Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
es dir noch einmal, ich befolge die Gesetze des Glaubens, wie sie in der Heiligen Schrift stehen. Aber bei deiner verzweifelten Suche nach dem Schuldigen vergisst du etwas.«
    »Und was ist das?«
    »Den verschwundenen Fisch. Wäre ich berufen, Gottes Werkzeug zu sein, um Roilt zu bestrafen, was für einen Grund hätte ich, einen Fisch, den ich nicht will, zu stehlen? Oder möchtest du meine Schränke danach durchsuchen?«
    Fidelma blickte ihn kalt an. »Das wird nicht nötig sein. Sag Bruder Manchán, er soll zu mir kommen.«
    Torolb wandte sich mit kaum beherrschter Wut um.
    Bruder Manchán schritt lächelnd auf sie zu. Er war ein korpulenter junger Mann mit fröhlichen Zügen, kaum älter als Torolb. Er sah aus, als käme er gerade frisch geschrubbt aus dem Bad. Auf seinem Gesicht schien ein ständiges Lächeln zu liegen.
    »Und du, Bruder, bist der Bäcker dieses Klosters, wie ich sehe?«, sagte Fidelma zur Begrüßung.
    Über seiner Kutte trug Manchán eine makellos weiße Schürze, die jedoch nicht hatte verhindern können, dass sich der feine Mehlstaub wie Puder auf seine Kleidung gelegt hatte.
    »Ich bin seit zwei Jahren hier Bäcker und war drei Jahre lang, bis zum Tod des armen Bruder Tomaltach, Bäckergehilfe.«
    »Also bist du vor fünf Jahren als Novize hierhergekommen?«
    Manchán nickte, und sein Lächeln wurde breiter. »So ist es, Schwester.«
    |256| »Wie gut kanntest du Roilt?«
    »Recht gut, denn er war hier Chefkoch. Der arme Bruder Roilt.«
    »Warum sagst du ›der arme‹?«
    »Wegen der Art, wie er zu Tode kam, warum denn sonst? Der Tod ereilt uns alle, aber er sollte es nicht auf so schreckliche Weise tun.« Der junge Bäcker erschauderte und beugte das Knie.
    »Jeder vorzeitige Tod ist schrecklich«, pflichtete ihm Fidelma bei. »Doch ich glaube, dass viele in dieser Küche über das Dahinscheiden dieses Mannes nur wenig betrübt sind.«
    Manchán blickte rasch in die Richtung von Bruder Dian, der noch immer am unteren Ende der Küche stand.
    »Ich kann mir vorstellen, dass sich einige sogar darüber freuen«, meinte er schnell.
    »Freuen?«
    »Das ist eine Frage des Ehrgeizes, Schwester«, antwortete der junge Mann.
    »Willst du damit andeuten, dass Bruder Dian hier Chefkoch werden wollte?«
    »Ist das nicht natürlich? Wenn jemand Zweiter ist, geziemt es sich für ihn, Erster werden zu wollen.«
    »Ich dachte eigentlich nicht unbedingt an Ehrgeiz.«
    Bruder Manchán sah sie kurz an und schnitt dann eine Grimasse. »Ich nehme an, du spielst auf Roilts sexuelle Neigungen an?«
    »Was war deine Meinung dazu?«
    »Jeder, wie er mag, sage ich.
Quod cibus est aliis, aliis est venenum
. Was für den einen Nahrung, ist für den anderen Gift.«
    »Diese Haltung ist löblich; sie wird jedoch von einigen deiner Kollegen nicht geteilt.«
    »Du meinst Torolb? Achte nicht auf sein Gerede. Der bellt |257| nur den Mond an. Wer weiß? Es könnte sogar ein Versuch sein, seine eigene Neigungen zu verbergen, vielleicht sogar vor sich selbst?«
    »Aber ein Mann, der mit dem Messer umgehen und ein Tier schlachten kann, hat möglicherweise keine Bedenken, einen Menschen zu töten.«
    Bruder Manchán überlegte einen Augenblick.
    »Bist du wirklich sicher, dass einer von uns Roilt umgebracht hat? Dass er nicht von Wanderarbeitern getötet wurde, die sich unbedingt den Lachs schmecken lassen wollten, der jetzt weg ist? War die Gartenpforte denn nicht offen? Einer der Wanderarbeiter muss hereingekommen sein.«
    »Und eine andere Erklärung fällt dir nicht ein?«, konterte Fidelma.
    Der junge Mann rieb sich nachdenklich das Kinn.
    »Alles ist möglich. Es stimmt, einige konnten Roilt nicht leiden. Aber in Bezug auf Torolb irrst du dich. Bruder Dian wollte Roilts Posten als Chefkoch, und er mochte ihn nicht, weil er sich selbst für einen besseren Koch hielt.«
    Fidelma lächelte. »Aber Bruder Dian befand sich am unteren Ende der Küche. Er hätte seinen Platz verlassen und den ganzen Raum durchqueren müssen, um dorthin zu gelangen, wo Roilt den Fisch zubereitete. Entweder du oder Torolb – einer von euch – hättet ihn bemerkt, und Bruder Gebhus, der neben ihm arbeitete, hätte ihn natürlich seinen Platz verlassen sehen.«
    »Aber er ist an mir vorbeigekommen. Er hat seinen Platz verlassen«, betonte Bruder Manchán.
    »Das war, als er nachsah, ob der Fisch fertig sei; als er bemerkte, dass der Fisch und Roilt verschwunden waren.« Fidelma fiel etwas ein, und sie fragte: »Hast du Dian vorbeikommen

Weitere Kostenlose Bücher