Todesfee
stand mir im Weg«, antwortete der Schmied fest.
»Das tat er nicht. Es war nicht mehr als die Einbildung eines zerrütteten Verstandes. Mit einem enttäuschten und misstrauischen Ohr hast du auf Lennán gehört und seine Hirngespinste dann durch die Galle der Zurückweisung genährt. Die bitteren Früchte dieser Ernte haben das Leben vieler Menschen zerstört. Liebe, die nur von Eifersucht lebt, stirbt auf beschwerliche Weise. So wird sie auch in dir sterben, Rumann.«
Sie wies Lígach an, Rumann aus dem Zelt zu schaffen.
|354| Abt Laisran wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich schwöre, einen Moment lang hast du mir Sorgen gemacht, Fidelma. Eine
dálaigh
soll nicht die Unwahrheit sprechen, um ein Geständnis zu erzwingen. Was wäre geschehen, wenn Rumann verlangt hätte, dass du diesen Verkäufer, den ich vom Jahrmarkt gejagt habe, hereinrufst?«
Fidelma lächelte matt.
»Dann hätte ich ihn gebeten, hereinzukommen. Sobald ich erkannte, dass hier Gift im Spiel war, erinnerte ich mich daran, was du mir erzählt hattest, und bat Lígach, den Mann ausfindig zu machen. Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass jemand, der auf dem Jahrmarkt so gute Geschäfte machte, kleinlaut von hier abziehen würde, nur weil du ihn von seinem Stand vertrieben hast? Er war gar nicht weit weg.«
»Ich glaube, jetzt brauche ich erst einmal einen Schluck zu trinken – aber eine Amphore voll guten, gallischen Weines.« Laisran schauderte. »Sicher kein Ale!«
Fidelma blickte ihn spöttisch an.
»Worum wolltest du mit mir wetten? Um einen
screpall
? Ein Fass voll gallischem Wein? Hast du ein Glück, dass ich die Wette nicht angenommen habe. Der Wein ist süß, aber das Bezahlen der Zeche wäre sicher sauer für dich.«
»Ich bin bereit, meine Schuld zu begleichen«, sagte der Abt beleidigt.
Fidelma schüttelte den Kopf.
»Ein Anteil an der Amphore reicht mir. Du suchst doch sicher nicht nach dem Gold der Nacht? Der Morgen wird nur Blei bringen.«
Abt Laisran verzog schmerzlich das Gesicht.
»Der arme Ruisín hat das Blei früher gefunden als die meisten. Du hast recht, Fidelma. Mäßigung. Ich lade dich ein, die Gastfreundschaft der Abtei zu genießen.«
|355| »Und sagt nicht auch ein altes Sprichwort, dass es keine Einladung gibt, ohne dass man auf das Wohl des Hauses trinkt?«, meinte Fidelma mit einem Lächeln.
|356| TOD EINES LEITBILDES
»Ich verstehe nicht, warum der Abt meint, sich hier einmischen zu müssen«, beschwerte sich Pater Maílín trotzig. »Ich habe sämtliche Umstände des Falls gründlich untersucht. Das Ergebnis ist leider eindeutig.«
Schwester Fidelma musterte den Vorsteher der kleinen Glaubensgemeinschaft St. Martin von Dubh Ross mit leichtem Tadel.
»Wenn ein so angesehener Mann wie der Ehrwürdige Gelasius eines unnatürlichen Todes stirbt, ist es sicher nicht als Einmischung zu betrachten, wenn sich der Abt als höchster Würdenträger dieses Gebiets genauer danach erkundigt?«, wies sie ihn vorsichtig zurecht. »In vielen unserer großen kirchlichen Zentren hängen Porträts des Ehrwürdigen Gelasius. Er ist für die Gläubigen zu einem Leitbild geworden.«
Pater Maílín errötete leicht und rutschte auf seinem Stuhl herum.
»Es war nicht meine Absicht, den Abt zu tadeln oder seine Autorität in Frage zu stellen«, gab er rasch zurück. »Es ist nur so, dass ich die Umstände, unter denen Gelasius starb, bereits genauestens geprüft und dem Abt alle wichtigen Einzelheiten mitgeteilt habe. Es gibt nichts mehr darüber zu sagen, solange wir nicht die Schuldigen ausfindig machen. Und ich habe bereits darauf hingewiesen, dass dies unmöglich sein wird, es sei |357| denn, sie stellen sich in einem Anflug von Reue freiwillig. Aber sie sind samt ihrer Beute längst aus dieser Gegend verschwunden.«
Fidelma blickte den Klostervorsteher einige Augenblicke lang nachdenklich an.
»Ich habe deinen Bericht bei mir.« Ihre Hand berührte leicht das
marsupium
an ihrem Gürtel. »Und ich muss zugeben, dass einige Dinge darin mich befremden, so wie sie, das will ich gleich klarstellen, auch den Abt befremdet haben. Deshalb hat er mich als
dálaigh
, als Anwältin bei Gericht, beauftragt, deine kleine Gemeinschaft aufzusuchen, um zu sehen, ob diese Dinge geklärt werden können.«
Pater Maílín hob angriffslustig das Kinn.
»Ich sehe darin nichts Befremdliches und nichts, das weiterer Klärung bedürfte«, erwiderte er störrisch. Als er dem kalten Blick ihrer grünen Augen begegnete, fügte er
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