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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nachdenklich.
    Sie ging zum Kloster zurück und zu Bruder Cass, dem Verwalter des Klosters. Er sprach gerade mit Brehon Gormán.
    »Hast du schon den Boten des Königs von Cashel herbestellt, damit wir uns seine Aussage anhören können?«, erkundigte sie sich ohne Umschweife beim Brehon.
    Brehon Gormán schaute sie verwundert an.
    »Ich meine den Reiter, der Bruder Petráns Aufmerksamkeit auf den Leichnam gelenkt hat«, erklärte sie ungeduldig.
    »Oh, den? Wie hast du herausgefunden, dass es ein Bote des Königs war?« Als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er jedoch entschuldigend hinzu: »Ich dachte nicht, dass seine Aussage etwas mit unserer Angelegenheit zu tun hätte. Schließlich haben wir genügend Hinweise zu diesem Vorfall.«
    »Ist dir nicht klar, dass dieser Reiter vielleicht beobachtet hat, was geschehen ist?«, sagte Fidelma verärgert. Dann wandte sie sich zu Bruder Cass: »Du musst sofort noch jemanden nach Cashel schicken, um den Mann zu finden. Er ist einer der Boten des Königs, also sollte das nicht allzu schwer sein. Er muss unverzüglich als wichtiger Zeuge hier erscheinen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt, blieb aber an der Tür stehen und sah |92| noch einmal zu dem wütend dreinblickenden Brehon und dem unglücklich schauenden Verwalter. »Ich erwarte, dass meine Anweisungen ausgeführt werden, Bruder Cass. Und jetzt spreche ich mit dem Abt.«
    Auf den ersten Blick erschien Abt Rígán ein liebenswerter Mann zu sein, freundlich, besorgt und über seine Lage verwirrt. Doch nachdem Fidelma eine Weile mit ihm geredet hatte, merkte sie, dass er in Wirklichkeit starrsinnig an einer einmal gefassten Meinung festhielt und ein leidenschaftlicher Anhänger der römischen Kirche war.
    »Hast du Bruder Eolang umgebracht?«, fragte Fidelma gleich bei der Eröffnung des Gesprächs, nachdem sie sich vorgestellt hatte.
    »Nein, so wahr Gott mein Zeuge ist«, antwortete der Abt feierlich.
    »Hast du gehört, welcher Art die Beweise gegen dich sind?«
    »Es ist lächerlich! Kein vernünftiger Mensch würde derlei auch nur in Erwägung ziehen!«
    »Aber Brehon Gormán tut genau das. Vor über einer Woche hat Eolang den Tag vorausgesagt, an dem man ihn ermorden würde, und dazu noch die Todesart: Ertränken oder Vergiften. Niemand kann leugnen, dass das geschehen ist.«
    Der Abt schwieg.
    »Bruder Eolang sagte auch, falls ihm etwas geschähe, würdest du die Verantwortung dafür tragen.«
    »Aber das ist doch Unsinn.«
    »Der Brehon meint, wenn der eine Teil der Vorhersage eingetreten sei, warum nicht auch der andere?«
    »Ich weigere mich, auf dieses abergläubische Geschwätz einzugehen.«
    »Bruder Abt, man hat mir erzählt, du und Bruder Eolang seid nicht gerade Freunde gewesen. Dir war es nicht recht, dass er |93| sich mit Astrologie beschäftigte. Mit Aberglauben, wie du gerade gesagt hast.«
    Abt Rígán nickte energisch.
    »Steht nicht im
Deuteronomium
4 … ›Hebe auch nicht deine Augen zum Himmel, dass du die Sonne sehest und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, und fallest ab und betest sie an und dienest ihnen …?‹«
    Fidelma neigte den Kopf.
    »Ich kenne den Abschnitt. Unsere Astrologen würden sagen, dass sie den Sternen nicht dienen, sondern dass sie sich von ihren Mustern leiten lassen. Denn der Abschnitt aus dem
Deuteronomium
geht an der Stelle, wo du aufgehört hast, doch weiter: ›Denn der Herr, dein Gott, hat sie zugewiesen allen anderen Völkern unter dem ganzen Himmel.‹ Wenn Er sie geschaffen hat, warum sollten wir uns fürchten, uns von ihnen leiten zu lassen?«
    Der Abt schnaufte verächtlich.
    »Du hast eine flinke Zunge, Schwester Fidelma. Aber es geht klar daraus hervor, dass Gott die Verehrung der Sterne verboten hat. Jeremia sagt: ›… ihr sollt euch nicht fürchten vor den Zeichen des Himmels‹.«
    »Unsere Astrologen würden darauf hinweisen, dass Jeremia eigentlich zugibt, dass es tatsächlich Zeichen des Himmels gibt, dass wir uns nicht vor ihnen fürchten, sondern das wir sie verstehen und aus ihnen lernen sollten.«
    »Keineswegs«, blaffte der Abt. »Jesaia sagt … ›Es sollen hertreten die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die an jedem Neumond kundtun, was über dich kommen werde! Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt.‹ 5 «
    »Jesaja sprach über die Babylonier während der babylonischen |94| Gefangenschaft der Israeliten. Natürlich redete er geringschätzig über ihre Anführer. Aber ob dir das nun

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