Todesdrang: Thriller (German Edition)
Artikel aus und legte sie vor sich auf den Tisch.
»Denkst du wirklich, dass diese Vorfälle alle zusammenhängen?«, fragte Niklas.
»Wenn ja, dann werden die Intervalle, in denen sich dieser Geisteskranke seine Opfer sucht, immer kürzer«, erwiderte Dirk. »Und das sind nur die Fälle, von denen wir wissen. Es muss doch etwas geben, was diesen Kerl mit seinen Opfern verbindet. Ich glaube nicht, dass er sie wahllos aussucht. Er braucht ein Motiv. Aber ich bin mir ja in meinem eigenen Fall noch nicht einmal im Klaren darüber.«
»Ich bin zwar kein Experte«, sagte Niklas, »aber ich denke, Hass ist in solchen Fällen ein ziemlich verbreitetes Motiv.«
»Ja, aber Hass worauf?« Noch einmal beugte Dirk sich über die Ausdrucke. »Ein Schulleiter, ein Arzt, ein Personalchef, ein Mitarbeiter des medizinischen Dienstes und mit mir nun noch ein stellvertretender Filialleiter. Was haben all diese Menschen gemeinsam?«
Niklas sah sich die Bilder der Männer auf den Ausdrucken an. Sie alle hatten markante Gesichter, die eine gewisse Dominanz ausstrahlten, was sie auf den ersten Blick energisch, aber nicht unbedingt sympathisch erscheinen ließ. »Nimm mir den Ausdruck bitte nicht übel, aber wir haben solche Typen früher Obermacker genannt.«
Dirk starrte ihn ratlos an.
»Na, Obermacker, verstehst du?«, bemühte Niklas sich um eine Erklärung. »Ich meine, so was wie Machos, Chefs, wie sagt man …?«
»Autoritäten?«
»Ja, so was in der Art. Leute, die eine gewisse …« Sein Blick war nach oben gerichtet, während er verzweifelt nach dem richtigen Wort suchte.
»… die eine gewisse Macht über andere haben, meinst du.«
»Genau!«
»Mensch, Niklas«, entfuhr es Dirk, dessen aufkeimende Euphorie sich in einem breiten Grinsen äußerte. »Du bist genial, weißt du das?«
»Sag das mal meiner Frau.«
Dirk griff zur Tastatur und fügte der Suchleiste zwei weitere Begriffe hinzu: Führung und Leiter . Wenig später erschien die neue Ergebnisliste. Einige der oberen Einträge blieben gleich und behandelten die Fälle, die sie bereits kannten. Doch es dauerte nicht lange, bis sie erneut fündig wurden.
»Sieh mal da.« Niklas deutete auf den vorletzten Eintrag der Seite. »Ist das nicht diese Geschichte, die seit über zwei Wochen ständig in den Medien auftaucht?«
Gebannt betrachtete Dirk den Text der Verlinkung. »Großer Gott, ja«, hauchte er atemlos, während er den Mauszeiger darauf zubewegte. Ein Zeitungsartikel tat sich vor ihnen auf. Geschäftsführer läuft Amok , lautete die Überschrift.
Es schien ein ganz normaler Arbeitstag zu sein, als der Gründer und Geschäftsführer der Softwarefirma ICS seine führenden Mitarbeiter an diesem Donnerstag, dem 14. Februar, zu einer Besprechung lud. Dass es ihre letzte sein würde, damit hatte wohl niemand gerechnet.
Es war gegen 08:30 Uhr, als Matthias H. eine Waffe zog und gezielt seine Mitarbeiter niederstreckte. 13 Menschen kamen dabei ums Leben. Das Motiv dieser Schreckenstat ist nach wie vor unklar. Fest steht, dass Firmengelder veruntreut wurden, deren Spur sich in dubiosen ausländischen Konten verliert. Auch gab es in letzter Zeit einige schwerwiegende Fehler in der industriellen Steuerungssoftware, die die renommierte Firma, neben anderen Dienstleistungen, mit großem Erfolg produzierte und vertrieb. Fehler, die sich niemand erklären konnte und die am tadellosen Ruf der Firma kratzten. Des Weiteren schienen Matthias H. private Probleme zu quälen, wie ein Bekannter aus seinem Umfeld bestätigte. Genauere Angaben dazu wollte die Polizei jedoch nicht machen. Fest steht nur, dass Matthias H. zwei Wochen lang vor der Tat nicht zur Arbeit erschienen ist. In dieser Zeit habe er sich merkwürdig verhalten, sei nicht mehr er selbst gewesen, gab der Bekannte zu Protokoll. »Wir gehen davon aus, dass es die Summe dieser Belastungen war, die diese Verzweiflungstat ausgelöst hat«, teilte der zuständige Polizeisprecher mit. »Vermutlich hat er die Schuld für diese Probleme bei seinen Mitarbeitern gesucht.« Woher die Waffe stammt, ist noch nicht geklärt. Eine Genehmigung dafür lag nicht vor. Da Matthias H. aber über umfangreiche Beziehungen ins Ausland verfügte, geht die Polizei davon aus, dass die Waffe über einen dieser Kanäle nach Deutschland gelangt ist. »Er schien sich von irgendetwas bedroht zu fühlen«, hieß es weiter aus seinem Umfeld. Den Grund dafür dürfte Matthias H. mit ins Grab nehmen. Nachdem ein Serviceangestellter die Schüsse
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