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Todesfalter

Todesfalter

Titel: Todesfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Korber
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Eure.«

7
    Die arme Beata hatte eine wahrhaft klägliche Ruhestätte gefunden: in der Ecke eines Schuppens, der den Totengräbern als Aufenthaltsraum diente. Hier lagen Bretter aufgestapelt, in der Ecke drängten sich Schaufeln und Hacken, allesamt noch schmutzig, man fand irdene Töpfe, zerschlagene und heile, Seile zum Herablassen der Särge in die Gruben und allerlei Messer, Beile, Hämmer und Sägen in wilder Unordnung herumliegen.
    Ein Gehilfe wies ihnen mit gelangweilter Miene den Weg zu der Toten.
    »Aber sie ist ja nackt!«, rief Maria Sibylla aus, als sie das Mädchen daliegen sah, die blasse Haut verschmutzt und aufgeschürft, den Kopf in engem Winkel auf die Seite gerollt und die Augen mittlerweile eingesunken und ohne Ausdruck.
    »Es tut mir leid, wenn Euer Schamgefühl beleidigt wird«, begann Dr. Peller an ihrer Seite und warf dem feixenden Totengräber einen strengen Blick zu. »Ich hätte nicht …«
    »Nein, nein, nein«, beeilte sich Maria Sibylla den Irrtum aufzuklären. »Ich meine nur: Als ich sie fand, war sie ganz und gar bekleidet. Mit Hemd und Rock und Mieder. Nur das Halstuch fehlte, sodass man ihren nackten Hals sah.« Sie beschrieb ihm kurz die Kleidungsstücke.
    Das Gesicht Pellers wurde streng. »Nun?«, fragte er einen der herumlungernden Totengräber.
    Der spuckte auf den Boden. »So kam sie hier an«, war alles, was er sagte. Peller ließ den Ersten Knecht und den Friedhofsvorsteher kommen, die aber beide die Aussage ihres Kollegen unterstützten.
    »Dann muss es der Schütze genommen haben, der sie herbrachte.« Zu einem anderen Schluss wollte Maria Sibylla nicht gelangen.
    »Das – oder diese Schurken haben sich unter den Nagel gerissen, was da war, und teilen jetzt die Beute.« Noch immer düster schaute Peller den davonschlendernden Männern nach. »Und Ihr sagt, sie war vollständig bekleidet?«
    »Ja«, bestätigte Maria noch einmal. Sie dachte an den Unterrock. Aber sie schwieg. »Wie es sich für eine Magd gehört, möchte ich meinen.«
    Sie ging in die Knie, während der Arzt seine Tasche öffnete, seine Unterlagen herauszog, auf einem herumliegenden Sandsteinbrocken als Tisch umständlich ausbreitete und begann, sich Notizen zu machen.
    »Die Füße waren heil, als ich sie fand«, sagte Maria laut über die Schulter zu ihm gewandt. »Die Abschürfungen hier müssen vom Transport kommen. Sie sind wahrhaftig nicht pfleglich mit dem armen Ding umgegangen.«
    »Abschürfungen«, murmelte Peller und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während er mitschrieb. »Eure Beobachtungsgabe wird wahrlich nicht umsonst gelobt.«
    »Es saß ein Falter auf ihren Zehen«, bekannte Maria und warf ihm einen verständnisheischenden Blick zu.
    Er erwiderte ihn mit einem Lächeln. »Und ich bin sicher, Ihr könntet ihn mir ebenso genau beschreiben.«
    Sie nickte verschämt. Errötend wandte sie sich wieder der Leiche zu. Die Brüste waren flach und zur Seite gesunken. Das noch am Morgen so lebendig wirkende Fleisch, auf dem der Tau gelegen hatte, war nun voller lilafarbener Flecken und sah aus, als wäre es aus einer zähen Materie, die die ehemalige Gestalt des Mädchens nur unvollkommen wiedergab. Der Blick ging nirgendwo mehr hin.
    »Was Beweise braucht der Mensch mehr, dass es eine Seele gibt …«, murmelte Maria vor sich hin. »Was für weitere Beweise als diesen Anblick, der so klar zeigt, dass sie jetzt fehlt.«
    »Möge sie bei Gott ruhen, amen«, setzte der Arzt hinzu. Seine Schuhe knarzten, als er näherkam. Er beugte sich über die Tote und begann, Handbreit für Handbreit, ihren Körper zu mustern. Da er sich dabei so dicht hinunterneigte, vermutete Maria Sibylla, er könnte kurzsichtig sein, und ihr fiel etwas ein. Hastig kramte sie in einem der Täschchen, die noch immer an ihrem Gürtel hingen, Teil der Ausrüstung ihres morgendlichen Ausflugs. Endlich reichte sie ihm einen metallenen Gegenstand, den er entgegennahm und aufklappte. »Ein Vergrößerungsglas«, stellte er erstaunt fest.
    »In meinem Atelier habe ich bessere«, entschuldigte sie sich. »Das hier dient mir dazu, an Faltern das Geschlecht zu bestimmen. Oder festzustellen, ob an Raupeneiern noch Afterhaare des Weibchens hängen. Das ist dann immer ein Beleg dafür, dass sie erst vor Kurzem gelegt wurden.«
    »Ihr seid wahrhaftig eine bemerkenswerte Frau«, meinte er, der bei dem Wort Afterhaare kurz zusammengezuckt war. Ohne weiteren Kommentar nahm er das Glas, um seine Untersuchungen fortzusetzen. »Keine

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