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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Isu, Diener Jesu.«
    »Er war also ein Bekehrter?«
    »So wie viele junge Leute in unserem gottverlassenen Land. Zu jener Zeit hielten die meisten von uns noch an den alten Göttern and Göttinnen unserer Vorväter fest. Der Neue |363| Glaube war in unseren Königreichen noch nicht weit verbreitet. Gelasius’ Vater war Druide und Seher. Gelasius erzählte mir, dass er in seiner Jugend ebenfalls Druide werden wollte. Doch dann wurde er bekehrt und nahm einen neuen Namen an.«
    »Und wurde ein angesehener Theologe«, fügte Fidelma hinzu. »Gut, sag mir … oder noch besser, zeige mir, wie und wo du seine Leiche gefunden hast.«
    Bruder Gormgilla ging ihr in Richtung Kapelle voran, um die herum die verschiedenen runden Gebäude der Gemeinschaft errichtet waren. Neben der Kapelle stand eine kleine, runde Hütte, vor deren Tür der Mönch stehen blieb.
    »Jeden Morgen kam ich kurz vor dem Angelusläuten hierher, um den Ehrwürdigen Gelasius zu wecken und ihm beim Anziehen zu helfen«, erklärte er.
    »Und an diesem Morgen …? Erzähle mir im Einzelnen, was geschah, als du Gelasius’ Tod entdecktest.«
    »Ich kam zur Tür. Sie war geschlossen und verriegelt. Das war ausgesprochen ungewöhnlich. Ich klopfte an, und als ich keine Antwort erhielt, ging ich zu einem Seitenfenster.«
    »Einen Moment. Willst du damit sagen, dass du keinen Schlüssel zu Gelasius’ Zelle hattest?«
    »Nein. Es gab nur einen Schlüssel, und den verwahrte der Ehrwürdige Gelasius selbst.«
    »Verschloss Gelasius normalerweise seine Tür?«
    »Er ließ sie sonst immer offen. Es war ausgesprochen ungewöhnlich.«
    »Die Tür war also verschlossen! Du sagst, du seist zum Fenster gegangen? War es offen?«
    »Nein. Es war verschlossen.«
    »Und verriegelt?«
    »Ja, es war verriegelt. Das, was ich durchs Fenster sah, veranlasste |364| mich, die Scheibe einzuschlagen und mich durchs Fenster zu zwängen. Ich hatte gesehen, dass der Ehrwürdige Gelasius von einem Deckenbalken herabhing.«
    »Führe mich bitte in die Hütte.«
    Bruder Gormgilla öffnete die Tür, und sie traten in eine geräumige, runde Zelle, die dem Ehrwürdigen Gelasius als Wohn- und Arbeitsraum gedient hatte. Bruder Gormgilla zeigte zu den Dachsparren hinauf. Es waren dicke Holzbalken, die in einer Höhe von etwa acht Fuß über dem Boden quer durch den Raum verliefen.
    »Siehst du den Balken da, direkt über dem Bett? An dem hing der alte Gelasius. Ein Seil war um den Balken geschlungen, und das andere Ende war zu einer Schlinge um seinen Hals geknotet. Er war wohl schon seit einigen Stunden tot. Mir war sofort klar, dass ich nichts mehr für ihn tun konnte, deshalb ging ich Pater Maílín wecken.«
    Fidelma rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Hast du dich zuvor noch ein wenig hier umgesehen?«
    »Ich dachte nur daran, unserem Vorsteher die furchtbare Nachricht zu überbringen.«
    »Du hast gesagt, die Tür war verschlossen. Steckte der Schlüssel innen im Schloss?«
    »Hier war kein Schlüssel. Deshalb musste ich mich wieder durch das Fenster hinauszwängen. Kurze Zeit später brach unser Schmied das Schloss auf, gerade als auch Pater Maílín eintraf. Dass der Schlüssel fehlte, bestärkte Pater Maílín in seiner Ansicht, die Diebe hätten Gelasius erhängt und ihn danach in seiner Zelle eingeschlossen.«
    Fidelma untersuchte das Schloss und entdeckte Kratzspuren, die bezeugten, dass es aufgebrochen worden war. Viel mehr konnte sie nicht feststellen, außer, dass das Schloss anscheinend zu keinem anderen Zeitpunkt gewaltsam geöffnet worden war. |365| Sie trat zum Fenster, dessen Scheibe noch nicht wieder erneuert worden war. Die Kratzer auf dem Rahmen stammten wohl von Gormgilla.
    Sie ging zum Bett und blickte nach oben. Der Balken darüber wies Abriebspuren auf.
    »Steht das Bett noch an derselben Stelle?«
    »Ja.«
    In Gedanken maß Fidelma dieses und jenes ab und nickte dann.
    »Noch einmal klar und deutlich, Bruder Gormgilla: Du sagst, die Tür war verschlossen, und der Schlüssel steckte weder außen noch innen im Schloss? Du sagst weiter, das Fenster war verriegelt, und um hereinzukommen, musstest du es von außen einschlagen?«
    »Das ist richtig.«
    »Lass mich dir eine Frage stellen, die ich auch bereits deinem Klostervorsteher gestellt habe: Er nimmt an, dass der Ehrwürdige Gelasius in der Nacht von Dieben geweckt wurde. Gelasius ging in die Kapelle, um nach dem Rechten zu sehen. Die Diebe überwältigten ihn und brachten ihn hierher zurück, erhängten ihn und nahmen

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