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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sehen?«
    Bruder Manchán nickte. »Ich war zwar mit dem Brotteig |258| beschäftigt, den ich knetete, aber ich merkte, dass er an meinem Tisch vorbeiging.«
    »Wie lange vor dem Moment, in dem er sagte, dass Roilt weg war, war das?«
    Bruder Manchán dachte kurz nach.
    »Ich glaube, es verging ein Weilchen von dem Moment, als ich merkte, dass er an meinem Tisch vorbeiging und dem Augenblick, als ich glaubte, eine Tür zufallen zu hören. Da blickte ich auf und ging an die Ecke, wo meinem Blick nichts im Wege war. Ich sah Bruder Dian neben der Tür, die in den Garten führt, stehen. Er war ganz rot, als hätte er sich angestrengt. Ich fragte ihn, was los sei, und da erwiderte er, dass der Fisch verschwunden sei und er Bruder Roilt nicht finden könne.«
    Nachdenklich sagte Fidelma: »Danke, Bruder Manchán.«
    Sie ging zu Bruder Gebhus, der nervös an seinem Platz stand und auf sie wartete.
    »Also, Bruder Gebhus.« Sie zog ihn in den oberen Teil der Küche, weg von dem Bereich, in dem Bruder Dian gerade beaufsichtigte, wie die Teller mit dem Obst an die Mönche, die im Refektorium servierten, ausgeteilt wurden.
    »Ich weiß gar nichts, Schwester«, begann der junge Mann beunruhigt.
    Fidelma unterdrückte einen ungeduldigen Seufzer. Sie zeigte auf den Herd, in dem unter einem Kessel das Feuer knisterte.
    »Möchtest du dafür deine Hand in dieses Feuer legen, Bruder Gebhus?«, fragte sie.
    Bruder Gebhus wirkte erschreckt. »Ich doch nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mir die Hand nicht verbrennen will.«
    »Dann weißt du doch etwas, Gebhus, nicht wahr?«, antwortete sie scharf. »Du weißt, dass das Feuer deine Hand verbrennen würde.«
    |259| Bruder Gebhus starrte sie verdutzt an.
    »Überleg dir genau, was du sagst, bevor du meine Fragen beantwortest«, erklärte Fidelma. »Sie müssen präzise beantwortet werden. Wie lange arbeitest du schon hier?«
    »Zwei Jahre in dieser Küche.«
    »Du hilfst Bruder Dian?«
    Er nickte kurz und sah sie dabei misstrauisch an.
    »Wie gut kanntest du Bruder Roilt?«
    »Nicht gut. Ich … ich versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich mochte ihn nicht, weil …« Er zögerte.
    »Er Annäherungsversuche gemacht hat?«
    Der junge Mann stieß einen tiefen Seufzer aus. »Als ich in das Kloster eintrat. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht so bin.«
    »Du standest hier, als Dian zu Roilt ging?«
    »Er wollte nach dem Fisch schauen«, korrigierte Gebhus sie. »Der Mönch, der das Servieren beaufsichtigt, war hereingekommen und hatte uns mitgeteilt, dass man gleich das
gratias
beten würde, und Bruder Dian drehte sich um und blickte in die Richtung, wo Bruder Roilt für den Ehrengast den Fisch zubereitete. Da er ihn nicht sah, ging er zu seinem Arbeitsplatz.«
    »Und du bliebst hier?«
    »Ich war hier, seit ich heute Abend die Küche betreten habe.«
    »War Bruder Dian die ganze Zeit bei dir?«
    »Nein. Bevor wir anfingen, musste er die Speisenfolge mit Bruder Roilt besprechen, und ein, zwei Mal beriet er sich mit ihm und den anderen Köchen.«
    Jetzt öffnete sich die Tür zum Refektorium, und Abt Laisran trat mit besorgter Miene ein. Er wandte sich an Fidelma.
    »Ich musste einfach kommen und nachsehen, ob es etwas Neues gibt. Weißt du schon, wer den Fisch gestohlen hat?«
    Fidelma setzte ein spitzbübisches Lächeln auf.
    |260| »Ich weiß schon seit einiger Zeit, wer den Fisch gestohlen hat. Aber du kommst gerade zur rechten Zeit, Vater Abt.« Sie drehte sich um und wies die Mönche an, sich um sie herum zu versammeln, was sie erwartungsvoll, beinahe ängstlich taten.
    »Weißt du, wer Bruder Roilt ermordet hat?« Bruder Dian stellte die Frage, die alle beschäftigte.
    Fidelma warf den Männern um sich herum einen raschen Blick zu und sah ihre gespannte Neugier.
    »Bruder Manchán, würdest du bitte deine Schürze abnehmen?«, sagte sie.
    Der junge Mönch erbleichte plötzlich und wich zurück.
    Bruder Torolb packte ihn und riss ihm die Schürze vom Leib. Unter der blütenweißen Schürze war die Mönchskutte Bruder Mancháns voller Blutflecken.
    Abt Laisran war verwirrt. »Warum sollte Bruder Manchán Roilt umbringen?«
    »Die Gründe sind so alt wie die Menschheit: Eifersucht, Liebe, die sich in Hass verwandelt, eine unreife und unbeherrschbare Wut über die Ablehnung durch einen Liebhaber. Manchán war Roilts Liebhaber, bis Roilt sich um einen jungen Novizen zu bemühen begann. Roilt wies Manchán wegen eines jüngeren Mannes ab. Wahrscheinlich beendete Roilt seine Beziehung

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