, und ihr Herz schlug so heftig, daß jeder Schlag wehtat. Sie hielt Joey fest und sah sich nicht um, wußte nicht, ob der Killer sie verfolgte, hörte aber eine Salve von Schüssen und dann, wie jemand schrie: »Eine Ambulanz!«
    Sie fragte sich, ob Charlie den Angreifer erschossen hatte.
    Oder war Charlie selbst erschossen worden?
    Dieser Gedanke ließ sie fast im Laufen erstarren, aber da hatten sie den Chevy bereits erreicht.
    George Swarthout riß die Hintertür des Wagens auf und stieß sie hinein; drinnen bellte Chewbacca aufgeregt.
    Vince Fields rannte um den Wagen herum auf die Fahrertür zu.
    »Auf den Boden!« schrie Swarthout. »Unten bleiben!«
    Dann war Charlie da, zwängte sich nach ihnen hinein, deckte sie mit seinem Körper ab.
    Der Motor des Chevy heulte auf, und sie schössen mit quietschenden Reifen davon, rasten die Straße hinunter, weg von dem Haus, hinein in die Nacht und den Regen, in eine Welt, die nicht feindlicher hätte sein können, wenn sie ein fremder Planet in einer anderen Galaxis gewesen wäre.

27
    Kyle Barlowe fürchtete sich davor, Mutter Grace die Nachricht zu überbringen, obwohl er annahm, daß sie sie bereits durch eine Vision erfahren hatte.
    Er betrat die Kirche von hinten und blieb eine Weile stehen, füllte den Türbogen zwischen der Vorhalle und dem eigentlichen Kirchenschiff, so daß seine breiten Schultern fast die beiden Seiten des Türstocks berührten. Er sammelte Kraft von dem riesigen Messingkreuz über dem Altar, von den biblischen Szenen in den Mosaikfenstern, von der andächtigen Stille und dem süßen Duft des

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