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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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anderem!«
    »Und das findest du normal für sein Alter? Was treibt er eigentlich all die Nachmittage allein im Wald? Mal abgesehen davon, dass er einen Mitschüler halb totgeprügelt hat. Ich sage dir, mit diesem Jungen stimmt irgendetwas nicht!«
    »Das Einzige, was hier nicht stimmt, ist deine Einstellung«, schrie sie zurück. »Nur weil du nichts für Computer übrighast, willst du deinem Sohn den Umgang damit verbieten.«
    »Ich verbiete es ihm doch gar nicht! Ich will nur nicht, dass er seine gesamte Freizeit vor diesem Ding vergeudet! Er sollte lieber lernen, wie man mit Menschen umgeht!«
    »So wie du, ja?«
    »Stell dich nur weiter vor ihn«, schrie er. »Das wird aus ihm bestimmt mal einen ganzen Kerl machen! Er wird mir am Samstag im Laden helfen! Ende der Diskussion!«
    Also hatte er widerwillig getan, was sein Vater von ihm verlangte, hatte ihm an den Wochenenden dabei geholfen, seinen langsam, aber stetig zerfallenden Traum der Selbstständigkeit aufrechtzuerhalten, hatte Kisten gestapelt, Regale eingeräumt und das Lager gesäubert. Er hatte es gehasst, sich auf diese Weise den Launen seines Vaters auszusetzen. Aber er tat es seiner Mutter zuliebe, fraß seinen Hass immer tiefer in sich hinein. Und mit der Zeit fand er keine Möglichkeit mehr, diesen Hass auf die Tiere zu projizieren, die er im Wald qualvoll tötete. Hinzu kam, dass der kleine Supermarkt, den sein Vater seit knapp fünfzehn Jahren betrieb, immer weniger einbrachte. Mit den großen Discountern in der Umgebung konnte er auf Dauer nicht mithalten. Immer öfter begann sein Vater nach Ladenschluss zu trinken, wodurch die Meinungsverschiedenheiten mit seiner Mutter mehr und mehr eskalierten.
    Bis zu jenem Tag, an dem er von einem seiner unbefriedigenden Waldausflüge zurückkehrte und seine Mutter bewusstlos in der Küche vorfand. Sein Vater saß zusammengesunken am Küchentisch, an dessen Kante Blut und einige Haare seiner Mutter klebten. Er sah ihn nur hilflos an, mit seinen glasigen, von Alkohol geröteten Augen, in denen er glaubte, so etwas wie Tränen erkennen zu können.
    »Sie ist gestolpert«, beteuerte sein Vater immer wieder mit zittriger, weinerlicher Stimme, die ebenso wenig zu ihm passte wie der ungepflegte Dreitagebart, der neuerdings sein bleiches Gesicht zierte. »Ich schwöre es bei meiner Seele, sie ist einfach gestolpert. Ich konnte nichts tun.«
    Ebenso wenig wie die Ärzte. Die Quetschungen, die seine Mutter durch den Schädelbruch erlitten hatte, lösten eine Hirnblutung aus. Ihr Geist starb an diesem Tag in der Küche. Zurück blieb nur ihr Körper, der noch nicht folgen wollte. Die Ärzte meinten, es wäre durchaus möglich, dass sie noch etwas wahrnahm. Sie gingen jedoch nicht davon aus, dass sie auch in der Lage war, diese Informationen zu verarbeiten. Da keinerlei Fremdverschulden nachgewiesen werden konnte, wurde seine Mutter als tragischer Unfall zu den Akten gelegt.
    In dieser Zeit wurde der Drang in ihm nahezu unerträglich. Er forderte mit unerbittlicher Konsequenz Gerechtigkeit für die Tat seines Vaters. Denn es gab für ihn nicht den geringsten Zweifel daran, dass er sie gestoßen hatte.
    Daraufhin hatte er sein Studium abgebrochen, um sich um seine Mutter kümmern zu können. Er redete sich ein, dass er es ihr schuldig war. Außerdem verschaffte es ihm Zeit, um darüber nachzudenken, wie er es seinem Vater heimzahlen konnte, der nun vollends zum Säufer wurde. Seine Launen waren unberechenbar.
    Als der Markt schließlich kurz vor dem Bankrott stand, fing sein Vater damit an, ihn zu schlagen. Zunächst nur mit bloßen Händen. Später dann mit allem, was er in die Finger bekam. Dabei achtete sein Vater allerdings darauf, ihn nicht im Gesicht zu verletzen, damit nach außen hin niemand Verdacht schöpfte. Und immer kamen diese Gewaltausbrüche schnell und unvorhersehbar. Und es kostete ihn jedes Mal unvorstellbare Willenskraft, sich nicht zu wehren, nicht über ihn herzufallen und diesem Bastard seinen verdammten Schädel zu zertrümmern, wie er selbst es bei seiner Mutter getan hatte. Sicher, er hätte einfach weglaufen und das alles hinter sich lassen können. Aber wer hätte sich dann um sie gekümmert? Eine Anzeige kam für ihn ebenfalls nicht infrage. Er wollte eine gewissenhaftere, eine endgültigere Strafe für seinen Vater. Und er wollte seinen Spaß dabei haben, wie er ihn bei Fettsack einige Jahre zuvor verspürt hatte. Allerdings musste er in diesem Fall subtiler vorgehen, um keinen Verdacht zu

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