Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Brocken.
Hans zeigte ihm die Beretta und sein Krückengewehr, mit denen er ebenfalls in die Kämpfe eingreifen wollte.
Doch Torsten war damit nicht einverstanden. »Du kannst nicht gleichzeitig mit der Krücke schießen und dich auf sie stützen. Daher werde ich die Sache mit Omar und seinen Leuten allein durchziehen.« Als er Hans’ Enttäuschung sah, klopfte er ihm auf die Schulter. »Du bist an einer anderen Stelle weitaus wertvoller für mich.«
Bevor er Hans erklären konnte, was er meinte, vernahm er auf dem Flur Geräusche und zog rasch eine Decke über die Sachen, die Hans ihm gebracht hatte. Doch es war nur Omar Schmitt, der von den Treffen mit seinen Männern zurückkam und den vermeintlichen Bettler misstrauisch beäugte.
»Das ist mein Kollege Hans Borchart und das Omar Schmitt, unser hiesiger Gewährsmann«, stellte Torsten die beiden einander vor.
Omars angespannte Miene machte einem breiten Lächeln Platz. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
Er streckte Hans die Hand hin und wunderte sich, als dieser sie mit der linken ergriff. Dann erst bemerkte er den Grund und sog scharf die Luft ein. »Euer Verein ist ja verdammt gerissen. Einen solchen Mann hält wirklich niemand für einen feindlichen Spion.«
»Ich würde eher sagen, unser Verein ist verdammt verzweifelt, weil er sich auf solche Spielchen einlassen muss. Wir werden es ausbaden müssen, und ich weiß auch schon, wo ich das Badewasser einlassen werde.« Torstens Augen blitzten kämpferisch.
FÜNFZEHN
D
ietrich von Tarow und Jamanah erreichten Berbera, die größte Hafenstadt Somalilands, am späten Nachmittag. Hier schien der Krieg, der den Osten des Landes verheerte, weit weg zu sein. Durch die Straßen wälzten sich Somalis verschiedener Stämme, dazu Amharen und Tigray aus Äthiopien, arabische Händler und Schiffer sowie etliche Europäer, die Dietrichs Jeep entweder neugierig hinterherstarrten oder sich hinter die nächste Ecke drückten, um nicht gesehen zu werden.
Berbera war ein Sammelbecken verschiedener Kulturen und Völker und sich der Wichtigkeit, die die Stadt für Somaliland und darüber hinaus für Äthiopien besaß, durchaus bewusst. Dennoch entdeckte Dietrichs geübter Blick Anzeichen, dass die hiesigen Machthaber darauf vorbereitet waren, sich und ihre Stadt gegen einen gnadenlosen Feind verteidigen zu müssen. Auch eilten weitaus mehr Menschen zum Hafen, um dort auf Schiffe zu steigen, als von dort zurückkamen.
Auch Dietrichs Fahrer wählte den Weg zum Hafen und zeigte, als er an einem Kontrollposten anhalten musste, auf den Major.
»Ich komme von General Mahsin. Ich soll diesen deutschen Offizier zu einem Schiff bringen, das ihn und seine überlebenden Kameraden evakuieren wird.«
Der kontrollierende Soldat warf Dietrich einen kurzen Blick zu, erkannte in ihm einen hochgewachsenen Europäer in Uniform und trat beiseite. Dann sah er zu Jamanah. »Und wer ist das?«
»Die soll den Deutschen begleiten!«, erklärte der Fahrer.
»Wenn er meint.« Der Soldat winkte ihm zu, weiterzufahren, und vertrat dem nächsten Reisenden den Weg.
Im Hafenbecken lagen zahlreiche Schiffe dicht an dicht. Nur ein einzelnes in Tarnfarben gestrichenes befand sich etwas abseits allein an einem Kai. Am Heck flatterte die Trikolore, und als der Jeep anhielt, las Dietrich den Namen Surcouf .
Nun wusste er nicht, ob er erleichtert sein sollte, weil der Irrweg durch Somalia zu Ende war, oder sich ärgern, weil er dieses Land wie ein Hund mit eingekniffenem Schwanz verlassen musste, ohne zu wissen, ob es für ihn noch eine Chance geben würde, die Scharte auszuwetzen und vor allem etwas für seine gefangenen Kameraden zu tun. Beinahe beneidete er Jamanah. Obwohl sie, wenn sie mit ihm das Schiff betrat, ihre Heimat verlor, schien sie es mit stoischer Ruhe hinzunehmen. Sie betrachtete den Hafen und die Schiffe, die am Kai lagen, mit den staunenden Augen eines Kindes, das so etwas noch nie gesehen hatte. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge wunderte sie sich über die Masse an Rindern, Ziegen und Schafen, die als Lebendvieh an Bord von kleinen Frachtern gebracht wurden. Man schien diese Schiffe nur selten auszumisten, denn von dort wehte der Gestank von Dung und abgestandenem Tierurin herüber.
Dietrich fasste Jamanah am Arm. »Wir sollten an Bord gehen!« Mit der anderen Hand zeigte er auf die Surcouf . Sie nickte, verabschiedete sich von dem Fahrer und machte ein paar Schritte auf die französische Fregatte zu. Dietrich reichte dem
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