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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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leugnen.«
    Bruder Conchobar tippte mit dem Finger auf die Karte und schüttelte den Kopf.
    »Irrtümlicherweise hat er jedoch übersehen, dass Merkur wenige Stunden später direkt wurde und die vollständige Konjunktion nie erreicht wurde. Brehon, da du über einige Kenntnisse in der Astrologie verfügst, solltest du wissen, dass wir dieses Phänomen Entschleunigung nennen. Leider habe ich diese Schludrigkeit, dieses Übersehen wichtiger Dinge bei vielen Astrologen beobachten müssen. Ich will Bruder Eolangs Leistung nicht schmälern, denn er war vielleicht zu sehr durcheinander und hatte zuviel Angst, um Planetenbewegungen ganz genau zu berechnen. Das erfordert sehr viel Zeit und Geduld.«
    »Aber seine Berechnungen waren doch genau. Er ist wirklich an dem vorhergesagten Tag gestorben. Wie willst du das erklären?«, protestierte Brehon Gormán.
    »Aber er wurde nicht ermordet«, beharrte Bruder Conchobar. »Das zeigt die Karte nicht.«
    |100| »Wie lässt sich sein Tod denn sonst erklären?«, wollte der Brehon entgeistert wissen. »Wie ist er gestorben?«
    Fidelma mischte sich mit einem Lächeln ein.
    »Wenn ihr mitkommt, zeige ich euch, was geschehen ist.«
    Sie gingen hinaus zum See. Am alten Steg blieb Fidelma stehen.
    »Bruder Eolang hat das Boot hier am Ende des Stegs festgebunden. Er kletterte auf den Steg und machte sich auf den Weg zum Kloster. Da fiel ihm ein, dass er etwas im Boot vergessen hatte. Seine Geldbörse, um genau zu sein. Die hat dann Bruder Petrán später gefunden. Also ist er umgekehrt, um sie zu holen. Das hat unser Freund Ferchar vom anderen Ufer aus beobachtet.«
    Ferchar murmelte zustimmend.
    »Jetzt seht euch einmal die Planken dieses Stegs an. Manche sind morsch, andere sind nicht festgenagelt. Eolang ging mit raschen Schritten wieder auf das Boot zu und …«
    Fidelma drehte sich um und betrachtete einen Augenblick die Planken genauer, trat dann mit festem Schritt auf eine von ihnen. Das hintere Ende kam ihr krachend entgegen, und sie musste einen raschen Schritt zur Seite machen, um nicht von dem Holz getroffen zu werden, als es durch die Luft sauste. Mit triumphierendem Blick wandte sie sich an ihre Zuschauer.
    »Bruder Eolang wurde vom Ende einer Planke zwischen den Augen getroffen, was die Wunde verursachte, die der Apotheker später festgestellt hat. Der Schlag hat ihn aber auch bewusstlos werden lassen, und er fiel vom Steg ins Wasser. Bis man ihn aus dem Wasser gezogen hatte, war er bereits tot.«
    »Und die Prophezeiung …?«, hub der Brehon verdattert an.
    »War falsch. Es war ein Unfall. Niemand ist schuld.«
    Etwas später, als man Ferchar, Conchobar und Fidelma wieder zum Festland zurückruderte, sagte der alte Astrologe mit |101| einem schiefen kleinen Lächeln zu Fidelma: »Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass Bruder Eolang, wäre er ein besserer Astrologe gewesen, eine korrekte Vorhersage getroffen hätte. Es war alles da: Lebensgefahr im Wasser, und er hatte auch richtig vorhergesagt, an welchem Tag diese Gefahr lauern würde.«
    Fidelma nickte nachdenklich.
    »Der Fehler war, dass Bruder Eolang, genau wie unser Freund, der Brehon Gormán, glaubte, dass der Lauf der Sterne die Menschen davon befreit, ihren freien Willen nutzen zu müssen, dass Menschen keine Wahl haben und alles vorherbestimmt ist. So haben uns unsere Altvorderen die Kunst der Astrologie nicht gelehrt.«
    Bruder Conchobar nickte zustimmend.
    »Du erinnerst dich also daran, was ich dir beigebracht habe?«
    »Du hast uns gelehrt, dass es Zeichen gibt, die als Warnung dienen und uns Anhaltspunkte geben, aus denen die Weisen ihre Schlüsse für Entscheidungen ziehen können. Das sind Möglichkeiten, die uns offenstehen, und wir haben die Wahl. Die neue Lehre aus dem Osten scheint dagegen eher fatalistisch geprägt zu sein. Selbst die christlichen Lehren des Augustinus von Hippo behaupten, dass alles vorherbestimmt ist. Ich kann mit den Schriften des Pelagius mehr anfangen.«
    »Obwohl die Schüler des Augustinus den Pelagius verspottet haben, er sei ›voller irischem Haferbrei‹?«
    »Besser irischer Haferbrei als blinde Vorurteile.«
    Bruder Conchobar lachte gluckernd.
    »Vorsichtig, Fidelma. Sonst wirst du noch wegen heidnischer Ketzerei angeklagt.«

|102| DER MAKEL
    »Fidelma!«
    Beinahe wäre der junge Mönch mit der hochaufgeschossenen jungen Frau zusammengestoßen, die so rasch und energiegeladen um die Ecke des Gebäudes kam. Er konnte sich gerade noch flach an die Wand drücken,

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