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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Minuten«, korrigierte er sich nach einem Blick auf die Uhr.
    »Das sind doch voll die Toastbrote, ey. Wieso das denn? Wir sind jeden Freitag um die Zeit hier.«
    »Ja, aber sonst halt niemand«, sagte Sebastian.
    Michael drängte sich neben ihn, las ebenfalls, was im Schaukasten stand. »Kommt, wir gehen bis dahin zu den Videospielen«, schlug er vor. »Die haben jetzt zwei Formel-I-Spiele, wo du dich in einen Rennwagen reinsetzen kannst, der sich in die Kurve legt und so. Das muss voll der Hammer sein. Mein Bruder hat letztens fuffzig Euro an so nem Ding verbraten.«
    »Wow«, sagte Erik. »Super.«
    Die Idee stieß auf allgemeine Begeisterung. Kevin machte sich ganz klein, und als irgendwie die Reihe an ihm war, was zu sagen, meinte er kleinlaut: »Ich wart dann halt draußen.«
    Jetzt sahen ihn alle an. »Wieso?«, wollte Erik wissen. »Hast du kein Geld mit? Ich kann dir was leihen.«
    »Ich bin erst vierzehn«, sagte Kevin. »Vierzehneinhalb. Aber das reißt’s auch nicht raus.«
    Die anderen wechselten vielsagende Blicke. Jetzt würde es losgehen, das Gespöttele, die blöden Sprüche, der Spaß auf seine Kosten. Kevin kannte das.
    »Also, Leute«, meinte Sebastian, »wegen mir muss es nicht sein. Ich meine, hey, was ist schon ’ne halbe Stunde? Und vielleicht machen sie ja doch ein bisschen eher auf.«
    Erik nickte. »Stimmt eigentlich. Nicht dass uns die gute Bahn 1 durch die Lappen geht.«
    »Ich komm eh morgen mit meinem Bruder her«, sagte Michael. »Und ich kann’s kaum erwarten, euch abzuziehen. Alle Neune, aber voll!«
    »Angeber«, meinte Erik abfällig.
    Auch die anderen winkten ab, waren sich einig, dass es das nicht brachte, wenn einer von ihnen draußen warten musste.
    Einer von ihnen! Kevin traute seinen Ohren nicht, als er das hörte. Ein warmes Gefühl des Glücks erfüllte ihn. Noch nie im Leben war er mit der Wendung einer von uns gemeint gewesen. Noch nie im Leben hatte er dazugehört .
    Was für ein Tag. Den würde er sich rot im Kalender anstreichen.
    »Was heißt hier Angeber?«, stritt sich Michael inzwischen mit Erik. »Im Training hab ich vier von euch ausgehebelt, schon vergessen?«
    »Vier Hänflinge«, entgegnete Erik. »Du hast dir halt die dünnsten und leichtesten ausgesucht.«
    »Ich nehm’s auch mit der doppelten Zahl auf«, behauptete Michael. »Kein Problem.«
    »Kannst du haben. Wir sind gerade zu zehnt, wenn Kevin mitmacht.«
    Sebastian erklärte ihm, wovon die Rede war: Es ging um eine Übung, bei der einer am Boden lag, von mehreren Angreifern attackiert wurde und sich gegen deren Widerstand aufrichten und aus ihrem Kreis freikämpfen musste. Man trug, wenn man das trainierte, spezielle Schutzkleidung, damit der Betreffende wild strampeln und mit voller Kraft um sich schlagen konnte.
    »Also, her mit euch Witzfiguren«, rief Michael, ließ seine Sporttasche zu Boden plumpsen und ging in Verteidigungsstellung. »Greift mich an.«
    »Komm, lass den Scheiß«, meinte Sebastian. »Wir sind zum Kegeln hier.«
    »Wieso?« Michael hüpfte schattenboxend umher. »Passt doch. Ich hau euch genauso um. Alle Neune.«
    »Es reicht, wenn du das am Montag im Training beweist.«
    »Vergiss es. Mehr als vier Gegner erlaubt David nicht.«
    Erik stieß Sebastian in die Seite. »Komm, mir machen ihm den Spaß. Kegelt sich bestimmt prima mit ’nem blauen Auge. Da kann man besser zielen.«
    »Du weißt wohl, wovon du redest«, höhnte Michael. »Also, los, ich will’s wissen!«
    Erik senkte den Schädel. »Das wird dein Untergang, Mann.«
    Kevin sah zu Sebastian hinüber, unsicher, wie ernst die ganze Sache gemeint war. Doch der verdrehte nur seufzend die Augen.
    Ingo musste das Letzte aus sich herausholen, um mit dem Racheengel Schritt zu halten. Die geisterhaft leuchtende Gestalt vor ihm war schnell wie der Wind, schien im Dunkeln sehen zu können, wirkte, als flöge sie, als gälten die Gesetze der Schwerkraft für sie nicht.
    Ingo dagegen keuchte unter der Last der schweren Profikamera mit ihrem Gehäuse aus massivem Metall. Er verstand, warum Kameramänner nach spätestens zehn Jahren in dem Job unter Rückenbeschwerden litten. Seine Schritte führten ihn über Betonboden; immer wieder stieß er gegen Holzstücke, Styroporteile, Säcke von irgendetwas; immer wieder war er dicht daran, zu stolpern und der Länge nach hinzuschlagen.
    Was ihm unter keinen Umständen passieren durfte. Wenn er das hier vermasselte, eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben bekam, dann konnte er seine

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