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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Kommunikationsmöglichkeiten im Internet, von denen seiner Meinung nach auch Marga, Clio und die anderen Frauen Gebrauch gemacht haben könnten.
    Vielleicht hätten sie bei einem Chat sogar Rachepläne geschmiedet und es würde gewiss nicht schaden, wenn das Team dieser Spur nachgehen würde. Die meisten Kollegen blieben bei Beckers Ausführungen skeptisch und der Hauptkommissar wollte schon resignieren und seinen Vortrag vorzeitig beenden, als er in den Augen der Kriminaltechnikerin Enz einen Hauch von Verständnis wahrzunehmen glaubte, doch in seiner Rede fortfuhr und die Spezialistin schließlich um ihre Meinung bat. Enz zierte sich zunächst etwas, nahm dann aber allen Mut zusammen und ergriff für Becker Partei:
    „Vor einigen Jahren hätte ich nicht mal mit dem Begriff Internet etwas anfangen und mir bis zu dem Tag, als ich erstmals von diesem Kannibalen in Rotenburg hörte, auch nicht vorstellen können, dass Menschen, die ihres gleichen verspeisen wollen, sich mit ihren willfährigen Opfern beim Chat zum Schlachtfest verabreden! Was spricht also dagegen, dass sich rachsüchtige Mädchen in irgendwelchen Foren treffen und gemeinsam Mordpläne schmieden? Wir wissen inzwischen, dass Clio und die anderen Frauen für alle Tatzeiten ein Alibi vorweisen können, aber wer sagt denn, dass sich beim Talk im Netz nicht andere bereitgefunden haben, die Dreckarbeit zu machen? Vielleicht müssen sich unsere jungen Damen im Gegenzug irgendwann revanchieren und selbst Hand anlegen? Wenn ich dann noch daran denke, dass viele Heranwachsende sich in Internetcafés in solche Foren einloggen und dabei zwangsläufig anonym bleiben...“
    Jetzt begriffen auch die anderen Kollegen, worauf Becker hinauswollte und fingen mehr und mehr Feuer für seinen Plan, erhitzten sich bald darüber, wie den Internetverschwörerinnen am ehesten beizukommen sei und Scharf schlug schließlich vor, die wenig geliebten, weil immer arrogant auftretenden Computerexperten des Hauses hinzuzuziehen. Mit dieser Idee stieß er bei den unteren Chargen auf wenig Gegenliebe, doch verständigten sichSauerbrei und Becker im Interesse der Sache ausnahmsweise darauf, sich über das Mehrheitsvotum hinwegzusetzen und keine Stunde später saß Mackensen, der Chefinformatiker, schon mit ihnen am Tisch.
    Der Computerfachmann hörte sich geduldig an, was die Ermittler von ihm wollten, nickte ab und zu und machte sich eifrig Notizen, stellte anschließend einige Verständnisfragen und klang, als er den Auftrag noch einmal beschrieb, so zuversichtlich, dass es nur noch eine Frage von Tagen sein konnte, bis die ungeklärten Fälle der Vergangenheit angehörten. Virtuelle Verabredungen zu allen möglichen Verbrechen seien inzwischen, führte er aus, an der Tagesordnung und grundsätzlich sei es für Profis kein Problem, Kriminelle zu ermitteln, die an einem Chat entsprechenden Inhalt teilnähmen. Seine Leute seien schließlich auch bei der Suche nach Vertreibern und Konsumenten von Kinderpornografie fündig geworden und er könne sich nicht vorstellen, dass irgendwelche rachsüchtigen Frauen raffinierter vorgingen als die Liebhaber kleiner Jungen und Mädchen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Recherche sei aber, schränkte er ein, dass mindestens eine Verschwörerin für die virtuelle Kontaktaufnahme den eigenen Computer benutzt habe.
    „Sie wollen uns wirklich helfen?“, fragte der Hauptkommissar ungläubig und Mackensen nickte zur Bestätigung, bat um Übermittlung aller vorliegenden Erkenntnisse über die zusammenhängenden Morde und verließ das Team schließlich so beschwingt, dass der nach Monaten des Misserfolgs abhanden gekommene Mut wieder zu Beckers Leuten zurückkehrte.
    Nach der Sitzung fragte der Hauptkommissar Mirjam, ob sie Lust habe, mit ihm den neuen Italiener in der Friesenstraße auszuprobieren und erklärte ihr, als sie ihn fragend ansah, dass er mit ihr das weitere Vorgehen des Teams besprechen wolle. Die Oberkommissarin hatte Mühe, ihre Freude über die Einladung zu verbergen und schlug ihm vor, sie um 13 Uhr abzuholen. Zuvor müsse sie einige dringende Telefonate führen und ihre Freundin benachrichtigen, mit der sie eigentlich verabredet sei. Becker schaute auf seine Armbanduhr, deren Zeiger auf halb zwölf standen, nickte als Zeichen der Zustimmung und schlurfte in sein Büro, um die Zeit bis zum Mittagessen mit der Sichtung der sich auf seinem Schreibtisch stapelnden Eingänge zu überbrücken.
    Anfangs kam er gut voran, doch dann schweiften

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