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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gehen durfte, etwas, wie man es im Film, aber nie im wahren Leben zu sehen bekam. Er wollte es ihr jetzt sagen, selbst wenn das nicht der richtige Augenblick war, weil er trotz all seiner beruhigenden Worte nicht sicher wußte, daß er mit Spivey und ihren Irren fertig werden würde; es gab eine Möglichkeit, so unwahrscheinlich es auch war, daß er nie wieder eine Chance bekommen würde, daß er Christine Scavello nie wiedersehen würde.
    Er wohnte in den Hügeln von North Tustin und hatte schon beinahe die halbe Strecke nach Hause zurückgelegt, rollte über den endlosen Irvine Boulevard und dachte an Frank Reuther und Pete Lockburn, als die Ereignisse der letzten paar Stunden ihm plötzlich zuviel wurden und er spürte, wie sein Atem stockte. Er mußte an den Straßenrand fahren und anhalten. Auf einer Seite der Straße waren Orangenhaine, auf der anderen Erdbeerfelder und ringsum Dunkelheit. Um diese Stunde gab es sonst keinerlei Verkehr auf der Stra ße. In den Sitz zurückgelehnt, starrte er die vom Regen gepeitschte Windschutzscheibe an, wo das Wasser im Widerschein seiner eigenen Scheinwerferbalken gespenstische Muster erzeugte, kurzlebige Muster, die die gleichmäßig klatschenden Scheibenwischer immer wieder auslöschten. Es war entnervend und bedrückend, sich vorzustellen, daß ein menschliches Leben ebenso plötzlich und leicht wie die se Regenmuster auf der Scheibe ausgelöscht werden konnten. Er weinte.
    In all den Jahren seiner Existenz hatte Klemet-Harrison bis jetzt nur einen Mann in Ausübung seiner Pflicht verloren. Er war während der Arbeit bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber der Unfall stand in keiner Beziehung zu seinem Einsatz und hätte ebensogut in seiner Freizeit passieren können. Ein paar Männer waren im Laufe der Jahre angeschossen worden, hauptsächlich von getrennt le benden Ehemännern, die ihre Frauen belästigten, obwohl es Gerichtsbeschlüsse gab, die ihnen das untersagten. Aber bis jetzt war noch nie einer ermordet worden, dem Himmel sei Dank. Der Beruf eines Privatdetektivs war viel weniger gefährlich, als er gewöhnlich im Fernsehen und im Film dargestellt wurde. Manchmal bezog man etwas Prügel oder mußte jemand anderen verprügeln, und das Potential für Gewalt war immer da, aber es wurde nur selten realisiert.
    Charlie hatte um sich selbst keine Angst, wohl aber um seine Männer, seine Freunde, die Menschen, die für ihn tätig waren und sich auf ihn verließen. Als er diesen Fall übernommen hatte, hatte er sie vielleicht in etwas hinein gezogen, was er besser hätte bleiben lassen sollen. Vielleicht hatte er, indem er sich verpflichtet hatte, Christine und Joey zu beschützen, auch Todesurteile für sich und seine Kollegen unterzeichnet. Wer wußte schon, was man zu erwarten hatte, wenn man sich mit religiösen Fanatikern einließ? Wer wußte schon, wie weit sie gehen würden?
    Andererseits kannte jeder seiner Mitarbeiter die Risiken, auf die er sich einließ, selbst wenn sie gewöhnlich mit bes seren Chancen rechneten. Und was für eine Detektivagentur würden sie schon sein, was für Leibwächter, wenn sie den ersten wirklich unangenehmen Fall, den sie zu lösen hatten, einfach aufgäben? Und wie konnte er das Christine Scavello gegebene Wort auch zurücknehmen? Wenn er sie schutzlos stehenließ, würde er sich selbst am Morgen nicht mehr im Spiegel in die Augen sehen können. Außerdem war er felsenfest davon überzeugt, daß er im Begriff war, sich mit zwar irrationaler, aber keineswegs unliebsamer Eile in sie zu verlieben.
    Trotz des Regens, der auf das Dach trommelte, und des gleichmäßigen Klatschens der Scheibenwischer war die Nacht in dem drückend schwülen Wagen unheimlich still; es herrschte ein unerträglicher Mangel an sinnvollen Lauten, da waren nur die planlosen Geräusche des Sturmes, die ihn gerade durch ihre Planlosigkeit an den Abgrund des Chaos erinnerten, über dem sein Leben und alle anderen Leben sich entfalteten. Doch das war ein Gedanke, mit dem er sich im Augenblick lieber nicht näher befassen wollte.
    Er bog wieder in die Straße ein, beschleunigte und strebte den Hügeln und seinem Haus zu.

29
    Christine hatte nicht damit gerechnet, einschlafen zu können. Sie streckte sich auf dem Bett aus, wo Joey wie ein Stein lag, und dachte, sie würde dort einfach mit geschlossenen Augen liegenbleiben und ausruhen, bis er aufwachte. Und dann war sie sofort eingeschlafen.
    Einmal wachte sie mitten in der Nacht auf und stellte fest, daß es

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