Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Beifahrersitz, und an die kam dieser auf jeden Fall schneller als er. Um ihrer Sicherheit willen würde er seinen Gefangenen erschießen müssen, falls dieser versuchte, nach einer der MPs zu greifen.
»Fahrner! Machen Sie die Beifahrertür auf und holen Sie die Waffen heraus«, befahl er dem Soldaten und hielt die Mündung seiner MP5 gegen die Schläfe des jungen Burschen gepresst.
»Mach keinen Unsinn, Kleiner. Ich werde dich schon nicht fressen«, sagte er auf Englisch. Dem fragenden Blick seines Gefangenen nach zu urteilen, verstand dieser ihn nicht.
Dietrich griff um den Burschen herum, um dessen rechten Arm zu packen, und bemerkte dabei den ängstlichen Ausdruck auf dessen Gesicht. Mit einem Lächeln, das beruhigend wirken sollte, schüttelte er den Kopf. »Wir fressen dich wirklich nicht.«
»So, da bin ich!« Fahrner riss die Beifahrertür auf und griff nach den Waffen.
Als sich der Körper seines Gefangenen anspannte, zerrte Dietrich von Tarow ihn aus dem Wagen heraus. »So gefällst du mir schon besser. Die Spielzeuge dort sind nichts für kleine Jungs!«
»Was sollen wir mit dem Kerl machen?« Fahrner hatte Jamanahs Kalaschnikow und die vier Cobray M-11 an sich gebracht und zeigte sie dem Major. »Was sagen Sie zu dieser Ausrüstung? Eine uralte Knarre und modernste amerikanische MPs. Der Kleine hält sich anscheinend für eine ganze Armee!«
Dabei starrte er den Gefangenen an, der noch ein paar Zentimeter größer war als er. Er selbst maß mit nackten Sohlen einen Meter sechsundachtzig und war nach dem Zweimeterriesen von Tarow der Zweitgrößte in der Kompanie.
Auch Dietrich wunderte sich über die Statur seines Gefangenen, noch mehr aber über das hübsche, zart geschnittene Gesicht und die von langen schwarzen Wimpern beschatteten dunklen Augen. Ein Verdacht stieg in ihm auf, und ohne nachzudenken, griff er Jamanah an die Brust. Noch während er eines der kleinen Hügelchen mit den Fingern ertastete, riss die junge Frau ihr Knie hoch und traf ihn dort, wo es am meisten wehtut.
Er klappte keuchend zusammen, sah dabei aus den Augenwinkeln, wie Fahrner und ein anderer Soldat auf seine Gefangene anlegten, und hob die Hand.
»Nicht schießen, ihr Idioten!«, presste er mühsam hervor und zwang sich unter Aufbringung aller Willenskraft wieder in die Senkrechte. »Tut mir leid, dass ich dir an die Brust gefasst habe, aber musstest du mir deswegen gleich in die Klöten treten? Eine schlichte Ohrfeige hätte es doch auch getan.«
»Hä?«, sagte Fahrner und sah alles andere als intelligent aus.
»Wir haben keinen Gefangenen gemacht, sondern eine Gefangene. Also benehmt euch!«, erklärte Dietrich scharf.
Nun nahm er den Geländewagen unter die Lupe und wunderte sich, dass die Treibstoffanzeige fast auf null stand, obwohl auf der Ladepritsche mehrere Kanister standen, die, als er daran rüttelte, voll zu sein schienen.
»Fahrner, tanken Sie den Kasten nach. Die anderen holen Grapengeter und die restlichen Verwundeten. Seht zu, dass ihr alle auf der Ladepritsche unterkommt. Mit diesem Ding müssten wir Somaliland erreichen.«
Froh, dieser unwirtlichen und gefährlichen Gegend entkommen zu können, schleppten seine Leute die Trage mit dem schwerverletzten Leutnant und ihre Ausrüstung heran, luden alles auf den Wagen und schwangen sich auf die Ladepritsche.
Dietrich reichte ihnen Jamanahs Waffen und sah dann die junge Frau auffordernd an. »Es dürfte auch für dich zu gefährlich sein, hier zurückzubleiben. Daher solltest du mit uns kommen.« Weil Jamanah nicht sofort reagierte, schob er sie auf die Beifahrertür zu. Zwar machte sie eine abwehrende Geste, stieg aber dann doch ein.
Sie wollte sich schon hinter den Fahrersitz schwingen und den Motor anlassen. Dietrich aber schoss um den Wagen herum und hechtete hinein. »So haben wir nicht gewettet, Schwester! Jetzt fahre ich, verstanden?«
Natürlich verstand sie ihn nicht, dachte er bedauernd und wünschte sich, ihre Sprache wenigstens rudimentär zu beherrschen. Vorerst würden Gesten und Handzeichen ausreichen müssen, um ihr zu erklären, was er von ihr wollte. Zu seiner Erleichterung kehrte sie auf den Beifahrersitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte durch die Windschutzscheibe. Dietrich löste die Bremse, legte den ersten Gang ein und fuhr los. Nachdem er den Wagen gewendet hatte und durch das zerklüftete Gebiet Richtung Nordosten fuhr, beschäftigten seine Gedanken sich mehr mit der jungen Frau an seiner Seite als
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