Todesfahrt: Thriller (German Edition)
ich schon wieder zwei Kilo zugenommen. Dabei esse ich kaum etwas«, stöhnte Petra.
Henriette verdrehte die Augen. Ein Pitabrot, eine Riesenpizza und dazu noch Tiramisu zum Nachtisch konnte man beim besten Willen nicht »kaum etwas« nennen. Sie sagte jedoch nichts, um Petra nicht zu stören, die sich schon wieder in den Daten zu verlieren schien.
Gerade vergrößerte sie ein Satellitenbild, das den Hafen von Port Said zeigte. »Schau hier! Das ist die Caroline . Und was erkennst du noch?« Petras rechter Zeigefinger stach auf den Bildschirm zu.
Henriette beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. »Wird da etwas auf das Schiff geladen?«
»Das kannst du laut sagen! Die Kerle nehmen erneut Container an Bord. Warte, ich durchforste noch einmal die Computer der Reederei.«
Für eine Weile war es bis auf das Klappern der Tastatur still im Raum, dann blickte Petra fassungslos zu Henriette auf. »Von dieser neuen Fracht weiß die Reederei nichts. Aber aus den Hafenunterlagen von Port Said geht hervor, dass es sich um vier Container handeln muss, die einem gewissen Abdullah Abu Na’im aus Saudi-Arabien gehören.«
»Dann sollten wir sehen, ob wir etwas über diesen Abdullah herausfinden«, schlug Henriette vor.
»Bin schon dabei!« Petra deutete auf eine Liste, die immer länger wurde. Schon bald zog sich auch ihr rundliches Gesicht in die Länge. »Es scheint, fast jeder zweite Saudi heißt Abdullah Abu Na’im. Bis ich die alle gefilzt habe, liegt Weihnachten hinter uns.« Ihrer eigenen pessimistischen Prophezeiung zum Trotz arbeitete sie konzentriert weiter und schränkte die Gruppe der Verdächtigen mehr und mehr ein.
»Na also! Es geht doch. Hier haben wir ein Mitglied des saudischen Herrscherhauses, das seine Finger in sehr vielen Geschäften stecken hat. Ich werde mal einen Suchlauf auf den Kerl machen. Dann habe ich noch zwei weitere interessant erscheinende Kandidaten. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht den richtigen Abu herausfinden!«
Sie machte sich ans Werk und bediente sich dank ihres ausgezeichneten Übersetzungsprogramms schamlos der Datenbanken des saudischen Geheimdienstes. Gerade als Wagner mit den bestellten Pizzen zurückkam, drehte sie sich triumphierend zu Henriette um.
»Na, wer sagt’s denn! Dieser Abdullah Abu Na’im hier hat in Port Said vier Container bestellt. Die wurden allerdings nicht in Saudi-Arabien ausgeladen, sondern sollten ebenfalls nach Mombasa gebracht werden. Ich wette eine trockene Semmel gegen eine Pizza Superiore, dass er mit der Sache zu tun hat.«
»Wissen Sie schon, wie die Caroline gekapert worden ist?«, fragte Wagner, während er mehrere Einkaufstüten auf einem Beistelltisch ablegte.
Petra sah Henriette kopfschüttelnd an. »Da quäle ich meine kleinen grauen Zellen, um etwas herauszufinden, und unserem Chef ist das immer noch zu wenig. Ich glaube, ich kündige und suche mir einen Job, bei dem meine Fähigkeiten mehr gewürdigt werden.«
Wagner stellte die größten Schachteln auf Petras Schreibtisch, sodass ihr der Duft in die Nase zog. »Jetzt seien Sie doch nicht so empfindlich, Frau Waitl. Ich weiß, dass es außer Ihnen niemand gibt, der diese Sache aufklären kann. Was haben Sie also herausgefunden?«
Sie seufzte, nahm ein Pitabrot heraus, bestrich es mit Zaziki und begann zu essen. Mit einer Hand tippte sie weiter und zeigte schließlich auf den Bildschirm. »Bei dem Besitzer der Container handelt es sich um diesen Abdullah. Der Mann ist übrigens mit einer Somali verheiratet, besser gesagt, sie ist eine seiner drei Ehefrauen. Deren Schwester wiederum war die Frau des somalischen Warlords Nabil Ruh Atuf, der zu den führenden Kräften des Dulbahante-Stammes gehört hat.«
»Gehört hat? Ist er tot oder vertrieben?«, wollte Wagner wissen.
»Er ist so tot, wie ein Mann nur sein kann, unter dessen Hintern fünfzig Kilo TNT hochgegangen sind. Jetzt führt sein Schwiegervater in seinem Machtbereich das Regiment, bis sein Enkel alt genug ist. Der nennt sich Sayyid Ruh Atuf. Den Vornamen hat er von seiner Mutter. Die heißt Sayyida.«
»Die Frau können wir vergessen. Mich interessiert, was deren Vater mit diesem – wie heißt er gleich wieder? – ach ja, diesem Abdullah zu tun hat!«
Auf Wagners Anweisung hin suchte Petra nun nach Informationen über Abdullah Abu Na’im und seinen somalischen Schwiegervater, während sie mit großem Appetit aß. Viel fand sie nicht heraus. Wafal Saifullah war ein alter Mann, der bereits
Weitere Kostenlose Bücher