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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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angeblafft und ihm vorgeworfen, daß er ein Tölpel sei und ihn, Kevin, schon des öfteren gefoult habe. Irgendwann nahm David seinen Kollegen beiseite. »Ich habe mich bei dir entschuldigt«, sagte David. »Und ich entschuldige mich noch einmal. Es tut mir leid. Es war ein Versehen, und ich wollte dir bestimmt nicht weh tun.« Kevin starrte David mit einem finsteren Blick an, und der befürchtete schon, daß Kevin ihm die Sache niemals verzeihen würde. Doch dann seufzte Kevin und meinte: »Ist okay, trinken wir noch ein Bier.«
    Nach dem Abendessen machten die Erwachsenen es sich an einem großen, runden Tisch gemütlich, während die Kinder versuchten, vom Steg aus Fische zu fangen. Im Westen war der Himmel noch leuchtend rot, und seine prächtige Farbe spiegelte sich auf der Wasseroberfläche wider. Das abendliche Konzert der Frösche, der Grillen und all der übrigen Insekten war schon in vollem Gange. In den länger werdenden Schatten der Bäume schwirrten unzählige Glühwürmchen umher.
    Zunächst schwärmten alle von der wunderschönen Umgebung und schätzten sich glücklich, in dem attraktiven Bundesstaat Vermont zu leben, wo die meisten Leute lediglich ein paar Tage ihres Urlaubs verbringen konnten. Doch dann wechselten die Männer das Thema und redeten über das Gesundheitswesen - was die Frauen, von Angela abgesehen, nicht sonderlich interessierte. »Da finde ich es fast noch besser, wenn ihr über Sport redet«, beschwerte sich Gayle Yarborough. Nancy Yansen und Claire Young stimmten ihr voll zu. »Es fällt einem aber verdammt schwer, nicht über die Gesundheitspolitik zu sprechen, seitdem diese sogenannte ›Reform‹ umgesetzt wird«, erwiderte Trent. Weder er noch Steve waren bei der CMV unter Vertrag. Sie hatten zwar versucht, sich mit einigen anderen Ärzten zu einer profitablen Praxisgemeinschaft zusammenzuschließen und für eine der großen Versicherungsgruppen sowie für Blue Shield zu arbeiten, doch sie hatten dabei nicht viel Glück gehabt, denn für solche Vorhaben war es bereits zu spät. Längst hatte sich die CMV die meisten Krankenversicherten einverleibt; mit ihrer aggressiven Werbekampagne hatte sie viel Erfolg gehabt.
    »Dieses ganze Geschäft mit der Gesundheit macht mich wirklich fertig«, sagte Steve. »Wenn ich wüßte, wie ich mich und meine Familie auf andere Weise ernähren könnte, würde ich der Medizin sofort den Rücken kehren.«
    »Das wäre aber eine unentschuldbare Vergeudung deiner Fähigkeiten«, bemerkte Angela.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Steve. »Aber sicherlich wäre irgendein anderer Job tausendmal besser als einer, bei dem man sich irgendwann das Gehirn aus dem Kopf pustet wie…« Er hielt kurz inne. »Na, ihr wißt schon, wen ich meine.«
    Nachdem Steve auf Dr. Portland angespielt hatte, herrschte für einen Augenblick betretenes Schweigen. Angela fand als erste die Sprache wieder. »Die Geschichte über Dr. Portland ist uns nie richtig erzählt worden«, sagte sie. »Ich muß gestehen, daß ich anfangs recht neugierig war. Seine Frau ist mir schon einmal begegnet. Offensichtlich hat sie große Schwierigkeiten, mit dem Tod ihres Mannes fertigzuwerden.«
    »Sie gibt sich selbst die Schuld daran, daß er sich umgebracht hat«, erklärte Gayle Yarborough.
    »Wir wissen nur, daß er unter Depressionen gelitten haben soll«, sagte David. »Weiß man, warum es ihm so schlecht ging?«
    »Als er zum letzten Mal mit uns Basketball gespielt hat, war er total beunruhigt, weil ein Patient im Sterben lag, den er kurz zuvor an der Hüfte operiert hatte«, antwortete Trent. »Es war Sam Flemming, der Künstler. Ich glaube, danach sind noch ein paar andere seiner Patienten gestorben.«
    David spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Er erinnerte sich nur ungern und mit Schaudern daran, wie er selbst reagiert hatte, als zu Beginn seiner Assistenzzeit mehrere Patienten gestorben waren. »Ich bin mir gar nicht so sicher, ob er sich wirklich selbst umgebracht hat«, sagte Kevin auf einmal und schockierte damit alle anderen. Kevin hatte den ganzen Tag über ziemlich wenig gesagt - abgesehen natürlich von seinen Sprüchen über Davids Tölpelhaftigkeit. Doch jetzt starrte ihn sogar Nancy, seine Frau, so entgeistert an, als hätte er gerade über Gott gelästert.
    »Ich glaube, das solltest du etwas näher erläutern«, forderte Trent ihn auf.
    »Da gibt’s nicht viel zu erläutern«, erwiderte Kevin. »Außer, daß Randy keine Waffe besessen hat. Und das ist

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