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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ganz«, bestätigte ihr Brehon Gormán.
    »Nun gut. Jetzt wollen wir einmal nach den Zeugen schicken und uns anhören, was sie zu sagen haben. Zuerst bitte Bruder Iarlug herein, der das Horoskop mitunterzeichnet hat.«
    Bruder Iarlug war dürr und sah traurig aus. Er bestätigte ohne Zögern, dass er anwesend war, als Eolang das Horoskop erstellte. Der hatte ihm dann auch erklärt, was es vorhersagte. Nämlich dass er, Eolang, innerhalb einer Woche von der Hand des Abtes sterben würde.
    »Warum habt ihr dann nichts unternommen, um Eolang zu schützen, wenn er dem Glauben schenkte?«, wollte Fidelma nicht zum ersten Mal wissen.
    »Eolang war sehr schicksalsergeben. Er glaubte, dass es keinen Ausweg gäbe«, versicherte ihr Bruder Iarlug, während hinter ihm Brehon Gormán selbstzufrieden lächelte.
    Einer nach dem anderen erklärten die Brüder Brugach, Senach und Dubán, ihr Mitbruder Eolang hätte ihnen vor über eine Woche sein Horoskop gezeigt. Er hatte den Tag vorhergesagt, an dem man ihn tot im See finden würde. Alle bestätigten auch, |84| dass er unerschütterlich daran geglaubt hatte, dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann.
    Fidelma war verzweifelt.
    »Alle hier scheinen sich als Sklaven der Vorsehung zu verstehen. Hat denn keiner hier einen freien Willen?«, schnaubte sie.
    »Das Schicksal ist …«, begann Brehon Gormán.
    »Das Schicksal ist die Entschuldigung eines Narren für seinen Misserfolg«, blaffte sie ihn an. »Soll ich wirklich glauben, dass ihr alle der Meinung wart, dieses Ereignis würde eintreten, und euch dann einfach hingesetzt und darauf gewartet habt?«
    »Es ist das Schicksal des Blattes, vom Baum zu schweben, und das des Steins, zu sinken«, intonierte Bruder Dubán. »Wir können unser Schicksal nicht wenden. Selbst der Neue Glaube sagt uns das. Wir haben hier alle die Schriften des großen Augustinus von Hippo studiert –
De civitate Dei
. Von der Stadt Gottes. Sagt er nicht, dass wir unserem Schicksal nicht entrinnen können? Es war vorgezeichnet, ehe wir noch geboren wurden. Ehe Gott die Welt schuf, hatte der Allmächtige das Schicksal auch des Geringsten unter uns vorherbestimmt.«
    »Im Gegenteil! Hat nicht unser eigener großer Theologe Pelagius in
De libero Arbitrio
– Vom freien Willen – gesagt, dass demütige Schicksalsergebenheit die Menschheit an jeglichem Fortschritt hindert? Was wir erfahren und vermittelt bekommen, sollte die Grundlage für unsere Entscheidungen sein, nicht Anlass, uns zurückzulehnen und nichts zu tun. Nichts zu tun, wie Augustinus es vorschlägt, gefährdet das moralische Wertesystem der Menschheit. Die ersten und grundlegenden Schritte zu unserer Erlösung müssen wir selbst tun. Wenn wir für das, was wir tun, nicht verantwortlich sind, sei es gut oder böse, dann hält uns nichts davor zurück, uns vollkommen der Sünde zu ergeben.«
    |85| »Aber das ist doch die Lehre der Druiden!«, protestierte der Brehon.
    »Man hat Pelagius vorgeworfen, er versuche die Philosophie der Druiden wieder aufleben zu lassen«, mischte sich Bruder Dubán ärgerlich in das Gespräch ein. »Deswegen hat ihn doch Rom zum Ketzer erklärt und Papst Innozenz I. hat ihn exkommuniziert.«
    »Doch viele in der Kirche haben dieses Urteil niemals anerkannt, sowohl in Britannien als auch in Gallien, nicht einmal alle römischen Bischöfe haben es getan«, antwortete Fidelma scharf. »Selbst Papst Zosimus, der Innozenz nachfolgte, hat dieses Edikt widerrufen und Pelagius vom Vorwurf der Ketzerei freigesprochen. Nur die afrikanischen Bischöfe, die Freunde des Augustinus, weigerten sich, das Edikt des Papstes anzuerkennen, und überredeten den römischen Kaiser Honorius, ein kaiserliches Edikt zu erlassen, in dem er Pelagius erneut der Ketzerei beschuldigte. Nur aus politischen Gründen, nicht aus theologischer Einsicht hat Zosimus dann seine Aufhebung der Exkommunikation widerrufen müssen.«
    Brehon Gormán schaute Fidelma misstrauisch und verärgert an.
    »Du scheinst darüber aber sehr gut informiert zu sein?«
    »Haben wir Rechtsanwälte nicht die Pflicht, so viel zu lernen, wie wir nur können?«, fragte sie zurück. »Unser Wissen muss doch gewiss so breit gefächert sein wie nur irgend möglich, denn wie sonst können wir uns anmaßen, über die Handlungen anderer zu Gericht zu sitzen?«
    Brehon Gormán schien einen Augenblick lang verwirrt.
    In selbstbewusstem Ton fuhr Fidelma fort: »Nun würde ich gern denjenigen sehen, der Bruder Eolangs Leiche gefunden hat,

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