Todesfahrt: Thriller (German Edition)
zurückgewinnen, wären aber nicht mehr in der Lage, die Offensive weiterzuführen. Ich sage, wir lassen den Isaaq die Stadt und greifen sie im Süden an. Dort sind sie verwundbar!«
»Auch dort legen die Isaaq Minen«, wandte ihr Vater ein.
»Aus diesem Grund benötigen wir Geräte, mit denen man Minen suchen kann.« Und ich weiß auch schon, woher ich die bekomme, dachte Sultana Sayyida. An Bord der Caroline gab es sowohl Minensuchgeräte wie auch Räumpanzer. Sie musste die Ladung bald an Land schaffen lassen, damit sie die Ausrüstung ihrer Truppen verbessern und neue Kompanien aufstellen konnte.
Unbeirrt kam Diya Baqi Majid auf seine Forderung zurück. »Wenn wir Minenräumgerät haben, könnten wir doch auch Maydh angreifen.«
Sayyida bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick. »Genau das werden die Isaaq erwarten! General Mahsin kommandiert die größte Brigade ihrer Armee. Außerdem weiß ich aus sicherer Quelle, dass Oberst Tufayls Bataillon von der äthiopischen Grenze abgezogen worden ist, um sich Mahsin anzuschließen.«
»Dann wollen sie noch weiter vorstoßen!«, rief der Warlord erregt.
»Das werden sie ganz sicher nicht tun«, erklärte Sayyida und lächelte. Die Krieger aus Somaliland wussten, dass das für sie vorgesehene militärische Material in die Hände ihrer größten Feinde gefallen war und jederzeit gegen sie eingesetzt werden konnte. Außerdem würde ihr Spion es früh genug mitteilen, falls die Isaaq etwas Größeres planten.
»Du solltest deine Pläne weniger mit Gewalt als vielmehr mit Verhandlungen betreiben!« Abdullah Abu Na’im hatte sich eine Weile nicht an der Diskussion beteiligt und brachte sich nun wieder in Erinnerung.
»Die Somalis erkennen nur eine Sprache an – und das ist nackte Gewalt. Jedes Einlenken bedeutet Schwäche und reizt sie zum Widerstand!«, antwortete Sayyida giftig. In ihren Augen hatte ihr arabischer Schwager mit den Deutschen zu verhandeln und sich aus innersomalischen Angelegenheiten herauszuhalten.
»Siad Barre und Mohamed Aidid haben ebenfalls auf Gewalt gesetzt und sind gescheitert«, antwortete der Saudi in überheblichem Ton.
»Die haben sich nur auf ihre eigenen Clans und die ihrer Verwandten gestützt. Meine Milizen bestehen bereits aus Dulbahante, Warsangeli, Majerten, Dir und anderen Stämmen. Schon bald werden weitere Krieger zu uns stoßen, weil sie begreifen, dass nur ich sie zu neuer Größe führen kann.«
»Sie werden keiner Frau folgen«, stichelte Abdullah Abu Na’im.
»Mein Vater wird der erste Sultan von Somalia sein und mein Sohn der zweite. Ich werde stets im Hintergrund bleiben« – und die Zügel in der Hand behalten, setzte Sayyida stumm hinzu.
»Ich brauche eine Hafenstadt!«, warf Diya Baqi Majid ein und klang dabei wie ein kleiner Junge, der unbedingt dieses und kein anderes Spielzeug haben will.
Sayyida betrachtete ihn im Gefühl ihrer geistigen Überlegenheit. »Als einer meiner Unteranführer kannst du jederzeit über den Hafen von Laasqoray verfügen, ebenso über die anderen Küstenorte, über die ich herrsche.«
Damit waren die Verhältnisse ihrer Ansicht nach geklärt. Sie war die Herrin, und Diya Baqi Majid hatte ihr zu gehorchen. Wie sehr ihn dies wurmte, war ihm am Gesicht abzulesen. Nach dem Verlust von Maydh konnte er jedoch nicht wagen, ihren Herrschaftsanspruch in Frage zu stellen. In dieser Hinsicht hatte der Isaaq-General Mahsin ihr sogar einen Gefallen getan.
»Rede du mit deiner Tochter und bringe sie zur Vernunft«, verlangte Abdullah Abu Na’im von Sayyidas Vater.
Während die Augen seiner Schwägerin Blitze schleuderten, hob Wafal Saifullah in einer unbestimmten Geste die Hände. »Ich rede oft mit Sayyida, und ihr Rat erscheint mir weise. Hat sie mich doch zum Sultan der Dulbahante gemacht und nun auch zum Sultan der Warsangeli!«
Entweder ist der Alte zu sehr vom Kat berauscht oder von den Erfolgen, die ihm ohne sein Zutun in den Schoß gefallen sind, dachte der Saudi. Auf jeden Fall wusste er jetzt, dass er auf seinen Schwiegervater nicht zählen konnte. Der alte Mann stand so sehr unter dem Einfluss seiner älteren Tochter, dass er keinen eigenen Gedanken mehr fassen konnte.
Im nächsten Moment platzte eine der Frauen aus Sultana Sayyidas Amazonenleibgarde in den Raum.
»Herrin, das große Schiff hat die Anker gelichtet und Fahrt aufgenommen!«
Für Augenblicke herrschte Stille. Dann fuhr Sayyida zornig auf. »Die Lady of the Sea ? Das ist unmöglich!«
Sie sprang von ihrem
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