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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Zorn schwelt, zählt eine Entschuldigung nicht. Augaire wurde gezwungen, an seinen Platz zurückzukehren, und dort steht er jetzt, finster |230| und mürrisch. Da er die Strafe nun kennt, wird er die Worte sagen, ohne sie ehrlich zu meinen. Soll er sich hinsetzen und bis zum Ende der Vernehmung warten. Soll er über seine Verantwortung nachdenken, denn die drei jungen Männer, die er aus dem Saal führen wollte, wussten nicht, was sie taten, sondern folgten ihm aus falsch verstandener Loyalität. Deshalb erhält Augaire die Strafe, nicht sie. Sollen andere ihn über das Gesetz und die Strafen unterrichten und über den Grund, warum unser Recht Beleidigung mit solcher Entschiedenheit verfolgt. Dann kommen wir morgen zu Mittag alle wieder hierher und hören uns an, ob er es wirklich versteht und ehrlich bereut.«
    Cúan nickte.
    »Es soll sein, wie du sagst, Fidelma. Wir danken dir für deine Gerechtigkeit und Weisheit. Setz dich, Augaire, und ich will nichts mehr von dir hören, es sei denn, die
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stellt dir eine Frage. Dann darfst du respektvoll antworten.«
    Fidelma wandte sich wieder an die Menschen im Saal.
    »Ich glaube nicht, dass wir euch noch viel länger hier zurückhalten müssen. Es wird schon klarer, wie dieser Mord geschehen sein könnte.«
    Das erregte einige Aufmerksamkeit bei den Anwesenden.
    Brehon Declan nickte.
    »Darüber sind wir uns einig, Fidelma«, sagte er. »Einer Person nützt es, und eine Person hatte die Gelegenheit zur Tat.«
    Fidelma warf ihm einen Blick zu. »Ganz allgemein gesprochen, herrscht darüber Einigkeit. Aber wissen wir, wer diese eine Person ist?«
    »Nun, ich denke, ja«, antwortete Declan zuversichtlich.
    Fidelma sah Muirecán, den Diener, an.
    »Muirecán hatte doch gewiss die Gelegenheit, den Met zu vergiften?«
    Der alte Diener stöhnte auf und schwankte.
    |231| »Ich habe es nicht getan, ich habe es nicht getan«, winselte er fast.
    »Natürlich hat er es nicht getan«, bestätigte Declan. »Das Einzige, was dieser arme Mann mit der Sache zu tun hat, ist, dass er den Met aus dem Fass gezapft und in den Vorraum gebracht hat. Dort hat er den Fehler begangen, den Met unbeaufsichtigt stehenzulassen, sodass der Mörder das Gift aus der Phiole hineintun konnte.«
    »Sehr gut, Declan. Untersuchen wir als Erstes das Motiv. Weißt du noch, was unser alter Lehrer, Brehon Morann, immer gesagt hat? Wenn man in solchen Fällen ein Motiv findet, ist der Missetäter nicht weit. Die Taten werden entweder aus Hoffnung oder aus Angst begangen. Wenn das Motiv für diesen Mord nicht Angst war, muss es Hoffnung gewesen sein. Hoffnung auf Gewinn? Auf was für einen Gewinn?«
    Declan grinste.
    »Jetzt redest du wieder wie in alten Zeiten, Fidelma. Bei dieser Tat ging es tatsächlich um einen Gewinn. Der Täter wollte Talamnach loswerden und das Amt des
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erlangen. Das war das Ziel und das war der Gewinn. Und es gab natürlich eine Person, die einen Vorteil daraus ziehen konnte, wenn Talamnach aus dem Weg geräumt war. Diese Person war auf keinen Fall Augaire, denn wie wir bereits gesehen haben, würde er bei dieser Wahl nur die Stimmen seiner drei Freunde und Vettern bekommen.«
    »Das ist wahr«, pflichtete Fidelma ihm bei. »Fahre fort mit deinen logischen Schlussfolgerungen.«
    Selbach war wieder aufgestanden.
    »Das braucht er nicht zu tun.«
    Die Zuhörer schnappten hörbar nach Luft.
    Fidelma schaute Selbach fragend an.
    »Und warum nicht?«, erkundigte sie sich.
    |232| »Weil das Ziel seiner logischen Schlussfolgerungen offensichtlich ist. Wie schon während des gesamten Verfahrens zeigt er mit dem Finger auf mich.«
    »Und bekennst du dich schuldig?«
    »Ich bin unschuldig vor Gott!«, fauchte Selbach.
    »Aber du gibst zu, dass du das Motiv und die Gelegenheit gehabt hättest?«, fragte Declan triumphierend.
    »Das Motiv, ja, aber die Gelegenheit …?« Fidelmas Worte waren kaum lauter als ein Seufzen, doch alle Blicke wandten sich ihr zu. »Überlegt einmal«, fuhr sie fort, als sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewonnen hatte. »Muirecán kommt mit dem Met in den Vorraum und stellt das Tablett ab. Wer ist anwesend?« Als niemand antwortete, redete sie weiter. »Brehon Declan war da. Talamnach war da. Selbach war da. Berrach war da. Augaire war da.«
    Sie zählte die Namen an den Fingern ihrer linken Hand auf.
    »Wir haben Muirecáns Versicherung akzeptiert, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein Gift im Met war. Jetzt unterhalten sich Declan und Talamnach miteinander.

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