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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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weiß, nicht. Wäre irgendein Schaden angerichtet |371| worden, so hätte dies vielleicht die Gemeinschaft geweckt, und wir hätten Gelasius retten können.«
    »War Gelasius ein außergewöhnlich ordentlicher Mensch?«
    Bruder Firgil blinzelte nervös angesichts des plötzlichen Themenwechsels.
    »Nein.«
    »Wurde der Raum so, wie er jetzt ist, vorgefunden?«
    »Ich denke, er wurde aufgeräumt, nachdem man die Leiche fortgebracht hatte. Ich glaube, man hat Gelasius’ Papiere geordnet und seine Kleider weggeschafft, solange bis entschieden ist, was mit ihnen geschehen soll.«
    »Wer hat das getan?«
    »Pater Maílín selbst.«
    Fidelma seufzte leise.
    »Das ist alles, Bruder Firgil.«
    Sie verweilte noch einen Moment lang in der Zelle, nachdem er gegangen war, besah sich den Platz, an dem Gelasius gearbeitet hatte, und schaute sich seine Bücher und Papiere noch einmal gründlich an.
    Danach ging sie in die Kapelle. Sie war klein und mit nur wenigen Heiligenbildern geschmückt. Auf dem Altar brannten zwei Kerzen. Ein grob gefertigtes, hölzernes Kruzifix war anscheinend als Ersatz für das gestohlene aufgestellt worden. Sie blickte sich ein paar Minuten in der Kapelle um, bevor sie entschied, dass sie hier nichts Neues entdecken würde.
    Sie verließ die Kapelle und blieb kurz auf dem Vorplatz stehen, von wo sie die Entfernung der einzelnen runden Hütten zur Kapelle abschätzte. Was sie sah, bestätigte nur, was Bruder Firgil ihr bereits gesagt hatte. Gelasius’ Hütte lag der Kapelle am nächsten.
    All das verdarb ihr die Laune. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    |372| Die Mitglieder der Gemeinschaft gingen ihren täglichen Pflichten nach, während sie dort stand, wobei sie entweder ihrem Blick auswichen oder ihr grüßend zunickten.
    Fidelma begann, ohne sich dessen bewusst zu sein, in Richtung Wald zu laufen, wo die Söldner ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie hatte das Bedürfnis, spazieren zu gehen, während sie nachdachte, und der Wald war als Ziel so gut wie jedes andere. Sie erwartete nicht, dort auf irgendwelche Erkenntnisse zu stoßen.
    Sie war erst ein paar hundert Schritte gegangen, als sie das Gefühl hatte, dass ihr jemand folgte. Sie sah sich verstohlen um: Es war einer der Mönche.
    Sie beschleunigte unmerklich ihre Schritte auf dem ansteigenden Pfad und verschwand rasch im Wäldchen. Sie gelangte auf eine Lichtung, auf der sich offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit ein Lager befunden hatte. Da waren noch die Reste eines Feuers: ein Häufchen grauer Asche innerhalb eines Kreises. Die Erde war an mehreren Stellen von Pferdehufen und Wagenrädern aufgewühlt.
    »Hier wirst du nichts finden, Schwester.«
    Fidelma wandte sich um und blickte den Mönch an, der gerade hinter ihr die Lichtung betreten hatte.
    »Guten Tag, Bruder«, erwiderte sie ernst. Es war ein junger Mann mit hellem rotblondem Haar und dunkelblauen Augen. Er konnte nicht älter sein als zwanzig Jahre, aber er trug bereits die Tonsur des heiligen Johannes. »Bruder …?« Sie machte eine Pause, um ihn aufzufordern, ihr seinen Namen zu nennen.
    »Mein Name ist Bruder Ledbán.«
    »Du bist mir gefolgt, Bruder Ledbán. Möchtest du mit mir sprechen?«
    »Ich möchte, dass du weißt, dass der Ehrwürdige Gelasius ein herausragender Mann war.«
    |373| »Ich denke, ein Großteil der Christenheit weiß das«, antwortete Fidelma ernst.
    »Ein Großteil der Christenheit weiß nicht, dass der Ehrwürdige Gelasius nach Wahrheit dürstete, selbst wenn diese Wahrheit für die Christenheit wenig schmackhaft sein sollte.«
    »
Veritas vos liberabit
. Die Wahrheit wird euch befreien«, zitierte Fidelma das Pergament in ihrem
marsupium
.
    »Genau das war sein Wahlspruch«, pflichtete ihr Bruder Ledbán bei. »Er hätte auch an den Folgesatz dieses Ausspruchs denken sollen –
veritas odium parit

    Fidelmas Augen verengten sich leicht.
    »Das habe ich schon gehört. Die Wahrheit erzeugt Hass. War Gelasius einer Wahrheit auf der Spur, die Hass erzeugte?«
    »Ich denke, ja.«
    »Einer Wahrheit, die Hass erzeugte bei den Brüdern?«
    »Bei bestimmten Brüdern unserer Gemeinschaft schon«, bestätigte Bruder Ledbán.
    »Vielleicht solltest du mir sagen, was du weißt.«
    »Ich weiß nur wenig, aber das Wenige, das ich weiß, werde ich dir erzählen.«
    Fidelma ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder und bedeutete Bruder Ledbán, sich neben sie zu setzen.
    »Ich nehme an, der Ehrwürdige Gelasius hat an einem neuen theologischen

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