Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
heute bleiben uns nur noch wenige Stunden Tageslicht. Für den Ausflug, den ich vorhabe, muss es hell sein. Falls dein Angebot noch morgen früh im Morgengrauen gilt, nehme ich es gern an.«
    Ross nickte. »Also im Morgengrauen, Lady. Ich bringe mein
curragh
zum Kai in Dair Inis.«
    »Gut.« Sie stand auf. »Dann nutze ich jetzt die Gelegenheit, die Frauen der verschwundenen Bootsleute zu besuchen, und sehe mir an, in welchen Verhältnissen sie Olcán leben lässt. Der
scriptor
hat mir eine Liste ihrer Namen zusammengestellt. Ihre Familien leben zumeist in der Umgebung von Eochaill.«
    Die ersten drei verschwundenen Bootsleute hießen Erc, Connucán und Laorcha. Die zweite Mannschaft hatte aus Finchán, Laiudcenn und Dathal bestanden.
    Als Fidelma sich nach den Familien der ersten beiden Männer erkundigte, teilten ihr die Nachbarn mit, sie hätten Eochaill verlassen. Sobald sie vom Verschwinden ihrer Ehemänner gehört hatten, seien Frauen und Kinder aus der Gegend fortgezogen, wahrscheinlich um bei anderen Familienmitgliedern zu wohnen.
    Die dritte Familie befand sich noch in Eochaill. Eine Frau mit feisten Wangen und einem Säugling im Arm stand auf der Schwelle eines ärmlichen Hauses und beäugte Fidelma misstrauisch.
    »Mein Mann war Steuermann auf Olcáns Kähnen«, räumte sie ein. »Vor sechs Wochen bekam er den Auftrag, Waren nach Lios Mór zu bringen. Seitdem habe ich nichts von ihm gehört.«
    Fidelma bemerkte, dass mehrere Kinder im Haus spielten.
    »Du hast eine große Familie?«
    Die Frau nickte.
    »Dann müssen die Zeiten schwer für dich sein, denn du hast deinen Mann verloren. Unterstützt Olcán deine Familie?«
    |139| Die Frau lachte unangenehm. »Der Wolf? Der schlaue Kerl? Der rückt doch keinen
pingín
8 heraus, wenn er nicht muss.«
    Fidelma seufzte. Offensichtlich kannte die Frau ihre Rechte nicht.
    »Hilft dir deine Familie, die hungrigen Mäuler zu stopfen?«
    Wieder lachte die Frau. »Die Großzügigkeit von Abaoth sorgt dafür, dass meine Kinder etwas zu beißen haben, Schwester. Gesegnet sei sein Name.«
    Fidelma zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe.
    »Abaoth?« Fidelma überlegte: Abaoths Waren befanden sich zwar auf den Lastkähnen, aber die Verantwortung für die Leute lag bei demjenigen, der sie angeheuert hat. Olcán oblag die Pflicht, für die Familien der Leute zu sorgen, denen bei der Arbeit in seinen Diensten etwas zugestoßen ist. Die Brehons konnten ihr Verschwinden durchaus so deuten.
    »Abaoth ist großzügig«, sagte die Frau. »Mein Mann hat ja seine Waren transportiert.«
    »Hilft er denn den Familien sämtlicher verschwundener Bootsleute?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass er mir hilft und das so lange tun wird, bis mein Mann zurückkehrt.«
    »Und du hast keine Ahnung, was mit deinem Mann und den anderen Bootsleuten geschehen ist?«
    »Keine. Ich habe jetzt zu tun, Schwester.« Die Frau drehte sich plötzlich um, ging ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Nachdenklich machte sich Fidelma auf den Weg, um eine andere Familie aufzusuchen. Dem
scriptor
zufolge hatte einer der Bootsleute kürzlich eine junge Frau namens Serc geheiratet. Das kleine Haus lag in der Nähe des Hafens und war in einem |140| recht guten Zustand. Als Fidelma sich der Tür näherte, vernahm sie laute Stimmen, die eines Mannes und die einer Frau. Sie konnte nicht verstehen, was die beiden sagten, aber sie schienen sich zu streiten. Fidelma klopfte, und da verstummten die beiden sofort. Sie klopfte noch einmal. Nun hörte sie sie flüstern. An der Seite des Gebäudes wurde offenbar eine Tür geöffnet. Fidelma folgte einer Eingebung und ging rasch um die Ecke des Hauses, wo ein schmaler Pfad nach hinten führte. Sie erhaschte einen Blick auf einen halbbekleideten Mann, der ein paar Kleidungsstücke in der Hand hielt und davoneilte. Fidelma lief wieder zur Vorderseite des Hauses.
    Die Haustür war inzwischen offen.
    Eine junge, attraktive, aber wenig begeistert dreinblickende Frau, die sich ein Tuch um den Körper geschlungen hatte, stand vor ihr. Es war deutlich zu erkennen, dass sie darunter nackt war. Ihr Haar war zerwühlt. Selbst in diesem Zustand wirkte sie aufreizend und ein wenig unzüchtig. Sie starrte Fidelma wütend an.
    »Heißt du Serc? Man hat mir erzählt, dein Ehemann sei vor zwei Wochen verschwunden. Er war als Bootsmann auf einem Kahn von Olcán, dem Händler, unterwegs.«
    »Was hat das mit dir zu tun?«, erkundigte sich die junge Frau

Weitere Kostenlose Bücher