Todesfahrt: Thriller (German Edition)
die Miene der jungen Somali, und sie musterte Henriette neugierig. Die Schwester des großen Kriegers war ebenfalls eine Frau, die sich nicht scheute, in den Kampf zu ziehen.
Mit einem schüchternen Lächeln sprach sie Henriette an. »Du bist sehr tapfer!«
Der Legionär übersetzte und brachte Henriette damit in Verlegenheit. »Ich weiß nicht, ob das Tapferkeit ist. Im Grunde war einfach nur zu viel los, als dass ich Angst hätte haben können.«
»Jetzt mach dich nicht kleiner, als du ohnehin schon bist«, befahl Dietrich ihr. »Immerhin hast du mit deinen Kameraden die Lady of the Sea freigekämpft.«
Henriette gluckste. »Kameraden ist gut! Wir waren zu zweit. Du wirst Petra bald kennenlernen.«
»Sagt bloß, ihr habt dieses Riesenschiff nur zu zweit unter eure Kontrolle gebracht!« Dietrich konnte es nicht fassen, und auch Leutnant Muguet schüttelte zweifelnd den Kopf. Doch bevor sie weiter darüber reden konnten, meldete sich Petra über die Lautsprecher.
»He, Leute, vor lauter Wiedersehensfreude habt ihr ganz vergessen, dass sich noch einige böse Buben auf der Lady herumtreiben. Es wäre nett, wenn ihr euch um die kümmern könntet. Da sie keinen Anführer mehr haben und ziemlich versprengt sind, ergeben sie sich vielleicht sogar. Es müsste sie jemand in ihrer Sprache ansprechen können!«
Als Dietrich auf den Legionär zeigte, der Somali konnte, wehrte dieser mit beiden Händen ab. »So gut beherrsche ich die Sprache nicht. Sie würden mich für einen Ausländer halten und mir nicht trauen.«
»Vielleicht könnten Torstens somalische Begleiter …«, begann Henriette, stockte dann und sah Jamanah an. »Wie wäre es mit ihr? Eine Frauenstimme schafft auf alle Fälle mehr Vertrauen als die eines Mannes.«
»Eine gute Idee«, befand Petra über Funk.
Dietrich wiegte unschlüssig den Kopf. »Jamanah spricht weder Deutsch noch Französisch. Wie sollen wir ihr beibringen, was sie sagen soll?«
»Das könnte ich übernehmen«, bot der Legionär an und wandte sich an die Somali.
Jamanah hörte ihm schweigend zu und zeigte dann die Zähne wie ein gereizter Hund. Viel lieber hätte sie die überlebenden Piraten umgebracht. Da sie jedoch spürte, dass Dietrich viel an der Sache lag, nickte sie. »Ich tue es!«
»Sehr gut«, lobte Petra sie, als sie die Übersetzung hörte. »Ich schalte sämtliche Lautsprecher im Schiff ein. Jamanah muss nur in Henriettes Funkmikrophon sprechen, dann können alle sie hören.«
Henriette nahm das Band ab, an dem das winzige Mikro und ihr Ohrhörer befestigt waren, und legte es Jamanah an. »Du musst langsam und deutlich sprechen«, erklärte sie ihr anschließend.
Die Somali lauschte der Übersetzung, machte eine zustimmende Geste und setzte zu ihrer Rede an. »Somalische Kämpfer! Krieger der Warsangeli, Dulbahante und Majerten, hört mich an! Legt eure Waffen nieder und ergebt euch den Soldaten aus Deutschland und Frankreich. Sie werden euch ehrenhaft behandeln.« Jamanah fügte noch einige Sätze hinzu, von denen sie hoffte, sie könnten die an Bord befindlichen Piraten zum Aufgeben bewegen, und wollte dann Mikro und Ohrhörer wieder zurückgeben. Doch da hielt Henriette ihre Hände fest.
»Du musst diese Ansprache alle fünf Minuten wiederholen, damit die Kerle begreifen, dass wir es ernst meinen.«
Jamanah blickte den Legionär an, der ihre Sprache radebrechte, und als dieser ihr erklärt hatte, was sie tun sollte, lächelte sie und wiederholte ihren Spruch.
»Sie macht ihre Sache wirklich gut«, bekräftigte Petra ihr Lob und lachte wie befreit auf. »So, Sportsfreunde, jetzt werde ich mal unserem großen Guru Bescheid geben, dass wir die Lady of the Sea erfolgreich zurückgeklaut haben.«
»Vergiss dabei aber nicht zu sagen, dass wir anderen auch dabei gewesen sind«, antwortete Torsten, der eben in den Salon kam, gereizt.
Er hatte gemeinsam mit den drei verbündeten Somalis unterwegs mehrere Piraten aufgelesen, die keinen Sinn mehr darin gesehen hatten, weiterzukämpfen, und kam sich nun so vor, als wäre er wirklich nur noch zum Aufräumen abkommandiert worden, während die beiden Frauen die Sache fast ganz allein geschaukelt hatten.
ACHTZEHN
F
ranz Xaver Wagner schien neben dem eingeschalteten Funkgerät gewartet zu haben, denn er meldete sich sofort, und seine Fragen prasselten wie Hagel auf Petra nieder. »Was ist? Habt ihr das Schiff? Ist es Renk und Borchart gelungen, die Geiseln an Land zu befreien?«
Die Computerspezialistin blickte
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