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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hinter ihm. Er befühlte das schmeichelnd weiche Leder der Mappe, die er unter dem Arm trug. Das Manuskript seines Buches war darin gewesen, das er heute persönlich beim Verlag abgegeben hatte, gefolgt von einem Glas Sherry mit dem Verleger und einem Gespräch über zukünftige Projekte: Das hatte sich alles sehr gut angehört.
    Das anschließende Treffen mit der Produzentin von City-TV war, man konnte es kaum anders sagen, in jeder Hinsicht befriedigend gewesen. Neci grinste breit, während ihm diese Formulierung durch den Kopf ging. Begonnen hatte es als Besprechung im Büro, offiziell, um sich über mögliche Formen der Zusammenarbeit auszutauschen, doch dann hatte Diana Fröse vorgeschlagen, das Meeting nach außerhalb zu verlagern …
    Der Begriff Stundenhotel , dachte Neci, während er die Parkgebühr zahlte, weckte völlig falsche Assoziationen. Für das gepflegte Etablissement, in dem sie sich … nun ja, ausgetauscht hatten, war das entschieden nicht das passende Wort.
    Er schnupperte an sich. Ob ihr Parfüm noch an ihm haftete? Besser, er war vorsichtig; Melanie hatte eine verdammt gute Nase. Und die letzte Beschwichtigungsaktion war kostspielig gewesen. Er würde gleich duschen, wenn er nach Hause kam. Während er die Treppen hinaufstieg, breitete er die Arme aus: So konnte ihn der frische Wind, der durch das nach allen Seiten offene Parkhaus blies, noch ein wenig durchlüften.
    Seine Schritte hallten auf den Betonstufen. Die Lampen an den Wänden waren trübe von Fliegendreck und anderen Ablagerungen, etliche waren ausgefallen. Schmierereien überall, Reste von angeklebten und abgekratzten Plakaten, Kaugummi und leere Dosen.
    Ja, er war hochzufrieden mit sich. Vielleicht war es doch an der Zeit, seine Autobiografie zu schreiben, überlegte er, als er auf der dritten Etage anlangte. War es nicht geradezu eine Verpflichtung, seine Erkenntnisse über das Leben und die Kunst, es zu führen, an nachkommende Generationen weiterzugeben?
    Moment. Jetzt musste er sich orientieren. Das Parkhaus war verwirrend aufgeteilt, das Parkdeck schlecht beleuchtet, Betonsäulen warfen bizarre Schatten. Es roch nach Benzin, Gummi und kalten Abgasen, der kühle Wind trug den Geruch von Bier, Bratwurst und Zigarettenrauch herein.
    Zum Glück war sein Jaguar nicht nur elegant, sondern dank seiner Länge von über fünf Metern in einer Reihe gewöhnlicher Autos auch nicht zu übersehen. Das half in unübersichtlichen Parkhäusern.
    Er wollte gerade aufschließen, als unvermittelt jemand neben ihm stand und ihn damit zu Tode erschreckte.
    »Ist das dein Auto?«
    »Was?« Neci sah entrüstet auf den Kerl hinab. »Kennen wir uns, oder wieso duzen Sie mich?«
    Er sah den Schlag nicht kommen, fühlte nur, wie ihm der Kopf herumgerissen wurde und ein Schmerz in seiner Lippe aufflammte. Er torkelte zur Seite, schmeckte Blut, begriff nicht, was geschah, oder vielmehr, begriff es, wollte es aber nicht glauben.
    »Was –?«
    Der zweite Schlag. Den sah er kommen, doch das half ihm nichts. Mitten rein in die Magengrube, dass es ihm die Luft aus den Lungen trieb. Professor Markus Neci klappte zusammen, fiel schwer gegen sein Auto, fühlte sich wie gelähmt in seiner Fassungslosigkeit darüber, dass ihm so etwas widerfuhr. Ihm? Wieso ihm?
    Weg. Weg hier. Aber da war noch einer, auf der anderen Seite, dessen Faust er in den Weg kam. Sternchen blitzten.
    Sie trafen nicht nur seinen Körper. Sie trafen auch sein Weltbild, waren drauf und dran, es zum Einsturz zu bringen.
    »Was wollen Sie?«, stieß Neci hervor. »Was habe ich Ihnen denn getan?«
    Sie antworteten nicht. Stumm und seltsam unpersönlich droschen sie auf ihn ein, gaben allenfalls knurrende Laute von sich, wenn sie besonders viel Kraft in einen Schlag legten. Sie schlugen ihn gegen den Kopf, gegen die Brust, schienen ihn systematisch zu bearbeiten und nicht so, als ob sie es sonderlich eilig hätten.
    Eine Verwechslung! , dachte Professor Doktor Markus Neci. Das muss es sein. Sie verwechseln mich mit jemandem!
    Er folgte den Geräuschen, ohne selber welche zu machen. Er wurde zum Schatten, der die Spiralrampe hinaufglitt, vorbei an lackverzierten Schrammen entlang der Wand, über Bremsspuren hinweg. Überwachungskameras zu identifizieren und sein Gesicht zu senken oder abzuwenden war eingeübter Reflex, darüber musste er nicht einmal nachdenken.
    Zweite Etage. Die Geräusche kamen näher. Von draußen hörte man Verkehrslärm, Stimmen, Musikfetzen, während es hier drinnen

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