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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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strafrechtlichen Fall handelte, für den ein erfahrenerer Brehon zuständig war.
    Sie hatte die Nacht in einem Teil des Königreichs ihres Bruders verbracht, für den sie nicht viel übrig hatte. Es war ein umstrittenes Gebiet, auf das sowohl die Prinzen der Uí Fidgente als auch jene der Eóghanacht Áine Anspruch erhoben. Die Eóghanacht Áine waren mit ihrer eigenen Familie verwandt, und zwischen ihnen und den Uí Fidgente war es schon zu vielen |264| Konflikten gekommen. Doch abgesehen davon, musste sie zugeben, dass es ein wunderschöner Landstrich war mit großen, fruchtbaren Tälern und einer üppig mit Gras bewachsenen, von den umliegenden Hügeln geschützten Ebene. Im Norden erstreckte sich das Land bis zu einer großen Meeresbucht.
    Die größte Siedlung lag an der Biegung eines Flusses, wo sich der Strom der Ebene, die Maigue, und der kleine, gewundene Fluss Camoge an einem Ort namens Cromadh, oder gekrümmte Furt, kreuzten. Von dort breitete sich der Wald von Eóghan bis auf einen Hügel aus, überragt von der alten Festung des Stammesfürsten Díomsach des Stolzen. Fidelma hatte festgestellt, dass Díomsach diesen Namen nicht ohne Grund trug, denn er war tatsächlich stolz und sich seiner Abstammung von der Familie, die über das Königreich herrschte, wohl bewusst, wenngleich er aus einer Linie kam, die sich schon vor langer Zeit von den Eóghanacht von Cashel losgesagt hatte. Die Eóghanacht Áine gehörten zu den sieben Hauptzweigen der Familie, die über Muman herrschte. Die Áine beanspruchten den zweiten Platz hinter dem regierenden Zweig der Familie in Cashel. Sie waren dementsprechend stolz und anmaßend.
    Doch das Herrschaftsgebiet von Díomsach erstreckte sich in jenes fruchtbare Tal, das auch die Uí Fidgente gern für sich gehabt hätten, die ebenso unbeugsam und stolz waren. Sie hatten sich schon oft gegen Cashel erhoben und sogar die Königswürde für sich gefordert. Angesichts des fortwährenden Streits darüber, wer in Cromadh herrschen solle, führte die Anwesenheit einer
dálaigh
, die noch dazu die Schwester des Königs von Cashel war, zu großen Spannungen. Wenn in Cromadh Gericht gehalten wurde, begehrte der ortsansässige Stammesfürst der Uí Fidgente das Recht, neben dem Oberhaupt der Tuatha Cromadh daran teilzunehmen, eine Forderung, der man widerstrebend nachgegeben hatte.
    |265| Jetzt blickte Fidelma in das hochmütige Gesicht von Díomsach, der zu ihrer Rechten in seinem großen Saal saß. An diesem Vormittag hatte sie eine Reihe von Beschwerden gehört, jedoch keine von großer Wichtigkeit. Dann sah sie in die ebenso steinerne Miene von Conrí, dem hiesigen Stammesfürsten der Uí Fidgente. Beide schwiegen beharrlich.
    »Sind das alle Petitionen und Beschwerden?«, fragte sie erneut, in schärferem Tonfall.
    »Ich sehe keine Bittsteller mehr«, antwortete Conrí von den Uí Fidgente mit gelangweilter Stimme.
    Bruder Colla, der
scriptor
, der über die Verhandlungen Protokoll führte, schaute Fidelma an und hüstelte nervös.
    »Du hast etwas zu sagen, Bruder Colla?«, fragte sie.
    »Es gibt noch jemanden, der angehört werden möchte«, sagte er leise. Dann zögerte er.
    Schwester Fidelma sah ihn neugierig an.
    »Und warum wird diese Person nicht zu mir gebracht?«
    Der
scriptor
trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    »Er ist draußen festgenommen worden, von Fallach, dem …«
    Díomsachs Augenbrauen zogen sich jäh zusammen.
    »Fallach hat gewiss einen guten Grund«, erwiderte er. An Fidelma gewandt, fügte er rasch hinzu: »Er ist der Befehlshaber meiner Krieger. Wer ist dieser Mann, den Fallach verhaftet hat?«
    »Es ist Febrat, mein Lord.«
    Zu Schwester Fidelmas Überraschung begann Díomsach zu lachen.
    »Febrat? Dieser Schwachkopf? Dann erübrigt sich jedes weitere Wort. Unsere Anhörung ist beendet, wir können uns zurückziehen und uns dem Feiern und der Unterhaltung widmen.«
    Er machte Anstalten, aufzustehen, doch Schwester Fidelma sagte ruhig: »Ich fürchte, ich bin diejenige, die sagen muss, |266| wann sich das Gericht auflöst, Díomsach. Ich möchte mehr über diesen Febrat wissen und erfahren, warum du ihm das Recht absprichst, von einem Gericht dieses Landes angehört zu werden.«
    Díomsach setzte sich wieder und wirkte einen Augenblick lang peinlich berührt.
    »Der Mann ist verrückt, Fidelma von Cashel.«
    Schwester Fidelma antwortete sakastisch: »Willst du damit sagen, dass er von einem Richter für unzurechnungsfähig erklärt wurde und vor

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