Todesfahrt: Thriller (German Edition)
und zahlreiche weitere Ausrüstungsgegenstände in die Hände gefallen. Zuerst hatte sie überlegt, einen Teil davon in der Nähe zu vergraben. Doch schließlich lud sie alles auf den Pritschenwagen. Sie baute sogar das Zelt der Soldaten ab und zog diesen die restliche Kleidung aus. Was sie brauchen konnte, würde sie mitnehmen, und den Rest verbrannte sie.
Nach einem letzten Blick auf die Leichen, die nun nackt der Sonnenglut ausgesetzt waren, stieg sie ins Auto und ließ es an. Zwar hatte sie noch nie ein solches Ding gefahren, aber sowohl in ihrem Dorf wie auch im Flüchtlingslager zugeschaut, wie man damit umging.
Der Motor ließ sich problemlos starten. Dann begannen die Schwierigkeiten. Es krachte erbärmlich, als sie einen Gang einlegen wollte. Nervös kniff sie die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern, wie die anderen das gemacht hatten. Da war doch etwas mit einem Pedal gewesen. Sie probierte es aus und entdeckte zuerst den Gashebel und dann die Kupplung. Jetzt konnte sie einen Gang einlegen. Doch als sie das Pedal losließ, ruckte der Wagen kurz, und der Motor ging aus.
Jamanah startete erneut, legte den Gang ein und trat dabei das Gaspedal durch. Kaum zog sie den linken Fuß vom Kupplungspedal zurück, da raste der Wagen wie von einem Katapult abgeschossen los. Jamanah sah einen großen Busch näher kommen und riss erschrocken die Arme vors Gesicht. Es krachte, als der schwere Pritschenwagen durch das Gebüsch brach und dann eine scharfe Wendung nach rechts machte und auf die zerstörten Häuser des Dorfes zufuhr.
Jamanah griff zum Lenkrad und kurbelte daran. Zu ihrer Erleichterung gehorchte der Wagen, aber als sie weiterfahren wollte, bewegte sich das Ding in so starken Schlangenlinien, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Doch noch war sie nicht bereit, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen. Zum einen würde sie dann nur einen kleinen Teil ihrer Beute mitnehmen können, zum anderen musste sie die Gegend so rasch wie möglich verlassen, um nicht den Kumpanen der Toten in die Hände zu fallen. Daher biss sie die Zähne zusammen und brachte den bockigen Pritschenwagen halbwegs unter Kontrolle.
Für einige Augenblicke erwog sie, hinter den anderen Flüchtlingen herzufahren und Frau Dr. Kainz in Xagal zu suchen. Diese würde sich gewiss freuen, denn mit diesem Fahrzeug wäre sie nicht mehr von der Gnade der Soldaten abhängig. Doch Jamanah ahnte, dass die Männer ihr das Auto und den größten Teil ihrer Beute abnehmen würden, ohne dass sie dafür etwas bekam. Sie hatte nicht ihr Leben riskiert und fünf Männer getötet, um hinterher mit leeren Händen dazustehen. Daher lenkte sie den Wagen nach Nordosten und hoffte, sich im Gebirge verstecken zu können, bis ihr eine andere Lösung eingefallen war.
FÜNFZEHN
M
aggie Dometer und Sven Kunath hatten eine leidenschaftliche Stunde erlebt und erfuhren von der Kaperung des Schiffes erst, als die Lautsprecher im ganzen Schiff ansprangen.
»Hier spricht Kapitän Ganswig! Ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen. Die Lady of the Sea befindet sich in der Hand fremder Kräfte. Ich fordere alle Personen an Bord auf, Ruhe zu bewahren und vorerst in ihren Kabinen zu bleiben. Ich wiederhole: Bleiben Sie in Ihren Kabinen und verlassen Sie diese nicht. Die Besatzung wird bis auf die Maschinenmannschaft aufgefordert, sich im unteren Salon zu versammeln und dort auf weitere Befehle zu warten. Leisten Sie keinen Widerstand und befolgen Sie die Befehle der Schiffsbesetzer unverzüglich. Ich wiederhole: Leisten Sie keinen Widerstand und gehorchen Sie den Piraten aufs Wort. Tun Sie das nicht, kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren. Ende!«
»Was bedeutet das?«, fragte Maggie erschrocken.
Sven Kunath griff nach dem Glas Wein, das er sich von einem Steward hatte bringen lassen, und leerte es in einem Zug, während er einen klaren Gedanken zu fassen versuchte. »Anscheinend haben Piraten diesen Kahn gekapert.«
»Aber warum haben wir nichts gemerkt?«
»Wir waren beschäftigt! Außerdem hatten die Piraten anderes zu tun, als in jede Kabine zu schauen.« Kunath zog sich an und reichte auch Maggie ihre Kleidung.
»Wie es aussieht, bleibt uns nichts anderes übrig, als erst einmal abzuwarten. Wenn ich den Kapitän richtig verstanden habe, muss ich in meine eigene Kabine zurückkehren.«
»Du willst mich doch jetzt nicht allein lassen!«, rief Maggie erschrocken.
Kunath machte eine beruhigende Geste. »Natürlich bleibe ich bei dir.
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