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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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»Jedenfalls«, fügte er hinzu, »kann ich jetzt wohl kaum Hilfe von der Polizei erwarten, nachdem ich sie vor aller Welt in den Senkel gestellt habe. Die lassen mich doch auflaufen!«
    »Ach was«, knurrte Rado. »Die sind eine Behörde. Die sind verpflichtet , dir zu helfen.«
    »Ha«, machte Ingo.
    Rado ächzte wieder. »Ich geb das an unseren Justiziar weiter. Der soll das machen. Auf die Weise haben wir gleich eine exklusive Story, falls die nicht spuren.«
    Es geschah am Samstagnachmittag in der Beichte.
    Nach einem Mann, der mit buchhalterischer Pingeligkeit allerhand unreine Gedanken und verderbliche Gelüste gebeichtet hatte, kam ein nervöser, schlaksiger Junge in den Beichtstuhl geschlüpft, der statt mit der Beichtformel mit einem heiseren: »Guten Tag, Herr Pfarrer« grüßte.
    Peter hüstelte irritiert. »Hallo.«
    »Also«, sprudelte der Junge los, »ich hab keine Ahnung, wie das hier funktioniert, ehrlich gesagt. Ich bin nicht so der Typ, der in die Kirche geht. Meine Mutter sagt immer, ich soll … na, Sie wissen ja, wie das ist. Aber jetzt … ich weiß nicht, mit der Beichte und so, keine Ahnung, ich würd gern einfach mit ’nem Pfarrer reden, verstehen Sie? Wenn das okay ist.«
    »Ich höre dir zu«, sagte Peter. »Erzähl, was dich bedrückt.«
    Der Junge dünstete Unruhe aus, Unwohlsein und innere Zerrissenheit. Es war, als drängten seine Gefühle durch das handgeschnitzte Gitter, das im Lauf der Jahrhunderte schon so viele Sünden gehört hatte.
    Irgendwie rührte das etwas in Peter auf. Es brachte ihm zu Bewusstsein, wie gern er selber einmal von seinen Zweifeln und Ängsten gesprochen hätte, die zu beichten er in all den Jahren nie über sich gebracht hatte. Inzwischen schien es ihm gänzlich unmöglich, es überhaupt jemals zu tun; nicht, nachdem so viel Zeit verstrichen war.
    »Okay. Also, das ist so: Ich bin in der Gang von jemandem, dem seinen Bruder hat dieser Typ umgebracht, der jetzt immer in der Glotze ist, der Racheengel. Und den will er jetzt rächen. Also – den Bruder, klar. Er will den Racheengel schnappen und umlegen.«
    Es durchrieselte Peter kalt. Der Albtraum jedes Priesters: von den Vorbereitungen zu einem Verbrechen zu erfahren und durch das Beichtgeheimnis gebunden zu sein.
    »Ich verstehe«, sagte er mit Mühe.
    »Okay. Die Sache ist die, dass er sich einen Plan ausgedacht hat, der … also, keine Ahnung, ob der überhaupt funktioniert und so, aber irgendwie … also, ich find den Plan nicht so … ich soll da ja mitmachen! Ich bin dazu verpflichtet, verstehen Sie, weil ich in der Gang bin … die Gang ist deine Familie. Also – meine. Sozusagen. Ich hab natürlich noch eine richtige Familie, oder jedenfalls meine Mutter und ’ne Schwester und so, aber …« Er hielt schwer atmend inne. »Was wollte ich jetzt eigentlich sagen?«
    »Was ist das für ein Plan?«
    »Ach so. Ja, genau. Also, er hat sich überlegt, dass wir losziehen, abends, und halt irgendwo, wo es sich ergibt, jemanden verprügeln. Er denkt, das lockt den Typen an, diesen Racheengel. Blöder Name, übrigens. Jedenfalls, ein paar von uns sollen sich da immer verstecken – man muss sehen, wo das geht; es müssen Leute da sein, aber nicht zu viele, und irgendwelche Verstecke, keine Ahnung, wo das sein soll, aber er hat da ein paar Stellen ausgeguckt. Okay, und wenn der Typ auftaucht, dann kommen die anderen raus und schnappen ihn sich.«
    Peter hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Also, Herr Pfarrer, ich sag’s Ihnen ganz ehrlich – wenn mir einer blöd kommt, dann hau ich dem eine rein, okay? Das ist korrekt. Aber Leute zu vermöbeln, die überhaupt nix getan haben … mir nicht, der Gang nicht … also, ehrlich, ich weiß nicht. Und gleichzeitig denk ich, ich muss ja. Ich hab echt auch Schiss, weil ich hergekommen bin, aber irgendwie … also, ’ne blöde Situation. Wenn man so hin und her gerissen ist, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Das verstand Peter besser, als der Junge ahnen konnte. Aber helfen … helfen konnte er ihm deswegen trotzdem nicht. Er nahm Zuflucht zu Bibelstellen, die ihm einfielen, sprach von Jesus’ Forderung, seinen Feinden zu vergeben, und merkte selber, dass er ins Faseln kam, dass er redete, ohne zu wissen, was er sagen sollte. Er spürte, wie der Junge auf der anderen Seite des Gitters – wie alt mochte er sein? Sechzehn? Siebzehn? – in sich zusammensank.
    »Oh Mann«, hörte er ihn schließlich ächzen. »Das ist

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