Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Schiffes wurde es eng, als neben den zweihundertfünfundfünfzig Frauen und Männern der Besatzung auch noch die vierundsechzig Mann von Tarows Trupp und weitere sechs Marineangehörige untergebracht werden mussten.
Leutnant Grapengeter brachte es auf den Punkt. »Entweder wir schlafen in Schichten oder in Schichten!«
»Hä?«, stieß Fahrner hervor.
»Ich meine, entweder schlafen wir abwechselnd oder in mehreren Schichten übereinander. Ich wusste schon, warum ich nicht zur Marine wollte. Ich brauche Ellbogenfreiheit!« Grapengeter zwinkerte Dietrich von Tarow zu, der sich mit seinen zwei Metern wie ein Taschenmesser würde zusammenklappen müssen, um Platz zu finden.
Doch der Major winkte ab. »Wir werden nicht viel zum Schlafen kommen, Leutnant. Wie Sie an den Maschinengeräuschen hören können, legen wir bereits ab. Es wird nicht lange dauern, bis wir in Aktion treten.«
»Zuerst muss der Kahn hier uns ans Ziel bringen. In der Zeit können wir schlafen. Ich bin nur ausgeruht gut.« Grapengeter stellte seinen Seesack und sein Sturmgepäck gegen die Wand, rollte seine Isomatte aus und legte sich hin. Doch da warf Fahrner ihm den Rucksack samt der MP5 und dem G22-Scharfschützengewehr auf den Bauch.
»He, Grapi, wir anderen brauchen auch noch Platz!«
»Leg dich doch auf ihn drauf. Er mag es, in Schichten zu schlafen«, rief ein anderer lachend.
Mit der Moral seiner Männer konnte Dietrich von Tarow zufrieden sein. Dennoch verspürte er eine innere Unruhe, die stärker war als bei jedem anderen Einsatz. Dabei hatte er in Afghanistan gegen Freischärler gekämpft und war mit seinen Leuten dort mehrfach in bedrohliche Situationen geraten. Wahrscheinlich lag es daran, dass er in einen Kasten aus Stahl gesperrt worden war und sich auf andere verlassen musste.
»Ich hätte mir was zum Lesen mitnehmen sollen«, murmelte er.
»Auf diesem Pott muss es doch so etwas wie eine Bordleihbücherei geben. Ob Ihnen die Bibliothekarin allerdings eine Verlängerung einräumt, bezweifle ich.« Grapengeter grinste, und einige seiner Kameraden lachten sogar.
Auch Dietrich von Tarow rang sich ein Lächeln ab. »Ich kann es ja versuchen. Auf alle Fälle gehe ich jetzt erst einmal an Deck, um frische Luft zu schnappen. Ihr lasst brav die Türen auf, damit es durchzieht. Nicht jeder von euch hat vor dem Abflug das richtige Deo erwischt!«
Nun hatte er die Lacher auf seiner Seite. Mit einer lässigen Handbewegung tippte er an den Schirm seiner Feldmütze und verließ den Raum.
»Das heißt nicht Tür, sondern Schott! Schließlich sind wir hier bei den Blaujacken«, rief Fahrner ihm nach.
Dietrich von Tarow achtete nicht mehr auf ihn, sondern stieg den nächsten Aufgang hoch und trat an die Reling des Kriegsschiffes. Djibouti lag bereits ein ganzes Stück hinter ihnen. Mehrere Kriegsschiffe schienen auf gleichem Kurs zu laufen. Leider waren sie zu weit entfernt, als dass er ihre Hoheitsabzeichen hätte erkennen können. Er fragte sich, ob sie an dieser Aktion beteiligt waren oder den Hafen von Djibouti nur zufällig zur gleichen Zeit verlassen hatten wie die Sachsen .
Da es viele Fragen gab, aber keine einzige Antwort, betrat er die Brücke des Schiffes und wandte sich an den Kapitän. »Gibt es schon neue Befehle oder Informationen?«
Diezmann schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nicht. Aber wir werden alles früh genug erfahren.«
»Das will ich hoffen. Bis jetzt haben wir noch nicht einmal einen Plan der Caroline . Wie sollen wir sie angreifen und die Piraten niederkämpfen, wenn wir das Schiff nicht kennen? Jetzt hätten wir noch Zeit, uns die Pläne anzusehen.«
Dietrich von Tarow klang so drängend, dass Kapitän Diezmann sich an den Funker wandte. »Fragen Sie mal in Djibouti an, ob sie Lesestoff für unsere Passagiere haben. Aber codieren Sie den Spruch. Es darf nichts nach außen dringen.«
»Wird gemacht, Kapitän!« Jensens Finger flitzten über die Konsole, dann setzte er mit ruhiger Stimme den Funkspruch ab. Es dauerte nicht lange, bis die Antwort eintraf.
»Buchausgabe erscheint später. Jetzt sollen die Kindchen sich schlafen legen.«
»Kindchen! Wenn ich den Kerl erwische, poliere ich ihm die Fresse.« Dietrich von Tarow war sauer. In unzähligen Übungsstunden hatte er seinen Männern gepredigt, wie wichtig eine sorgfältige Vorbereitung für den Erfolg einer Aktion war. Einfach so ins Blaue geschickt zu werden war ihm zuwider.
»Wissen die Leute eigentlich, weshalb wir hier sind?«, fragte er Diezmann in
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