Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Grenzgebieten in einfachen Zelten, die teilweise nur aus aufgespannten Decken bestanden. Ein primitiver Zaun umgab das Flüchtlingslager, und am Eingang stand ein schmutzig weißes Zelt mit aufgemaltem Roten Halbmond und direkt gegenüber ein kleineres in Tarnfarben, das als Hauptquartier der hier stationierten Truppen diente.
Der Sergeant, der Torsten und Omar Schmitt gefangen genommen hatte, befahl seinem Fahrer, den Geländewagen abzustellen. Während der Soldat die beiden mit seiner Kalaschnikow in Schach hielt, betrat sein Vorgesetzter das Militärzelt und kehrte kurz darauf mit einem Offizier zurück.
Sowohl Torsten wie auch Omar Schmitt atmeten auf, als sie Al Huseyin erkannten. Dieser musterte sie kurz und grinste. »Na, glücklich zurückgekommen? Allerdings sehen Sie etwas mitgenommen aus. Nun, wir können mit unseren Grenzposten zufrieden sein. Die halten jeden fest, der ihnen nicht geheuer ist. Ich werde den Sergeanten und seine Männer belobigen.«
»Bevor Sie das tun, könnten Sie Befehl geben, uns die Fesseln abzunehmen!« Torsten ärgerte sich zunehmend über die Selbstgefälligkeit des Mannes, der seinen Spaß daran zu haben schien, dass sein Vorgesetzter und er wie Verbrecher hierhergeschafft worden waren.
»Aber selbstverständlich!« Al Huseyin gab einem Soldaten einen Wink. Dieser trat hinter Torsten und nestelte umständlich an dem Knoten herum, mit dem der Strick gesichert war.
Mittlerweile hatte der Sergeant begriffen, dass seine Gefangenen keine Feinde und Spione waren, sondern hochangesehene Leute der eigenen Seite. Daher wich er immer weiter zu seinem Wagen zurück, schwang sich plötzlich hinter das Steuer und rief seinem Untergebenen zu, ebenfalls einzusteigen, was dieser sogleich tat.
Als der Motor aufheulte, drehte Torsten sich um und stieß einen Fluch aus. »Verdammt, der Kerl verschwindet mit meiner ganzen Ausrüstung.«
»Stehen bleiben!«, rief Al Huseyin dem Sergeanten nach, doch der drückte noch mehr aufs Gas. Das Geld, das er Torsten und Omar abgenommen hatte, war mehr, als er in sechs Jahren an Sold erhielt. Außerdem wollte er den übrigen Besitz der beiden Männer zu Geld machen und so ein reicher Mann werden.
Torsten streifte die restlichen Fesseln ab und rannte im ersten Impuls dem Geländewagen nach. Er merkte jedoch rasch, dass er keine Chance hatte, ihn einzuholen. Noch während er sich nach einem anderen Fahrzeug umsah, mit dem er den Kerlen folgen konnte, ließ Al Huseyin sich ein Gewehr reichen, legte an und feuerte.
Der flüchtige Sergeant wurde wie von einem heftigen Schlag nach vorne geschleudert und kam auf dem Lenkrad zu liegen. Gleichzeitig geriet der Wagen von der Piste ab und raste in ein Gestrüpp. Dort erst gelang es dem Beifahrer, den Schlüssel zu ziehen und so den Motor abzuwürgen.
»Jetzt können Sie Ihre Sachen holen, Renk. Sie haben sicher einiges mit Ihrer vorgesetzten Dienststelle zu besprechen. Der Einsatz in Laasqoray soll ja fürchterlich schiefgegangen sein.«
Der Mann freut sich regelrecht, dass wir Europäer von seinen Landsleuten eines auf die Nuss bekommen haben, fuhr es Torsten durch den Kopf. Er sagte jedoch nichts, sondern ging zu dem Wagen. Dort zogen gerade zwei Soldaten den Sergeanten und dessen Begleiter heraus.
»Er lebt noch«, rief einer der Männer Al Huseyin zu.
»Bringt ihn zur deutschen Ärztin. Wenn die ihn wieder zusammengeflickt hat, wird er seine Strafe erhalten!« Damit war für Al Huseyin die Sache erledigt, und er wandte sich Omar Schmitt zu. »Was gibt es Neues?«
Schmitt zeigte auf das Zelt. »Gehen wir hinein. Drinnen erzähle ich Ihnen alles, was ich erfahren habe. Vorher würde ich gerne etwas trinken – und Sie sicher auch, Renk.«
»Das können Sie laut sagen!« Torsten nahm seine Tasche mit dem Laptop und der restlichen Ausrüstung und folgte den beiden Somalis ins Zelt. Als er eintrat, hatte Omar Schmitt bereits mit seinem Bericht begonnen.
»Die Piratengruppe, mit der wir es zu tun haben, richtet sich gemütlich in Laasqoray ein. Viele der zerstörten Häuser in der Stadt sind wiederaufgebaut worden, und ich habe mehr als einhundert Milizionäre dort gezählt. Es sind zumeist Warsangeli, aber ich habe auch Dulbahante und Majerten unter ihnen gesehen. Es scheint, als wolle jemand diese Stämme vereinigen. Übrigens ist deren Ausrüstung ausgezeichnet. Alle Milizionäre tragen Uniform, und die meisten besitzen eine Cobray M-11. Wie solche Maschinenpistolen in die Hände dieser Männer geraten
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