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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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früher selber geboxt. Bantamgewicht. Und an der Polizeihochschule noch eine Weile.«
    »Respekt.« Enno sah auf. »Donnerstags? Ist so was nicht eher am Wochenende?«
    »Ist, glaube ich, ein Feiertag auf den Philippinen.«
    »Ah, okay.«
    Kurz vor zehn kam der Staatsanwalt hereingeplatzt, heute im nadelgestreiften anthrazitgrauen Dreiteiler mit beigefarbenem Hemd und blau-braun gestreifter Klubkrawatte. »Dieser Journalist«, schnaubte er. »Haben Sie die Sendung gestern gesehen?«
    »Um die Zeit waren wir noch hier«, sagte Ambick.
    »Dafür gibt es Videorekorder.«
    »Die sind mir zu kompliziert.«
    »Okay. Jedenfalls, raten Sie mal, wen er dahatte. Den alten Kastell. Richter Gnadenlos. Der Schrecken von Mülmarschen. Der hat jetzt seine Memoiren herausgebracht – als ob das irgendjemanden interessieren würde! – und war wohl in der Sendung, um dafür Werbung zu machen. Und hat wie üblich einen Stuss geredet, dass es einem die Fußnägel aufgerollt hat.«
    Ambick zuckte mit den Schultern. »Und?«
    »Und? Doktor Korbner hat mich angerufen, mir die Hölle heißgemacht. Die Sendung ist inzwischen so populär, dass sich der Oberbürgermeister Sorgen macht, welche Auswirkungen das auf die Wahlen haben wird. Anscheinend machen ein paar radikale Parteien schon Werbung damit – der Racheengel ist unser Retter und Erlöser, die Polizei kann die Bürger nicht mehr schützen, blah, blah, blah. Der übliche Kram halt.«
    »Stimmt doch«, sagte Ambick. »Wir können die Bürger doch tatsächlich nicht mehr schützen.«
    Offenbar hörte ihm Ortheil gar nicht zu, sonst hätte er daraufhin wohl kaum »Eben!« gesagt und weiter: »Also, langer Rede kurzer Sinn: Korbner hat bei City-Media Druck gemacht, dass die mich in die Sendung nehmen, gleich heute Abend. Damit ich mal ein paar Dinge richtigstelle. Das heißt, wir müssen absprechen, was ich sagen darf und was nicht.« Er musterte Ambick forschend. »Die Faser werde ich unerwähnt lassen. Die kann noch fahndungsrelevant werden.«
    »Seh ich auch so«, meinte Ambick.
    »Den ermittelnden Staatsanwalt?«, echote Ingo fassungslos. »Den Mann, der meine Wohnung hat durchsuchen lassen? Fällst du mir jetzt endgültig in den Rücken?«
    Er saß an seinem Schreibtisch, die Mappe mit den Unterlagen zu den Studiogästen vor sich, die gestern noch vorgesehen gewesen waren. Seine Notizen, seine Vorbereitungen: alles Makulatur.
    »Ich hab gestern Abend noch versucht, dich anzurufen, aber es hat niemand abgenommen«, verteidigte sich Rado am Telefon. »Und wie gesagt, es war nicht meine Idee. Der Oberbürgermeister macht Druck. Und wir können es uns nicht erlauben, die Aufträge der Stadt zu verlieren.«
    »Na toll. So viel zum Thema freie Presse.«
    »Ach, komm. Das kriegst du doch hin. Deine Chance, es ihm heimzuzahlen.« Rado säuselte auf einmal regelrecht. »Die haben mich nur gezwungen, dir den Kerl in die Sendung zu setzen. Was du zu ihm sagst … und was du ihn sagen lässt … das ist ganz allein deine Sache.«
    »Solange ich kein neues Video zeige.«
    »Solange du kein neues Video zeigst, ohne das vorher mit mir abzustimmen.«
    Einen Moment lang hatte Ingo das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als fiele er plötzlich ins Nichts.
    »Echt toll«, stieß er hervor. »Ist dir eigentlich klar, dass ich überhaupt nichts mehr habe, um die Sendung vorzubereiten? Die haben gestern meinen Computer mitgenommen, meine Akten, mein Handy … Ich sitze hier praktisch vor einem leeren Schreibtisch.«
    »Schon der zweite Computer, den du in einer Woche verlierst.« Das schien Rado zu amüsieren. »Was brauchst du denn? Hast du nicht noch die Festplatte im Bankschließfach?«
    Ach ja, richtig. An die hatte Ingo gar nicht mehr gedacht. Auf der war alles drauf, was er brauchte; sein ganzes Archiv. »Die nützt mir nichts ohne Computer.«
    »Daran wird es nicht scheitern. Hol die Platte und komm her. Du kriegst ein leeres Büro samt Computer. Und ein neues Handy zu kaufen sollte ja wohl kein Problem sein.«
    Und draußen nieselte es zu allem Überfluss.
    Was für ein Scheißtag.
    »Okay«, sagte Ingo. »Ich komme.«
    Nach dem Mittagessen, das mal wieder der Verbrechensbekämpfung nicht sehr dienlich gewesen war – freitags war in der Kantine der Tag der Resteverwertung –, probierte es Ambick noch einmal in den Katakomben.
    Diesmal war Kerner da. Er hockte an seinem Labortisch, mampfte eine dicke Vollkornstulle und sagte kauend: »Hab nichts gefunden. Ganz eigenartig. Kommt

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