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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Was haben die zu sagen?«
    Wieder zuckte der hagere Händler vielsagend die Achseln.
    »Die sind auch verschwunden.«
    Fidelma konnte ihre Überraschung nicht verhehlen.
    »Sechs deiner Leute sind verschwunden. Warum hast du das nicht früher angezeigt?«
    Angesichts ihres scharfen Tons trat der Händler unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich mache das hiermit, und zwar zusätzlich zu meiner Gegenforderung, mich für den Verlust meiner Lastkähne zu entschädigen und …«
    »Die Männer könnten tot sein«, fuhr Fidelma dazwischen. »Ich nehme an, du kümmerst dich um ihre Familien?«
    Olcán verzog verärgert das Gesicht.
    |133| »Ich bin Händler, kein barmherziger Samariter …«
    »Das Recht ist da sehr eindeutig«, stellte Fidelma klar. »Du solltest wissen, dass du für alle verantwortlich bist, die für dich arbeiten, besonders für ihre Arztkosten, falls ihnen bei der Arbeit etwas passiert. Es steht so ganz klar und deutlich im
Leabhar Acaill
. Ich kann daraus nur schließen, dass dir die verlorenen Lastkähne wichtiger sind als das Verschwinden deiner Bootsleute.«
    Olcán schaute sie mit säuerlicher Miene an.
    »Ohne meine Kähne und mein Geschäft kann ich meine Bootsleute nicht bezahlen.«
    »Wann sind die Ladungen verschwunden?«, fragte Fidelma nun Abaoth.
    »Die letzte vor zwei Wochen. Die erste beinahe genau vier Wochen davor.«
    »Und warum hast du das nicht vorher angezeigt?«
    »Das habe ich getan. Ich habe es dem Hafenmeister gemeldet. Der sagte mir, ich solle die Sache vor den Brehon bringen, wenn das Gericht das nächste Mal hier auf Dair Inis tagt.«
    »Seither ist jede Menge Zeit verstrichen. Die Sache hätte schon viel früher untersucht werden müssen. Ehe eine Entscheidung gefällt werden kann, ob du in dieser Angelegenheit eine Entschädigung verdienst oder ob Olcáns Gegenforderung berechtigt ist, muss ich genau wissen, was geschehen ist. Ich werde auch das
Bretha im Gata
, das Gesetz über den Diebstahl, dazu befragen. Teilt dem
scriptor
dieses Gerichts alles genau mit, damit er es festhalten kann. Wir werden euch nach einiger Zeit herrufen, um mein Urteil zu hören.«
    Abaoth neigte den Kopf und wandte sich ab, als könne er es kaum erwarten, aus dem Gericht fortzukommen. Olcán hingegen schaute Fidelma grimmig an. Er war offensichtlich unzufrieden. Doch nach einem Augenblick des Zögerns verließ |134| er ebenfalls den Saal. Auf ein Zeichen von Fidelma folgte ihnen der
scriptor
nach draußen.
     
    Am Nachmittag spazierte Fidelma am Kai von Eochaill entlang und schaute zu, wie die Schiffe beladen und entladen wurden. Ihre Gedanken waren mit dem Verschwinden der Lastkähne beschäftigt. Da stand ihr plötzlich ein Mann im Weg. Er kam ihr bekannt vor. Sie blieb stehen und schaute genauer hin. Ein spitzbübisches Grinsen trat auf ihr Gesicht.
    Der Mann war klein, ja, gedrungen und hatte graumeliertes, kurzgeschnittenes Haar. Seine Haut war von Wind und Meer gegerbt und beinahe nussbraun. Sein Haltung und seine Erscheinung wiesen ihn als alten Seebären aus.
    »Ross? Bist du das?«
    Sie kannte ihn schon lange. Er war Kapitän eines Küstenseglers, der in den Gewässern rings um das Königreich ihres Bruders unterwegs war.
    »Lady«, antwortete der alte Seemann grinsend und berührte zum Gruß seine Stirn, denn Fidelma war die Schwester Colgús, des Königs von Muman.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie und lachte dann glucksend, weil sie begriff, dass das eine alberne Frage war, wenn man einen Seemann in einer Hafenstadt traf. Sie deutete auf ein Gasthaus in der Nähe. »Wir wollen unseren Durst löschen und von alten Zeiten reden, Ross …« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Und vielleicht kannst du mir bei einem Problem helfen?«
    »Natürlich, Lady«, antwortete Ross sofort. »Ich bin immer gern bereit, dir zu helfen, wenn du mich brauchst.«
    Als sie in der Wirtschaft an einem Tisch saßen, einen Krug mit honiggesüßtem Met zwischen sich, fragte Fidelma Ross, ob er die Händler Abaoth und Olcán kenne.
    |135| Als Ross den Namen Olcán hörte, verzog er das Gesicht.
    »Olcán, der ist geldgierig. Ich habe schon einiges an Waren für ihn an der Küste entlangtransportiert. Jedes Mal versuchte er, mich bei der Bezahlung zu übervorteilen. Ich befördere seine Waren nicht mehr. Er hat kürzlich einige Kunden verloren, weil die Leute ihm nicht trauen. Er hat jetzt nur noch eine Flotte von Flusskähnen, während er vor ein paar Jahren auch noch zwei seetüchtige Schiffe

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