Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Werden Sie ihn finden? Meinen Sie, Sie kriegen ihn in ein Krankenhaus?«
    Ambick nickte. »Wir tun, was wir können.« Er lächelte. »Was die Tabletten betrifft, hatte ich gerade eine kleine Hörstörung. Enno, hast du mitgekriegt, woher er die hatte?«
    Enno hob die Hände. »Oh, du – hier hinten hört man so gut wie nix von dem, was vorne gesprochen wird.«
    Sie lächelte wehmütig. »Danke fürs Bringen«, sagte sie. Dann stieg sie aus und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Allmählich gewöhnte sich Ingo richtig an das Büro, das ihm Rado zur Verfügung gestellt hatte. Heute war es besonders angenehm, hier oben im Warmen zu sitzen und über die Stadt zu schauen, die in trostlosem Grau versank.
    Inzwischen bekam er sogar Post. Ein Päckchen hatte heute Morgen auf dem Tisch gelegen, darin ein T-Shirt mit der Aufschrift Unter dem Schutz von ; darunter schemenhaft, aber erkennbar die Umrisse des Racheengels. Das beiliegende Schreiben bat, er möge das T-Shirt in seiner Sendung tragen und damit einen Künstler unterstützen. Außerdem zwei Faxe: eine Anfrage von einer Firma in München, die ihn als Eröffnungsredner für einen Kongress über Sicherheitstechnik gewinnen wollte, und eine Einladung aus Leipzig, an einer Podiumsdiskussion mit dem Titel »Mut und Zivilcourage im 21. Jahrhundert« teilzunehmen.
    Nur das Telefon funktionierte immer noch nicht. Das musste er Rado gegenüber vielleicht mal ansprechen.
    Gerade als Ingo sich in die Unterlagen für die heutige Sendung vertiefen wollte, begannen im Büro nebenan Akkuschrauber zu surren. Dann rumpelte es, hörte gar nicht mehr auf. Er ging nachsehen: Handwerker, die irgendwelche Möbel einbauten. Außerdem verlegten sie einen neuen Teppichboden, denn wenig später erfüllte der durchdringende chemische Geruch des Klebers die Luft.
    Seine heutigen Gäste waren schon wieder nicht sonderlich spektakulär: ein Mann, ein ehemaliger Fernfahrer, der in einer Raststätte bei einer Schießerei, mit der er gar nichts zu tun gehabt hatte, schwer verletzt worden und seither arbeitsunfähig war. Er würde etwas über den Dauerclinch erzählen, in dem er mit den für Entschädigungszahlungen zuständigen Behörden lag. Der zweite Gast war ein Sammler historischer Schusswaffen, dem das Gericht die Waffenbesitzkarte aberkennen wollte: Was um alles in der Welt sollte er mit dem anfangen?
    Er musste wirklich mal mit Rado sprechen.
    Sein Handy klingelte. Er beugte sich über das Display. Seine Festnetznummer, eine Weiterleitung also. Er nahm an.
    »Hi.« Melanie. Auch das noch.
    »Ja?«, knurrte Ingo. »Was gibt’s?«
    »Markus ist gestern angegriffen worden. Hast du das mitgekriegt?«
    Ingo runzelte die Stirn. Was interessierten ihn die Dispute der Soziologenszene? »Nein. Ist mir völlig entgangen, stell dir vor.«
    »Na, dann erfährst du es jetzt von mir. Also, Markus war auf dem Rückweg von einer Besprechung in seinem Verlag – er hat sein Manuskript abgegeben, und der Verleger hat bis in die Nacht hinein mit ihm darüber diskutiert –, und als er ins Parkhaus gekommen ist, ist er von zwei Jugendlichen aus heiterem Himmel attackiert und zusammengeschlagen worden.«
    »Was?« Ingo begriff, dass sie gar nicht von einem verbalen Angriff unter Kollegen sprach. Er musste unwillkürlich auflachen. »Na, dann weiß er ja jetzt, wie das ist. Da kann er sein Buch gleich umschreiben.«
    »Ha!« Da war er wieder, der kämpferische Melanie-Ton. »Markus hat gewusst , dass du genau das sagen würdest. Deswegen ruf ich überhaupt an. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass dieser Vorfall keinerlei Rachsucht in ihm ausgelöst hat, sondern ihn in seinen wissenschaftlichen Ansichten nur bestärkt. So.«
    Nebenan krachte etwas gegen die Wand, dass alles wackelte.
    »Und was erwartet er jetzt?«, fragte Ingo. »Dass ich ihn in meine Sendung einlade und dazu interviewe?«
    »Nein. Erwartet er nicht. Er käme auch nicht. Kannst du vergessen. Auf dieses Niveau lässt er sich nicht mehr herab.«
    »Ach so. Niveau will er.« Ingo seufzte. »Mel – ich begreif echt nicht, was du an dem Kerl findest.«
    »Ja, ich weiß, und das wirst du auch nie begreifen. Markus ist ein mutiger Mann, verstehst du? Einer, der unbeirrbar seinen Weg geht. Ein starker Mann. Auf eine solche Attacke so zu reagieren ist in meinen Augen ein Beweis von Stärke. Und eine Frau will einen starken, unbeirrbaren Mann, weil sie nur zu so jemandem aufsehen kann.«
    Ingo musste daran denken, wie unbeirrbar Neci die Brüste

Weitere Kostenlose Bücher