Todesfahrt: Thriller (German Edition)
feixend in die Kamera des Laptops. »Natürlich haben wir das Schiff und die Geiseln! Haben Sie etwa daran gezweifelt?«
Es gelang ihr, beleidigt zu klingen. Dann wurde sie schlagartig ernst. »Es gab leider Opfer unter der Mannschaft und etliche verletzte Passagiere. Aber im Großen und Ganzen sind wir gut davongekommen. Allerdings haben unsere Freunde von der anderen Seite beide Steuerräume des Schiffes in Schrott verwandelt. Ich werde den Kasten von hier aus steuern müssen, bis der Abschleppwagen kommt.«
»Hier gibt es keinen Abschleppwagen!«, schnauzte Wagner sie an. »Sie werden die Lady of the Sea selbst nach Djibouti bringen müssen. Nein! Besser nach Berbera. In Djibouti laufen mir zu viele Journalisten herum. Auch können wir uns von Berbera aus besser um die Caroline kümmern. Unsere Bundeswehrfreunde von den Spezialkräften wollen es nämlich noch einmal versuchen. Sie, Frau von Tarow, Renk und Borchart werden ihnen dabei assistieren.«
Petra stöhnte entsetzt auf. »Heißt das etwa, ich darf noch nicht nach Hause? Nach alledem, was ich bereits geleistet habe?«
»Zu meinem größten Bedauern: nein! Und jetzt erstatten Sie endlich Meldung, wie es sich gehört!« Für Augenblicke fiel Wagner in seinen Militärjargon zurück.
Petra salutierte betont linkisch. »Jawohl, Herr Major, Bericht folgt sofort!« Während sie den Verlauf der Rückeroberung schilderte, konstatierte sie zufrieden, dass ihr Vorgesetzter sie kein einziges Mal unterbrach. Zwar strich sie ihre eigenen Verdienste kräftig heraus, vergaß aber nicht, auch die Leistungen von Henriette, Torsten und den anderen Beteiligten zu würdigen.
Wagner nickte ein paarmal und verzog das Gesicht, als er vom Tod des Kapitäns, des Ersten Offiziers und des Bordingenieurs hörte. Am Ende sagte er, dass er trotz der Opfer auf eigener Seite zufrieden sei.
»Noch zufriedener werde ich allerdings sein, wenn wir die Caroline zurückgeholt haben. Das muss innerhalb der nächsten Tage geschehen. Am liebsten würde ich Sie und die anderen ja mit einem Hubschrauber von der Lady holen lassen«, setzte er nachdenklich hinzu.
»Dann brauchen Sie aber jemanden, der den Kasten hier mit einem Joystick steuern kann. Das ist die einzige Möglichkeit, die uns noch bleibt. Das Schiff ist ziemlich im Eimer. Unsere somalischen Freunde haben sich einen Spaß daraus gemacht, so viel wie möglich zu zerstören. Ich bin schon froh, dass der Kasten überhaupt noch schwimmt.«
Petra stöhnte übertrieben und erklärte, dass sie wieder auf das Radar umschalten müsse. »Im Moment fahre ich blind. Wenn mir irgendetwas vor den Bug kommt, wird es gerammt, ganz gleich, ob es sich um ein Fischerboot, ein Kriegsschiff oder ein Felsenriff handelt!«
»Dann tun Sie das und geben Sie mir Renk oder Frau von Tarow«, bellte Wagner sie an.
»Bedauere, aber die sind gerade damit beschäftigt, die überlebenden Piraten zu überreden, die Waffen zu strecken. Und damit tschüs bis zum nächsten Mal!« Petra schaltete die Verbindung ab und widmete sich wieder der Steuerung. Das Schiff machte derzeit fünfzehn Knoten, und sie rechnete ungeduldig aus, wie lange es brauchen würde, bis sie Berbera erreicht hätten.
NEUNZEHN
J
amanahs beschwörender Appell an die noch an Bord befindlichen Piraten verfing. Immer mehr Somalis sahen die Sinnlosigkeit ihres Kampfes ein und ergaben sich. Es kostete Torsten, Dietrich von Tarow und die Franzosen allerdings einige Mühe, die Männer, die nun eher verschreckten Kaninchen als grimmigen Löwen glichen, vor dem Zorn der Passagiere zu schützen. Diese waren nicht nur empört über die Behandlung, die die Piraten ihnen hatten angedeihen lassen, sondern fanden auch ihre Kabinen ausgeplündert und verwüstet vor.
Bei einem Gefangenen wurde besonders viel Beutegut gefunden. Die Fremdenlegionäre nahmen ihm alles ab und behandelten ihn dabei so rau, dass Torsten eingreifen wollte.
Da fasste Hans Borchart ihn am Arm. »Lass sie! Das ist gespielt. Der Mann ist Jabir, der französische Spion an der Piratenküste.«
Als wolle er Hans’ Aussage bekräftigen, zwinkerte Jabir diesem kurz zu und jammerte dann zum Steinerweichen über die Grobheit der Franzosen. Insgeheim rieb er sich jedoch die Hände. Viele gefangene Piraten hatten mit angesehen, wie er hier behandelt wurde, und das würde ihm bei seiner weiteren Arbeit in Somalia helfen. Zwar würden die Legionäre die Kerle freilassen müssen, damit er in das Land zurückkehren konnte. Doch das
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