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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gemacht?«
    »Möglich. Weiß ich nicht.« Das war wieder typisch Melanie. Nur nie sagen, was man wirklich meint. »Manchmal hätte ich mir schon gewünscht, dass du … na ja. Direkter bist. Klarmachst, was du willst.«
    Auf einmal glaubte Ingo zu verstehen, warum sie ihn überhaupt angerufen hatte: Sie wartete darauf, dass er ihr vorschlug, sich zu treffen. Heute noch. Gleich. Sie wartete darauf, dass er sagte, komm doch zu mir . Dass er sie in sein Bett einlud, mit anderen Worten.
    »Ehrlich?«, fragte Ingo zurück, mit pochendem Herzen, den Kopf voller Bilder, wie es gewesen war zwischen ihnen, voller Erinnerungen, bei denen es ihm richtiggehend heiß wurde.
    Er dachte an Evelyn. Die sich nicht mehr gemeldet hatte. Wahrscheinlich hatte Kevin das Training völlig schrecklich gefunden. Womöglich hatte er sich verletzt, und sie gab ihm die Schuld daran.
    »Ganz ehrlich?«, hörte er Melanie sagen. Hauchen. »Du warst im Bett viel zu vorsichtig. Ich hab immer das Gefühl gehabt, du hast Angst, du brichst mir irgendwas ab bei der kleinsten falschen Bewegung. Ich hab drauf gewartet, dass du dir einfach mal nimmst, was du willst, verstehst du, was ich meine?«
    »Ich war zu rücksichtsvoll? Ist das dein Ernst?«
    »Ingo, das ist was anderes. Es ist okay, Rücksicht zu nehmen. Ich träum nicht davon, vergewaltigt zu werden oder so einen Scheiß. Aber als Frau, da will man auch mal … ach verdammt, man will auch mal Begehren spüren. Leidenschaft. Dass es mit dem Mann, mit dem man zusammen ist, durchgeht .«
    »Du hast davon geträumt, mal so richtig rangenommen zu werden?«
    »Ja, genau. Ich hab davon geträumt, mal so richtig rangenommen zu werden.«
    Vielleicht wartete sie doch nicht auf seine Einladung. Vielleicht war das nur eine verspätete Generalabrechnung. Ein Versuch, ihn zurechtzustutzen. Nicht, dass er sich am Ende was auf seinen Erfolg im Fernsehen einbildete und nicht mehr angetanzt kam, wenn sie pfiff.
    Stand er gerade an einem Wendepunkt seines Lebens? Irgendwie hatte Ingo das Gefühl. Als könne jedes Wort, das er jetzt sagte oder nicht sagte, entscheidend sein.
    »Und dein Matschi?«, fragte er, weil es sein musste. »Nimmt der dich so richtig ran? Wenn er zufällig mal da ist und nicht andere Frauen richtig rannimmt, meine ich.«
    Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. Dann kam eine verletzt klingende Stimme: »Ingo Praise? Du bist ein Idiot.«
    Damit legte sie auf.
    Ingo legte auch auf, ließ den Kopf nach hinten sinken, musste an Melanies Brüste denken, die er manchmal Amazonenbrüste genannt hatte, weil die rechte etwas kleiner war als die linke, und fragte sich, ob er tatsächlich ein Idiot gewesen war. Schwer zu sagen.
    Es klingelte wieder. Ingo ließ die Hand über dem Hörer schweben, zögerte. Es klingelte noch einmal.
    Nein. Er stand auf, zog den Telefonstecker aus der Dose und ließ ihn liegen. Dann ging er in die Küche und schenkte sich ein großes Glas Rotwein ein.
    Am Freitagmorgen führte Ambicks erster Weg hinab in die Labors zu Kerner, der am Abend zuvor versprochen hatte, sofort mit der Patentrecherche zu beginnen.
    Die Tür war noch verschlossen. Vielleicht war es spät geworden.
    Als er ins Büro kam, war Enno schon da, studierte im fahlen Schein seiner Schreibtischlampe eine Akte. Ambick probierte den Lichtschalter: immer noch nichts.
    »Der zweite Reparaturantrag«, sagte Enno, ohne aufzusehen. »Das war der Fehler. Jetzt fühlt sich der Hausmeister gedrängt, und dann macht er gar nichts.«
    »Na toll.« Ambick seufzte. »Dir auch einen guten Morgen übrigens.«
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Eine Mail von Kerner war da: Er habe noch nichts gefunden, müsse aber jetzt allmählich aufhören. Abgeschickt worden war die Mail um 1:09:12.
    Das hieß, heute Morgen war vermutlich so früh nicht mit dem Auftauchen des Kriminaltechnikers zu rechnen.
    »Sag mal, hast du nächste Woche Donnerstagabend schon was vor?«, fragte Ambick aus einem Impuls heraus.
    Enno sah auf. »Öhm … Keine Ahnung. Müsste ich nachsehen. Wieso?«
    »Da ist der Titelkampf im Halbschwergewicht in Manila. Dachte, wenn du Lust hast, könnte man sich den vielleicht zusammen anschauen. Ich hab ’nen großen Fernseher, und im Kühlschrank warten gepflegte Bierchen.«
    Enno zögerte, verzog dann das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Nee, du, sorry. Ehrlich, aus Boxen mach ich mir nichts. Du?«
    Ambick hob die Schultern, fühlte Enttäuschung. »Ich hab

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