Todesfahrt: Thriller (German Edition)
ihr zeigen, dass er angekommen war.
VIERZEHN
P
etra hatte ein wenig geschlafen, um sich von den Anstrengungen der Nacht zu erholen. Da sprang auf einmal ihr Empfangsgerät an. Sie schreckte hoch und lauschte verwirrt den unbekannten Worten.
»Hans hat anscheinend aus Versehen seinen Sender eingeschaltet und überträgt jetzt den Ruf des Muezzins«, spottete sie.
»Das glaube ich nicht! Hör doch hin, das ist Hans’ Stimme, und er hat eben zum zweiten Mal das Wort Laasqoray erwähnt. Er ist hier!« Henriette sprang wie elektrisiert auf und riss das Funkgerät an sich. Sie wollte schon antworten, als ihr einfiel, dass Hans eventuell nicht allein war und ihn eine Stimme aus dem Nichts in höchste Gefahr bringen konnte.
Daher klopfte sie mit dem Zeigefinger im Morsetakt auf das Gerät. Das Geräusch war nicht laut, würde Hans aber auf sie aufmerksam machen.
Kaum hatte sie »Hier ist Henriette« gemorst, kam die Antwort auf gleiche Weise zurück. »Hier Hans! Bin an der Moschee, richtet es Torsten aus.«
Henriette morste »Okay« zurück und sah dann zu Petra. »Du kannst Torsten informieren, dass er zur Moschee gehen soll. Sag ihm, ein einarmiger und einbeiniger Bettler wartet dort auf ihn.«
Petra ließ die Finger über die Tasten flitzen. Es dauerte eine Weile, bis Torsten sich meldete. Er befand sich immer noch im Hotel und hatte erst das Mikrophon abdecken müssen.
»Hallo, Petra, was gibt es?«
»Hans ist in Laasqoray angekommen. Er befindet sich in der Nähe der Moschee und hat einiges für dich dabei, darunter auch einen speziellen Funksender, damit du dauerhaft mit uns in Kontakt bleiben kannst. Das ist wichtig, denn hier kann es mit einem Mal sehr schnell gehen. Wir müssen nur noch ein paar Sicherheitsschalter überbrücken, dann haben wir die Lady unter Kontrolle.«
»Kannst du mir ein Bataillon kampfkräftiger Soldaten zu Hilfe schicken, oder soll ich die Sache im Alleingang durchziehen?«, antwortete Torsten bissig. »Inzwischen haben die Piraten beinahe hundert Geiseln von der Lady of the Sea an Land geholt und in der nach Fisch stinkenden Halle eingepfercht. Dort werden sie von einem guten Dutzend schwer bewaffneter Freischärler bewacht, und in der Stadt halten sich noch etliche hundert weitere Freischärler auf. In meinen Augen ist es unmöglich, die Geiseln zu befreien.«
»Das Wort unmöglich gibt es in unserem Job nicht. Das siehst du ja an Henriette und mir. Wir beide haben ganz allein die Lady gekapert«, wies Petra Torsten zurecht. Sie und Henriette hatten in den letzten Stunden mit ansehen müssen, wie Passagiere gruppenweise von Bord geholt worden waren, und sich schrecklich hilflos gefühlt. Jetzt hofften sie, dass Torsten etwas einfiel.
Der zwang sich zu einem Lächeln. »Vergiss das Bataillon, Petra. Wir wollen hier ja kein Blutbad anrichten. Macht ihr euren Job! Ich erledige den meinen.«
»Wir brauchen noch eine oder zwei Nächte, dann sind wir so weit. Sieh zu, was du erreichen kannst. Wenn es nicht geht, müssen wir im Notfall auf die Geiseln an Land verzichten.« Noch während Petra das sagte, wusste sie, dass Torsten dazu niemals bereit sein würde. Doch weder sie noch Henriette konnte ihm helfen.
»Viel Glück, alter Junge«, sagte sie mit einem Lächeln, das aufmunternd sein sollte.
»Danke! Ich werde es brauchen. Jetzt mache ich mich auf den Weg zu Hans.« Torsten unterbrach die Satellitenverbindung und sagte sich, dass er froh sein würde, wenn er eines der neuen, abhörsicheren Funkgeräte in der Hand hielt.
Mit wachsender Anspannung packte er alles zusammen, was Verdacht erregen konnte. Sollten sich die falschen Leute hier im Zimmer umsehen, durfte nichts von seiner Ausrüstung zurückbleiben. Zuletzt legte er das Mikro wieder frei und verließ das Hotel in seiner Tarnung als Einheimischer.
Omar Schmitt war unterwegs, um sich mit seinen beiden Untergebenen zu treffen. Dabei hoffte der Deutschsomali auf weitere Informationen. Da Torsten gewohnt war, seine Aktionen selbst vorzubereiten und durchzuführen, wollte er auf keinen Fall nur auf Omar und dessen Männer angewiesen sein. Ihm steckte der misslungene Befreiungsversuch der Caroline noch in den Knochen, obwohl er selbst nicht daran beteiligt gewesen war.
Soweit er inzwischen erfahren hatte, war von Tarows Trupp in eine Falle gelockt worden. Zwar mochte es sein, dass die Entführer eine Kommandoaktion der Deutschen erwartet hatten, doch das hielt Torsten für unwahrscheinlich. Als er am Hafen
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