Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Füßen, um schmerzfrei darüberlaufen zu können.«
Henriette hatte keine Lust, die ins Unsinnige abdriftende Unterhaltung fortzuführen, sondern schulterte ihren Rucksack, nahm den Rest ihres Gepäcks in die linke Hand und holte mit der rechten ein futuristisch aussehendes Schießgerät heraus.
»Was ist das? Ein Laserstrahler?«, wollte Petra wissen.
»Nein, eine moderne Gasdruckpistole. Sie verschießt kleine Giftbolzen, die sich im Körper auflösen. Da außer einem kleinen roten Punkt auf der Haut nichts zu erkennen ist, sieht es so aus, als wäre der Getroffene nach einem Herzinfarkt umgekippt.«
»Schießt das Ding auch durch Stoff?«
»Tut es«, antwortete Henriette und forderte Petra ungeduldig auf, die Tür zu öffnen.
Sie schlüpfte als Erste hinaus. Sofort stand sie in undurchdringlicher Schwärze. Im ersten Moment erstarrte sie. Dann ärgerte sie sich, weil sie in ihrer Anspannung vergessen hatte, die Nachtsichtbrille aufzusetzen. Sie holte dies nach und wollte auch Petra dazu auffordern.
Doch ihre Kollegin hatte selbst daran gedacht und lächelte sie fröhlich an. »Ich sagte doch, dass niemand hier ist!«
Henriette nickte unbewusst und schlich vorsichtig durch den Gang. Licht einzuschalten wagte sie nicht, doch das Nachtsichtgerät reichte aus, um sich zurechtzufinden.
Am Ende des Wartungsgangs mussten sie über eine Treppe nach unten steigen, bis sie jenes Deck erreichten, in dem ihr anvisiertes Versteck lag. Danach ging es über hundertundfünfzig Meter weiter bis zu einer Wand, in der eine Luke, die einem Wartungsschott glich, mehr zu ertasten als zu erkennen war.
Auch hier half Petras kleiner Sender weiter. Die Luke schwang automatisch auf, und Henriette konnte sich ins Innere der Kammer zwängen. Diese war groß genug, um einem Dutzend Leute Platz zu bieten, und verfügte in der hinteren Ecke sogar über eine Hygienezelle mit Dusche und Toilette.
»Wie die Luke, durch die wir ins Schiff gelangt sind, ist das hier ein geheimer Einbau, der solche Aktionen wie die unsere ermöglichen soll. Allerdings haben die Planer nicht mit über hundert Piraten gerechnet. Gegen die bringt auch ein Sonderkommando bis an die Zähne bewaffneter Elitesoldaten nichts. Deshalb sind wir gefragt«, erklärte Petra, die sich zur Vorbereitung auf diesen Auftrag intensiv mit der Planung des Schiffes befasst hatte.
Henriette nickte angespannt. »Die Kerle sollen Sprengsätze installiert haben.«
»Das ist dein Job! Aber erst morgen. Jetzt solltest du uns als Erstes etwas zu essen besorgen. Ich hätte gerne Pizzen, Hot Dogs, Sauerkraut und, wenn du sie findest, auch ein paar Salzheringe. Außerdem könnte ich einige Tafeln Schokolade vertragen, sozusagen als Nachbrenner für meinen Gehirnmotor.«
Bei dieser Auswahl schüttelte es Henriette. Ihrer Meinung nach waren Petras Essensvorlieben in den letzten Wochen noch extremer geworden. Sie sagte jedoch nichts, sondern lud ihren Packen und den Rucksack ab und verschwand wieder nach draußen. Petra hingegen eilte, so rasch sie konnte, zur Toilette und öffnete aufatmend ihre Hose.
ZWEI
H
enriette fand den Lagerraum auf Anhieb. In normalen Zeiten hätte sie die Tür mit einer Magnetkarte öffnen können, doch die Piraten hatten auch die Stromkreise abgeschaltet, an denen die dafür notwendigen Geräte hingen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als die Tür mit Hilfe eines Nachschlüssels zu entriegeln und mit der Hand so weit aufzuschieben, dass sie hineinschlüpfen konnte. Zuerst wollte sie Pakete von den nächststehenden Paletten nehmen, sagte sich dann aber, dass dies möglicherweise auffallen würde, und drang tiefer in den Lagerraum ein. Schließlich entnahm sie mehreren hinten stehenden Paletten je einen Packen und stapelte diese neben der Tür auf.
Sie selbst hätte sich mit Wasser, Milch und Haferflocken begnügt, aber der Gedanke, die ganze Zeit mit einer nörgelnden Petra auf engstem Raum zu leben, brachte sie dazu, eine größere Auswahl an verschiedenen Lebensmitteln zusammenzusuchen, die man kalt aus der Packung essen konnte.
Als sie ihre Beute begutachtete, stöhnte sie auf. Sie hatte so viele Vorräte bereitgestellt, als gingen Petra und sie auf eine mehrmonatige Expedition. Für einen Augenblick überlegte sie, den größten Teil wieder zurückzubringen. Doch ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Piraten bald wieder durch das ganze Schiff patrouillieren würden.
Mit einem leisen Fluch packte sie die ersten Schachteln und verließ den
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