Todesfahrt: Thriller (German Edition)
übernommen, wäre er in den schlimmen Stunden und Tagen an Bord wahrscheinlich durchgedreht. Er wusste, dass die Frau für seine Fürsorge dankbar war, wollte aber keine Rechte für sich daraus ableiten. Stattdessen würde er das Angebot annehmen, ihren Heimatverein zu trainieren. Sollte die gegenseitige Sympathie bestehen bleiben, konnte vielleicht mehr daraus werden.
Torsten spürte, dass sein alter Freund endlich erwachsen geworden war, und grinste anerkennend. »Ich habe gehört, dass du bei den Leuten, die mit dir eingesperrt waren, eine Panik verhindert hast. Damit hast du vielen das Leben gerettet!«
Maggies Gesicht glühte vor Stolz, als sie das Lob vernahm, und sie fasste Svens Hand. »Herr Kunath hat den anderen und mir nicht nur das Leben gerettet, sondern mich auch vor diesen schrecklichen Banditen beschützt.«
»Das glaube ich gerne. Aber jetzt entschuldigen Sie uns bitte! Wir haben noch zu tun.« Damit fasste Torsten Henriette unter und verschwand mit ihr im Bauch des Schiffes.
»Was haben wir noch zu tun?«, fragte diese.
»Zum Beispiel eine Flasche Wasser suchen. Wie ich vorhin schon sagte: Ich habe Durst!«
ZWANZIG
D
i e Lady of the Sea brauchte etwas mehr als siebenundzwanzig Stunden, um Berbera zu erreichen. Da das riesige Schiff nur mit Petras Joystick gesteuert werden konnte, richtete Dietrich von Tarow einen Posten auf dem Oberdeck und einen am Bug ein, die per Funk durchgeben mussten, wie die Lage um das Schiff herum war.
Außer Petra war nur noch Henriette in der Lage, den Joystick zu bedienen. Als Torsten es einmal versuchte, fuhr er einen Schlängelkurs, von dem Petra behauptete, er würde damit sogar das Schiff zum Spucken bringen.
Während der Fahrt redete Dunkhase auf die anderen Passagiere ein und forderte als Vorsitzender irgendeines Ausschusses im Bundestag die Kommandogewalt über das Schiff. Als Torsten und Dietrich von Tarow ihm dies verweigerten, wurde er ausfällig und drohte ihnen nachhaltige Konsequenzen an.
Schließlich wurde es Torsten zu viel. »Wenn Sie nicht umgehend den Mund halten und damit aufhören, die anderen Passagiere aufzuhetzen, lasse ich Sie in Ihrer Kabine einsperren.«
»Wir haben ein Recht, die Bestrafung der Banditen zu fordern«, fuhr der Mann auf.
»Es ist ein Unterschied, ob man eine gerechte Strafe fordert oder Lynchjustiz. Und jetzt schieben Sie ab! Wenn Sie es noch nicht begriffen haben sollten: Das Schiff steht unter militärischem Befehl. Als ranghöchster Offizier führt Capitaine Rouvier von der Surcouf das Kommando.«
Torsten hoffte, den Mann auf diese Weise loszuwerden, doch der Abgeordnete forderte nun vehement, mit Fregattenkapitän Rouvier zu sprechen.
»Wenn Sie darauf bestehen! Hans, sorge dafür, dass der Herr Angeordnete Dunkhase auf die Surcouf gebracht wird«, antwortete Torsten.
Dunkhase blies sich noch mehr auf. »Der Kapitän soll gefälligst hierherkommen!«
»Ich glaube kaum, dass er dafür Zeit hat. Na los, Hans!«
Torstens Kollege gab ein paar Fremdenlegionären einen kurzen Wink, und ehe Dunkhase sich’s versah, fand er sich auf einem kleinen, schwankenden Schlauchboot wieder, dessen Steuermann sich einen Spaß daraus machte, die Wellen so zu schneiden, dass sie steil emporgehoben wurden und dann wieder in die Wellentäler klatschten.
Bereits auf halber Strecke opferte der Abgeordnete alles, was er in den Stunden nach der Befreiung gegessen hatte, den Fischen, und als er auf der Surcouf ankam, flehte er nur noch nach dem Bordarzt. Dieser befand sich allerdings längst auf der Lady , um dort die Verletzten zu behandeln. Ein auf der Surcouf zurückgebliebener Sanitäter wies ihn in das Krankenrevier ein, wo Dunkhase deutlich besser versorgt wurde als die Geiseln, die an Bord der Lady of the Sea hatten bleiben müssen. Dieser im Vergleich zu den letzten Tagen auf der Lady paradiesische Zustand endete jedoch rasch, als der Abgeordnete vehement forderte, mit Capitaine Rouvier zu sprechen.
Dieser hörte ihm genau zwei Minuten zu und ließ ihn dann ohne jeden weiteren Kommentar zurück auf die Lady schaffen.
EINUNDZWANZIG
D
i e Einfahrt in den Hafen von Berbera war eine diffizile Angelegenheit, die Petra viel Gefühl in den Fingerspitzen und etliche Liter Schweiß abforderte. Doch nach einer halben Stunde, die ihr mindestens so lang wie ein Tag vorkam, lag die Lady of the Sea an der Mole, und einheimische Arbeiter befestigten die Taue.
Während Petra aufatmend ihren Laptop ausschaltete und die
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