Todesfahrt: Thriller (German Edition)
reden durften.
»Trinken Sie etwas mit mir?«, fragte er.
Schmitt nickte. »Aber nur Mineralwasser. Ich bin Moslem, müssen Sie wissen.«
»Ich bin zwar keiner, ziehe aber ebenfalls Wasser vor. Es ist verdammt heiß hier.« Zur Bekräftigung wischte Torsten sich den Schweiß von der Stirn.
»Wir sind hier nun einmal in Afrika, dem heißen Kontinent«, antwortete Schmitt grinsend.
Torsten bestellte beim Barkeeper zwei Flaschen Mineralwasser, wartete, bis diese serviert worden waren, und trank dann Omar Schmitt zu. »Auf Ihr Wohl!«
»Auf das Ihre! Und darauf, dass unsere Geschäfte gedeihen!«
In Schmitts Stimme schwang ein Unterton mit, der Torsten aufmerksam werden ließ. Er stellte jedoch keine Fragen, sondern trank die Flasche in einem Zug leer.
»Bei diesem Klima werde ich noch zum Kamel«, brummte er mehr für sich.
»Dann halten Sie es in der Wüste hoffentlich auch so lange aus wie eines dieser Tiere.«
Torsten hatte zunehmend das Gefühl, dass Schmitts vermeintlich heitere Stimmung große Sorgen verbarg. Neugierig geworden, fragte Torsten, wie es nun weiterginge.
»Wir sollten aufbrechen. Mein Wagen steht draußen«, schlug Omar Schmitt vor.
»Gut! Ich hole nur noch meine Sachen aus dem Zimmer.« Torsten stand auf.
Doch Schmitt hielt ihn auf. »Meinen Ausweis wollen Sie nicht sehen?«
Um Torstens Lippen spielte ein Lächeln. Wie es aussah, hielt der andere ihn für vertrauensselig. Er aber glaubte, seinem Instinkt trauen zu können. Ein so dialektgefärbtes Deutsch konnte nur jemand sprechen, der unter Einheimischen aufgewachsen war.
Dennoch würde er einige Sicherheitsmaßnahmen treffen. Die erste bestand aus seiner Sphinx AT2000, die er in seinem Zimmer umschnallte. Ein von Petra gefälschtes Dokument in amharischer Sprache bescheinigte ihm, dass er die Waffe tragen durfte. Zudem befestigte er die Scheide eines Kampfmessers mit einem Klettband am rechten Unterschenkel und setzte zwei Gasdruckfedern in seinen Koffer ein, die dessen Deckel mit Wucht hochschnellen lassen würden. Danach verließ er die Kammer, bezahlte an der Rezeption die Rechnung und folgte Omar Schmitt ins Freie.
Dessen Wagen entpuppte sich als japanischer Pritschenwagen, auf dessen Ladefläche Dutzende plastikumwickelte Pakete lagen. »Es könnte unterwegs ja regnen«, erklärte Schmitt au f T orstens fragenden Blick hin und öffnete die Beifahrertür.
»Dies hier ist mein Stellvertreter Al Huseyin«, stellte er den Mann hinter dem Steuer vor.
Dieser grinste Torsten an und startete den Motor. Da Torsten keine Anstalten machte, einzusteigen, da er dann zwischen den beiden Somalis gesessen hätte, schwang Omar Schmitt sich auf das Sitzpolster und zwinkerte Torsten zu. »Sie sind doch vorsichtig!«
»Wo kann ich meinen Koffer verstauen?«, fragte Torsten, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
»Hinten auf der Ladefläche.«
Torsten ging um den Wagen herum und suchte nach einem Platz für sein Gepäck. Schließlich räumte er ein paar der Pakete um, die ohne Sicherung aufgestapelt waren, stellte seinen Koffer ab und beschwerte ihn mit einem Paket. »Ich hoffe, wir verlieren den Koffer nicht. Das wäre fatal.«
»Keine Sorge. Herr Al Huseyin ist ein ausgezeichneter Fahrer!«, beruhigte ihn Schmitt.
Torsten sah sich Al Huseyin genauer an. Auch dieser war wie ein einheimischer Zivilist gekleidet, doch seine ganze Haltung und seine Bewegungen deuteten auf einen Angehörigen des Militärs hin. Offenbar konnte er sich im Gegensatz zu Schmitt nicht überzeugend tarnen. Daher war der Mann als Geheimdienstler denkbar ungeeignet. Wahrscheinlich hatte er einen Onkel, welcher einen Freund hatte, der jemand Wichtigen kannte, und auf diese Weise seinen Posten erhalten.
»Wie fahren wir?«, fragte er, da er nicht weiter über Al Huseyin nachdenken wollte.
»Wir nehmen den Weg über Harar und Jijiga nach Dugu und überqueren kurz danach die Grenze«, erklärte Schmitt. »Ab jetzt sollten wir Englisch sprechen, damit Major Al Huseyin nicht von der Unterhaltung ausgeschlossen ist.«
»Von mir aus gerne.« Torsten hatte sämtliche Karten der Gegend um das Horn von Afrika studiert, die Wagner hatte besorgen können. Dennoch konnte er die Reiseroute nicht nachvollziehen. Harar, das wusste er, lag südöstlich von Dire Dawa, und der Weg dorthin verlief in etwa parallel zur Grenze zu Somaliland. Daher würden sie unterwegs irgendwann nach Norden abbiegen müssen.
ZWÖLF
S
ie fuhren durch eine Gebirgslandschaft, deren Gipfel bis auf
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