Todesfahrt: Thriller (German Edition)
mit dem misslungenen Kommandounternehmen.
Jamanah wusste nicht, was sie von dem Ganzen halten sollte. Ein Somali hätte sie für den Stoß in seine empfindlichsten Teile umgebracht. Doch der Mann, der jetzt den Wagen steuerte, war anders als ihre Landsleute. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der so groß und dabei so breit gebaut war. Auch wirkte er auf sie trotz aller Lässigkeit wie ein zum Sprung bereiter Löwe. Sie hatte es mit einem gefährlichen Feind zu tun, dem sie wie ein zahmes Schaf in die Falle gelaufen war. Sie machte sich Vorwürfe, denn gerade hier im Grenzgebiet hätte sie besonders vorsichtig sein müssen.
Zu ihrer Verzweiflung kam noch ein körperlicher Schmerz in ihrem Unterleib hinzu. Ihr Vorsatz, sich nichts anmerken zu lassen, hielt nicht lange, da das Stechen schließlich so stark wurde, dass sie aufstöhnte.
Der Mann sah kurz zu ihr herüber, besorgt, wie sie zu ihrer Verwunderung bemerkte. Gleichzeitig klopfte einer der Soldaten, die sich hinten auf der Ladefläche befanden, gegen das Blech des Fahrerhauses. »Herr Major, nichts gegen Ihren Fahrstil, aber sollen die Grenzgebiete nicht vermint sein?«
Daran hatte Dietrich in seiner Erleichterung, ein passendes Fahrzeug gefunden zu haben, nicht gedacht. Er bremste ab und hielt den Wagen im Schatten einer Felswand an.
»Mit dieser Warnung haben Sie Ihren Schnitzer von vorhin wenigstens zum Teil wettgemacht, Fahrner. Wir haben doch zwei moderne Sprengstoffwarngeräte dabei, mit denen wir auf der Caroline nach versteckten Sprengfallen suchen sollten. Befestigt die Dinger rechts und links an der vorderen Stoßstange. Ich sehe inzwischen nach Grapengeter. Wenn es ihm zu schlecht geht, rufe ich doch einen Helikopter.«
»Dann brauchen wir das Gerät nicht an den Wagen zu schrauben«, wandte Fahrner ein.
»Ich fahre lieber zweigleisig«, antwortete Dietrich, der die junge Frau nicht aus den Augen ließ. Gerade öffnete sie vorsichtig die Beifahrertür und schlüpfte hinaus. Mit wenigen langen Schritten war er bei ihr.
»Halt, Schwester. Ich möchte nicht, dass du uns abhandenkommst und deine Freunde holst.«
Das Ziehen im Unterleib war mittlerweile so stark, dass Jamanah mit den Tränen kämpfte. Verzweifelt überlegte sie, wie sie dem Mann erklären konnte, dass sie einen Augenblick allein sein wollte. Schließlich hockte sie sich hin und hoffte, dass er diese Geste verstand.
Dietrich kniff die Augen zusammen und sah sich um. Etwa fünfzig Meter entfernt entdeckte er ein paar Felsbrocken, die groß genug waren, damit ein Mensch sich dahinter verbergen konnte. Kurz entschlossen fasste er seine Gefangene am Arm und zog sie dorthin. Dann zeigte er auf die Felsen und bedeutete der Frau, dass sie sich dahinter verbergen könnte.
»Keine Angst, wir lassen dich in Ruhe. Aber du wirst nicht verschwinden! Verstanden?« Damit drehte er sich um und setzte sich ein Stück entfernt auf einen kleineren Felsen.
Jamanah spürte seine Wachsamkeit. Sie würde keine Chance haben, wegzulaufen. Doch zunächst einmal forderte ihr Körper sein Recht. So rasch sie konnte, verschwand sie hinter dem größten Felsen und zog ihre Hose herab. An ihren Schenkeln klebte Blut. Zuerst erschrak sie, dann aber atmete sie erleichtert auf. Ihr Mond war zurückgekehrt. Damit war das Schlimmste, was ihr hätte geschehen können, nämlich von den Mördern ihrer Familie geschwängert worden zu sein, nicht eingetreten. Allerdings warf das neue Probleme auf. Sie hatte weder Tücher noch trockenes Gras, um sich eine Binde zu machen.
Schließlich zog sie ihre Jacke und ihr Hemd aus, riss einen der Hemdsärmel mit Hilfe ihrer Zähne ab und verwendete diesen als Binde. Nachdem sie sich erleichtert und wieder angezogen hatte, fühlte sie sich besser. Mit einem Lächeln, das Dietrich nicht zu deuten wusste, kam sie hinter dem Felsen vor und ging wieder zu dem Pritschenwagen zurück.
Da sie die Jacke nur über die Schulter gelegt hatte, sah Dietrich das Hemd mit dem abgerissenen Ärmel und kratzte sich im Genick. Frauen waren doch seltsame Geschöpfe, dachte er und sagte sich, dass er sich weniger um seine Gefangene als vielmehr um die verletzten Männer seines Trupps kümmern sollte.
Grapengeter und die beiden weniger stark blessierten Soldaten waren so gut versorgt worden, wie es unter diesen Umständen möglich war. Trotzdem überlegte Dietrich erneut, den Hubschrauber zu alarmieren. Er ging davon aus, dass sie weit genug von den Stützpunkten der Piraten entfernt waren, um
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