Todesfahrt: Thriller (German Edition)
einen kurzen Funkspruch wagen zu können.
Er nahm sein Funkhandy zur Hand und drückte die Taste, die ihn mit der Sachsen verbinden sollte. Es dauerte keine drei Sekunden, da hörte er eine aufgeregte Stimme.
»Von Tarow, sind Sie es?«
»Höchstpersönlich. Wir sind inzwischen ein ganzes Stück westlich von Laasqoray in der Nähe eines ziemlich hohen Berges. Vor etwa zwei Kilometern haben wir einen Weg gequert, der aus den Bergen heraus zur Küste zu führen scheint.«
»Der Berg müsste der Shimbiris sein und die Straße die von Cheerigaabo nach Maydh. Von Maydh führt die Küstenstraße nach Westen. Etwa sechzig Kilometer hinter Maydh liegt bei Raguuda der erste Vorposten der Republik Somaliland.«
»Sie rattern die Daten herunter wie ein Lexikon«, sagte Dietrich leicht genervt. »Anstatt der Fahranweisung wäre uns ein Hubschrauber lieber.«
»Negativ! Wir können Ihnen keinen schicken, Herr Major.«
»Wir haben Verwundete, die dringend ins Krankenrevier gehören.«
Der Funker der Sachsen stieß ein bitteres Lachen aus. »Wir würden Ihnen wirklich gerne einen Hubschrauber schicken. Aber es gibt Probleme. Die Piraten haben das Kreuzfahrtschiff Lady of the Sea gekapert und drohen damit, Passagiere zu erschießen, wenn wir uns der somalischen Küste nähern. Tut mir leid, Herr Major. Sie werden sich auf eigene Faust durchschlagen müssen. Maydh müssen Sie im weiten Bogen umgehen. Die Stadt gehört mittlerweile zum Einflussgebiet des Warlords Diya Baqi Majid, und der wird mit den Piraten in Verbindung gebracht.«
»Danke für die Warnung. Wenigstens Sie haben sich die Mühe gemacht, uns zu helfen. Von Tarow Ende!« Dietrich schaltete das Funkgerät ab und sah seine Männer ernst an. »Wir kriegen keinen Hubschrauber, sondern sollen uns nach Somaliland durchschlagen. Also kontrolliert mal unsere Vorräte und vor allem den Diesel im Tank. Wenn der nicht reicht, sehen wir alt aus.«
»Scheiße! Was denken diese Arschlöcher sich eigentlich?«, fuhr Fahrner auf.
»Sicher mehr als Sie«, konterte Dietrich gelassen. »Die Piraten haben ein Kreuzfahrtschiff in ihre Gewalt gebracht und drohen damit, die Passagiere zu erschießen, wenn unsere Leute irgendetwas unternehmen. Unter diesen Umständen ist es klar, dass sie uns nicht helfen können. Und jetzt quatscht nicht länger, sondern seht zu, dass ihr auf der Plattform Verteidigungsstellung einnehmt. Es kann sein, dass uns ein paar blaue Bohnen um die Ohren fliegen, wenn wir auf die falschen Leute treffen.«
Dietrich trieb seine Männer an, alles zu kontrollieren. Dank Jamanahs Beute verfügten sie nun über genug Vorräte, auch wenn sie die Aufschrift auf den Dosen nicht lesen konnten. Allerdings drohte das Wasser knapp zu werden. Dietrich teilte den größten Teil den Verwundeten zu, reichte seiner Gefangenen eine Plastikflasche aus ihren eigenen Vorräten und trank selbst einen kleinen Schluck. Dabei musste er sich zwingen, die Flasche nicht auf einen Sitz zu leeren. Den Männern ging es nicht anders, und zwei von ihnen ließen sich dazu hinreißen, alles auszutrinken.
»Also, Leute, wir haben etwa zwanzig Kilometer bis zur Küste und dann im Höchstfall noch hundertzehn bis Somaliland. Dort werden wir Unterstützung erhalten.«
»Hundertdreißig Kilometer? Auf einer deutschen Autobahn hätten wir das in einer Stunde hinter uns«, sagte Fahrner seufzend.
»Vor allem kämen wir unterwegs zu einem Rasthof und könnten ein kühles Bier trinken – bis auf unseren Major. Als Fahrer kriegt der nur Wasser!« Trotz seiner Verletzung vermochte Leutnant Grapengeter noch Witze zu machen.
Dietrich legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn lächelnd an. »Wenn Sie wieder auf dem Damm sind, Leutnant, dann trinken wir beide gemeinsam einen über den Durst!«
»Das machen wir, Herr Major, das machen wir!« Grapengeter schloss die Augen und stellte sich diese Szene vor, während Dietrich noch einmal um den Wagen herumging. Da alles in Ordnung schien, forderte er Jamanah zum Einsteigen auf und setzte sich wieder hinter das Steuer. Wenigstens hatte er jetzt ein Ziel, sagte er sich, auch wenn er den Weg nur nach den fernmündlichen Anweisungen des Bordfunkers der Sachsen suchen konnte.
DREIZEHN
X
agal war ein Nest von ein paar Dutzend Häusern und primitiven Hütten, die sich in der staubigen Landschaft duckten. Lediglich die in der Nähe liegenden Brunnen verliehen ihm eine gewisse Bedeutung. Nicht weit vom Dorf hausten die Flüchtlinge aus den
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