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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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vor Schluss. Ich kündige das an.«
    »Okay.« Sie quetschte die DVD in eine mit allerhand anderem Zeug bedenklich vollgestopfte Ablage.
    Das würde schon klappen, sagte sich Ingo, während er hinter der Bühne Aufstellung nahm, den Blick auf den Monitor gerichtet, auf dem die letzten Sekunden bis zum Beginn der Sendung heruntergezählt wurden. Und wenn nicht, dann halt nicht.
    Abends nach der Lagebesprechung mit den Ermittlern ging Ambick ein paar Akten durch, die im Zusammenhang mit den Fällen standen, die er eigentlich abgegeben hatte. Aber den Kollegen, die jetzt daran arbeiteten, waren eben noch einige Dinge daran unklar. Er dachte voller Neid an die Fernsehkommissare und wie die immer den Freiraum hatten, sich ganz auf einen einzigen Fall zu konzentrieren. So luxuriös war die Wirklichkeit leider nicht, nicht einmal, wenn man eine Sonderkommission leitete.
    Die Tür ging auf. Zu seiner Überraschung kam Enno zurück, der sich eigentlich schon in den Feierabend verabschiedet hatte.
    »Die Schießerei gestern Abend beim Effertz-Kino«, rief er und schwenkte die Aktenmappe, die er in der Hand hielt. »Die Ballistik meint, es war wohl doch kein Fall fürs Dezernat Bandenkriminalität.«
    »Wie das?«
    »Weil die Kugeln«, sagte Enno und legte den Bericht vor ihn hin, »alle aus den Pistolen des Racheengels stammen.«
    »Sieh an.« Ambick schob die Akte beiseite, in der er gerade gelesen hatte, drehte seine Schreibtischlampe so hin, dass sie die Pinnwand und den Stadtplan beleuchtete, und stand auf. »Effertz-Kino.« Immerhin, so gut kannte er sich mittlerweile aus, dass er das auf Anhieb fand. Er nahm eine Nadel mit rotem Kopf und steckte sie an die betreffende Stelle.
    »Wie viele waren das? Fünf, oder?«
    »Yep. Zwischen sechzehn und neunzehn Jahre alt.«
    »Hmm.« Er trat einen Schritt zurück, betrachtete die Karte. Es ergab immer noch kein Bild, aus dem man irgendwelche Rückschlüsse hinsichtlich einer bevorzugten Route, sonstiger Gewohnheiten oder gar eines Wohnsitzes ziehen konnte. Der Racheengel schien sein Auftreten gleichmäßig auf die Stadt zu verteilen.
    »Hilft uns nicht weiter«, stellte auch Enno fest.
    »So ist es.« Ambick griff nach dem Bericht, überflog ihn. Die Frau, die überfallen worden war, hatte am Boden gelegen und demzufolge nicht gesehen, wer ihre Angreifer erschossen hatte. Sie lag im Krankenhaus, hatte erhebliche Verletzungen vor allem im Gesicht und am Kiefer davongetragen. Die fünf Jugendlichen waren alle tot. Alle punktgenau in den Kopf geschossen, drei davon offenbar durch die Fensterscheibe hindurch. »Wird wirklich Zeit, dass jemand den bösen Buben mal Bescheid gibt, was sie riskieren.«
    Er hatte es nur gemurmelt. »Was?«, fragte Enno irritiert.
    »Nichts«, sagte Ambick und heftete den Bericht an die Pinnwand. »Gar nichts.«
    Der Titeltrailer. Der Racheengel in dramatischer Slow-Motion, so überarbeitet, dass er wie ein Scherenschnitt vor einem Hintergrund wirkte, der farblich von Rot nach Blau changierte. Die Titelmusik, die für alle Varianten dieser Sendereihe verwendet wurde. Dann Ingo, der durch die Bühnentür trat, hinaus ins Scheinwerferlicht, vor die drei Kameras und die hundertfünfzig Zuschauer, die ihn mit einem Applaus begrüßten, als seien es tausend.
    »Guten Abend«, sagte Ingo, aber sie klatschten einfach weiter, als wollten sie ihn gar nicht mehr zu Wort kommen lassen.
    Es war fast wieder wie damals. Nur, dass diesmal nicht Kinder und ihre Eltern applaudierten und es nicht um zu fangende Ringe, zu werfende Bälle und zu gewinnende Punkte ging. In diesem Moment fand es Ingo beinahe bestürzend, wie sich Fernsehsendungen ähnelten und wie wenig es eine Rolle zu spielen schien, wovon sie handelten.
    »Diese Sendung ist Menschen gewidmet, die andere Menschen verteidigen«, fuhr er fort, als er sich schließlich Gehör verschafft hatte. »Begrüßen Sie mit mir im Studio: Walter Uhl!«
    Unter weiterem Applaus betrat ein derber, breitschultriger Mann Anfang vierzig die Bühne. Er trug die Haare auffallend kurz, hatte eine Narbe am Kinn, und sein Jackett saß so stramm über seinen Oberarmmuskeln, dass man unwillkürlich darauf wartete, es platzen zu sehen.
    Sie setzten sich und handelten rasch die Vorstellung ab: Walter Uhl war Möbelpacker, nicht verheiratet, aber in festen Händen, mochte Countrymusik und reiste gerne, am liebsten in tropische Gefilde.
    »Kommen wir zum neunzehnten April dieses Jahres«, sagte Ingo. »Was ist da passiert?«
    »Also, das

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