Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Schmitt.
»Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem ersten Stützpunkt. Dann sind Sie endgültig in unserem Somaliland.«
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie tatsächlich ein staubiges Nest, das aus wenigen Hütten und einem guten Dutzend Nomadenzelten bestand. Als Al Huseyin den Wagen anhielt, wandte Omar Schmitt sich lächelnd an Torsten. »Wir sind da! Wie Sie sehen, haben wir alles gut geplant. Ab jetzt sind Sie kein windiger Geschäftsmann auf der Suche nach hübschen Babys mehr, sondern wieder der Geheimagent Torsten Renk.«
»Sie kennen also meinen richtigen Namen.«
»Natürlich! Immerhin sind Sie in gewissen Kreisen ein Held. Wenn ich da an die Sache in Tallinn denke, in der Sie einigen Leuten doch arg das Kraut verhagelt haben. Und dann Ihr Einsatz in Belgien! Mein Kontaktmann bei der Bundeswehr hat mir bei meinem letzten Besuch in Deutschland einiges über Sie erzählt. Sie sind genau der Mann, den wir hier brauchen. Wir haben nämlich ein Problem, Herr Renk.« Schmitt brach ab und wirkte bei weitem nicht mehr so zuversichtlich, wie er sich noch während der Fahrt gegeben hatte.
»Und was ist das für ein Problem?«, fragte Renk.
»Unbekannte Milizen! Sie überfallen unsere Dörfer im Grenzbereich und töten jeden, der ihnen vor die Läufe kommt. Wir wissen nicht, ob die Puntländer dahinterstecken, die Warsangeli-Rebellen oder doch die Islamisten der Al-Shabaab. In den letzten vier Wochen sind mehr als zweitausend Leute umgebracht worden, darunter die gesamte motorisierte Brigade von General Iqbal. Wir müssen bereits über zwanzigtausend Binnenflüchtlinge versorgen, die aus dem Grenzgebiet geflohen sind.
Die Informationen, die wir von den wenigen Überlebenden erhalten haben, sind widersprüchlich. Die einen nennen alle möglichen Clans in der Nachbarschaft oder islamistische Milizen als Täter, andere behaupten gar, sie seien von bewaffneten Frauen überfallen worden. Um es klar zu sagen, Renk: Wir tappen im Dunkeln! Aus diesem Grund will unsere Regierung eine Kampfeinheit aufstellen, die es mit diesen Banditen aufnehmen kann, und Sie sollen diese Männer ausbilden.«
Omar Schmitt sah Renk so hoffnungsvoll an, dass dieser die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, wieder hinunterschluckte. In seinen Augen wäre jeder Unteroffizier in einer KSK-Einheit oder der GSG 9 besser geeignet gewesen, Männer im Kampf gegen einen aus dem Hinterhalt agierenden Feind auszubilden, als er. Aber da man ihm diesen Job aufgetragen hatte, wollte er ihn so gut erledigen, wie er es vermochte.
»Wie stellen Sie sich das Ganze vor?«
»Wir fahren morgen über Hargeysa nach Berbera. Dort wird in wenigen Tagen ein Schiff aus Deutschland anlegen, das mit militärischer Ausrüstung für unsere Armee beladen ist. Wir erhalten den ersten Zugriff darauf, und Sie werden alles heraussuchen, was für die Aufstellung einer Spezialtruppe benötigt wird. Dann werden Sie meiner Einheit beibringen, diese Geräte zu bedienen. Wir brauchen schnelle Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte, leichte Raketen und so weiter. Wenn wir diese Mörderbanden nicht stoppen, verlieren wir den gesamten Osten unseres Staates an die heimtückischen Angreifer.« Trotz seiner Befürchtungen versuchte Omar Schmitt zu lächeln, doch es wurde zu einer Grimasse.
Der Mann zerfrisst sich innerlich vor Angst, fuhr es Torsten durch den Kopf. Aber noch vermochte er nicht einzuschätzen, ob Omar Schmitt sich vor den Mordbrennern fürchtete oder davor, bei dieser Aufgabe zu versagen.
»Wo sind Ihre Leute?«, fragte Torsten.
»Die meisten müssen wir noch rekrutieren. Es sollen Männer sein, denen Sie zutrauen, selbst dem Teufel ins Maul zu spucken.« Schmitt wirkte erleichtert, weil nicht er die notwendigen Entscheidungen treffen musste.
Torsten sah zu Al Huseyin. Dieser war gerade ausgestiegen, um die Kinder zu verscheuchen, die sich um sie versammelt hatten. Zwei Soldaten luden den Wagen ab und brachten die Pakete in das einzige größere Gebäude des Orts. Als ein Mann auch seinen Koffer packen wollte, riss Torsten die Beifahrertür auf und schnauzte ihn an.
»Den lässt du gefälligst hier!« Er sagte es auf Arabisch und merkte sofort, dass die Soldaten diese Sprache verstanden. Der Bursche, der seinen Koffer hielt, wechselte einen kurzen Blick mit Al Huseyin, sah diesen nicken und löste die Hand vom Griff.
»Gut!« Torsten stieg aus und nahm den Koffer an sich. »Wo kommen wir heute Nacht unter?«, fragte er Omar Schmitt.
Der wies auf das
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