Todesfahrt: Thriller (German Edition)
größere Gebäude. »Im Schlafsaal!«
»Zum Schlafen geht das. Aber jetzt benötige ich einen Raum für mich.«
»Die Toilette ist dort hinten!« Schmitt zeigte einen Anbau des Gebäudes, doch das hatte Torsten nicht gemeint.
Er benötigte dringend einen Raum, in dem er ungestört mit Wagner und Petra Kontakt aufnehmen konnte. Da er das den beiden Somalis nicht auf die Nase binden wollte, ging er ein Stück beiseite und wollte gerade den Koffer öffnen, als um ihn herum plötzlich ein Haufen Kinder auftauchte und ihm interessiert zusah. Ein paar Mädchen kicherten, während ein Junge ihn nachäffte und so tat, als müsse er einen großen Koffer schleppen.
Torsten gab es auf und kehrte zu dem Gebäude zurück. Als er es betrat, konnte er links in den Schlafsaal sehen, der für mindestens dreißig Leute eingerichtet war. Auf der anderen Seite befanden sich mehrere kleinere Räume. Einer davon schien ein Schlafzimmer zu sein, der zweite ein Büro. Da dieses leer war, trat Torsten an den Schreibtisch, öffnete mit aller Vorsicht den Koffer, um den Deckel nicht mit voller Wucht gegen den Kopf zu bekommen, und holte seinen Laptop heraus. Zwar hatte er das Gerät bisher erst ein Mal unter Petras Anleitung benützt, wusste aber, wie er das Programm aufrufen konnte, welches die Computerspezialistin als Leitfaden für ihn installiert hatte.
Kaum hatte er ihn eingeschaltet, spulte der Laptop mehrere Programme ab, ohne dass er eingreifen konnte, und kurz darauf erschien Petras feixendes Gesicht auf dem Bildschirm. »Hallo, Torsten! Du schaltest den Kasten fast auf die Minute genau zu dem Zeitpunkt ein, den ich vorausberechnet habe. Bist du gut in Somaliland angekommen?«
»Grüß dich, Petra! Ich hätte mir ja denken können, dass du dir diesen Spaß erlaubst. Ja, ich habe es bis hierher geschafft.«
»Ich sehe schon, du befindest dich dreißig Kilometer Luftlinie südlich der somaliländischen Hauptstadt Hargeysa. Also wirst du es morgen nach Berbera schaffen. Die letzte Positionsmeldung, die wir von der Caroline bekommen haben, besagt, dass sie morgen das Bab el Mandeb durchfahren wird. Dort wartet die Sachsen schon auf sie. Der Frachter wird also übermorgen im Lauf des Nachmittags in Berbera anlegen. Dann wird es ernst. Sieh zu, dass du eine schlagkräftige Truppe aufstellst. Uns geht es nicht nur um diese Mördermilizen, sondern auch darum, dort unten eine Eliteeinheit aufzubauen, die gegen die Piraten vorgehen kann. Zwar befinden sich eine Menge Kriegsschiffe in der Region, aber deren Besatzungen dürfen keine Aktionen an Land durchführen. Daher halten wir es für besser, wenn die Somalis selbst gegen die Piraten kämpfen.«
Torsten hörte jemand kommen. Daher flüsterte er Petra zu, dass er unterbrochen wurde, und schaltete den Laptop ab. Er konnte ihn gerade noch im Koffer verstauen, da trat Omar Schmitt mit einem älteren Mann im Tarnanzug ein.
»Der deutsche Agent Renk, Oberst Ali Tufayl.«
»Angenehm! Entschuldigen Sie, dass ich Ihr Büro okkupiert habe. Aber ich musste kurz an meinen Koffer.« Torsten streckte dem Offizier die Hand entgegen, die dieser eher zögerlich ergriff.
»Willkommen in Somaliland! Ich weiß zwar nicht, weshalb wir einen Deutschen brauchen, um mit unseren Feinden fertig zu werden, aber Sie werden sicher an Erfahrung gewinnen.«
Zuerst war Torsten über diese unverblümten Worte verblüfft, schloss aber aus Omar Schmitts betroffener Miene, dass Tufayl mit dem Deutschen auch den Halbsomali gemeint hatte. Wie es aussah, waren die im Land aufgewachsenen Militärs nicht gerade begeistert, dass ein Ausländer einen so wichtigen Posten in ihrer Armee einnahm, auch wenn dessen Vater von hier stammte.
»Ich bin hier, um Erfahrungen zu sammeln«, antwortete Torsten gedehnt und machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach. »Allerdings will ich auch meine Erfahrungen weitergeben.«
Oberst Tufayl schnaubte verächtlich. »Haben Sie etwa Erfahrung im Kampf gegen solche Banditen?«
»Ich war ein Jahr lang in Afghanistan. Da lernt man so einiges«, entgegnete Torsten kühl. »Jetzt aber wäre es schön, wenn Sie mir mein Quartier anweisen könnten. Wir werden morgen sicher früh aufbrechen.«
»Im Schlafsaal ist Platz genug!« Damit war für Oberst Tufayl die Sache erledigt.
Omar Schmitt zupfte Torsten am Ärmel. »Kommen Sie mit! Wir suchen uns ein stilles Eckchen und reden miteinander.« Dann wechselte er ansatzlos in die deutsche Sprache. »Sie dürfen es dem Oberst nicht
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