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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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drangen Rotman nur als fernes Kreischen erschrockener Vögel ins Bewußtsein. Der Rothaarige blickte nach unten: Keine zwei Schritte unter ihm fuhren die Krallen des Reptils durch die Rinde, rissen weiße, feuchte Wunden in den Stamm. Rotman streckte sich nach dem Geäst über seinem Kopf aus, kletterte höher und höher und noch ein Stück höher und kauerte endlich fünf oder sechs Meter über der Echsenschnauze dicht am Stamm auf einem starken Ast.
    Geschafft. Die erste Etappe des geplanten Weges hatte er geschafft. Er lachte. Er lachte laut, und wieder hörten sie es bis in die letzten Ränge. Aber auch das Lachen seines Gegners hörten die Zuschauer.
    Rotman hörte es ebenfalls. Es überraschte ihn nicht. Er blickte nach links und rechts zu den benachbarten Bäumen. Wie erwartet entdeckte er Castor. Der Blonde hockte ungefähr sechzehn oder siebzehn Meter entfernt in der Krone des Baumes rechts neben seinem, ein Stück höher als er selbst. Er bog einen Ast beiseite, so daß sein Oberkörper ganz zu sehen war. Triumphierend lächelte er zu Rotman herunter.
    Der schob sich aus dem Blickfeld seines Gegners hinter den Stamm und löste das Seil von seiner Hüfte. Die Echse schlug ins Geäst unter ihm. Von Zeit zu Zeit stemmte sie ihre Schultern gegen den Stamm. Sie knurrte böse. Der Baum schwang hin und her, seine Krone erbebte unter ihren Schlägen und Anwürfen. Bald begann sie kurze Anläufe zu nehmen, um ein Stück in die Krone hinaufzuspringen. Dabei zerschlugen die Krallen ihrer Vorderläufe Zweige und Äste knapp zwei Meter unterhalb von Rotman. Er kletterte noch ein Stück höher in die Krone hinein und fuhr fort, seine Schlinge zu knüpfen.
    Plötzlich grelles Licht. Es zischte, fauchte und prasselte – ein Feuerstoß war über Rotman in die Baumkrone gefahren. Und schon fauchte eine zweite Energiekaskade über ihm ins Geäst. Er duckte sich und spähte zu seinem Gegner hinüber. Der zielte mit dem Fauststrahler auf Rotmans Fluchtbaum und drückte zum dritten Mal ab.
    Die Bestie stieß ein tiefes Grollen aus, als wollte sie sich über das plötzlich ausgebrochene Feuer beschweren. Über dem Rotschopf aber breitete sich eine Feuerwand aus, die keinen Weg in das höhergelegene Geäst der Krone mehr zuließ. Schon schlug ihm die Hitze ins Gesicht, und schon züngelten Flammen nach den Ästen direkt über ihm …
     
    *
     
    Er tigerte durch seine Suite, der weißhaarige Hüne, er fuchtelte mit den Armen, er stammelte Worte wie Giga-Kommunikationsbrücke, gigantischer Erfolg, gigantischer Riesenschritt in die richtige Richtung, nachhaltigste Maßnahme der Neuzeit, wirksamstes Instrument zur Sicherung von Frieden und Wohlstand seit Jahrhunderten, Priorität der Agenda fünfundzwanzigneunzig und so weiter und so weiter.
    Manchmal blieb er stehen und verharrte. Die zu Ringen geformten Zeigefinger und Daumen noch geistesschwer in Augenhöhe erhoben, sah er sich dann nach seinem Sekretär um. »Haben Sie das, Hauptduck?« Immer in solchen Momenten las Subhauptmann Duck Kaiderion seinem Chef die knappen Sätze vor, die er aus dessen Wortschwall gefiltert und in sein IKH getippt hatte, in sein handtellergroßes Individuelles Kunsthirn .
    »Gut«, sagte sein Chef dann jedesmal. »Sehr gut! Wesentlich besser hätte ich das auch nicht formulieren können.«
    Und schon ging es weiter. Hin und her tigerte der große, breitschultrige Mann mit den weißen Haaren und dem weißen Schnurrbart durch die Luxussuite, von der Panoramakuppel zur Luke, von der Luke zur Panoramakuppel, hin und her. Und immer suchten seine fuchtelnden Hände nach den richtigen Worten, und immer tippte Kaiderion das Konzentrat seiner Ergüsse in sein IKH, und immer war sein Chef höchst zufrieden mit dem Ergebnis. »Grandios, Subduck«, sagte er dann. »Genial, Hauptduck, wirklich genial, wie wir das wieder hinkriegen.«
    Selbstverständlich fühlte Subhauptmann Duck Kaiderion sich geehrt. Eine Eskorte des Primgenerals hatte ihn in seinem Büro abgeholt, quer durch New Rome geflogen und im Zentralbau des Flottenoberkommandos abgesetzt. Das Namensschild über der Brusttasche der schwarzen Uniform des grauhaarigen Mannes war rot, und die Buchstaben, die den Namen verkündeten, golden. Kein Geringerer als Primgeneral Eurobai Vetian selbst diktierte, und er diktierte nichts Geringeres als den Quartalsbericht der Flotte für den Sicherheitsrat auf Terra Prima.
    Kaiderion fühlte sich nicht nur geehrt, er fühlte sich seiner längst fälligen Beförderung

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