Todesfahrt: Thriller (German Edition)
konnten, ist mir ein Rätsel. Auch die restliche Bewaffnung ist der unserer Soldaten überlegen. Zudem verfügen die Kerle über erstaunlich viele Geländewagen, von denen nicht wenige neu sind. Allerdings kauen die Männer zu viel Kat, denn sie haben nicht einmal gemerkt, wie ich ihnen diesen Kasten geklaut habe.«
Al Huseyin lachte auf. »Deren Gesichter hätte ich sehen mögen, als sie gemerkt haben, dass ihr Wagen weg ist. Aber dennoch gefällt mir nicht, was Sie zu berichten haben, Oberst Omar. Wir haben inzwischen einen Streifen von vierzig Meilen an der Grenze evakuiert, aber wir müssen dieses Land unbedingt halten, sonst besteht die Gefahr, dass sich die Warsangeli und Dulbahante dort einnisten und die Brunnen und Weideflächen für sich beanspruchen. Immerhin hat Diya Baqi Majid, der Anführer der Warsangeli von Hadaaftimo, unsere Truppen aus Maydh vertrieben.«
»Ich bin sicher, dass der Kerl mit den Piraten von Laasqoray unter einer Decke steckt«, gab Omar Schmitt erregt zurück.
»Wir haben keinerlei Informationen, dass er zu den Banditen gehört, die unsere Grenzgebiete verwüsten«, wandte Al Huseyin ein. »Immerhin sind auch Warsangeli-Dörfer angegriffen worden.«
»Trotzdem müssen wir Diya Baqi Majid von unserem Gebiet fernhalten. Ist bereits etwas in dieser Richtung unternommen worden?«, fragte Omar Schmitt.
Al Huseyin holte eine Karte hervor und deutete auf den Grenzstreifen. »Wir haben damit begonnen, dieses Gebiet hier zu verminen. Im Süden sind die Minengürtel bereits fertig. Jetzt müssen wir noch die Straßen und Wege im Norden sichern. Kommen dann die Feinde, geraten sie auf die Minen, und es macht puff!«
»Schränken Sie damit Ihre eigenen Möglichkeiten zu Gegenschlägen nicht zu stark ein?«, fragte Torsten.
Al Huseyins Lächeln verriet, dass er den Deutschen nicht ernst nahm. »Natürlich haben wir in den Minengürteln Korridore gelassen, über die wir unsere Offensiven durchführen können.«
Torsten nickte zufrieden. »Also können wir mit einem kleinen Trupp drüben einsickern. Wie es aussieht, muss ich nämlich bald zurück in diese Gegend.«
»Wollen Sie einen zweiten Versuch unternehmen, die Caroline zurückzuholen?«, fragte Al Huseyin spöttisch.
»Vielleicht«, antwortete Torsten gedehnt. Er wusste selbst nicht, warum er eine so starke Abneigung gegen diesen Mann entwickelt hatte, doch keinesfalls wollte er von der Lady of the Sea erzählen. Dabei war Al Huseyin ebenso ein Verbündeter wie Omar Schmitt. Wahrscheinlich nahm ihn nur die arrogante Art, mit der der Major ihn und den Deutschsomali behandelte, gegen den Mann ein.
VIERZEHN
K
aum hatte Torsten das kleine Zelt bezogen, das Al Huseyin ihm zur Verfügung gestellt hatte, da wurde der Eingang geöffnet, und eine Frau in weißer Hose und einem weißen Kittel kam herein. Das Stethoskop in der Brusttasche und die teilweise mit Blutflecken bedeckte Kleidung wiesen sie als Ärztin aus.
Die Frau musterte ihn fragend und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie hier tun, und ich will es auch nicht wissen. Aber wenn Sie eine Möglichkeit sehen, sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen, bitte ich Sie, der Welt die unerträglichen Zustände in diesem Lager zu übermitteln. Ich bin die einzige Ärztin hier für weit über zehntausend Menschen, von denen viele verletzt oder krank sind. Meine Medikamente sind längst aufgebraucht, und es fehlt an Nahrungsmitteln. Wenn uns nicht geholfen wird, werden viele der Flüchtlinge hier im Lager sterben. Bitte helfen Sie mir, damit die Welt aufwacht und endlich eingreift.«
»Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Torsten ungeduldig, weil die Frau ihn daran hinderte, mit Petra und Wagner Kontakt aufzunehmen.
»Entschuldigen Sie, ich habe vergessen, mich vorzustellen. Mein Name ist Anja Kainz. Ich bin Ärztin und seit einem guten halben Jahr in diesem Land.«
»Ich werde sehen, ob ich etwas für Sie tun kann. Aber jetzt bitte ich Sie, mich allein zu lassen.« Torsten wies fordernd auf den Zelteingang. Die Frau machte Anstalten, zu gehen, drehte sich dann aber noch einmal um.
»Sind Sie Waffenhändler?« Es klang so, als wollte sie ihn für all das Leid verantwortlich machen, das sich um sie herum abspielte.
»Hätte ich Ihnen dann versprochen, ein paar Leuten an entsprechender Stelle von Ihren Problemen zu berichten?«, fragte Torsten gereizt.
Der gescheiterte Einsatz bei Laasqoray und die Entführung der Lady of the Sea
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