Todesfessel - Franken-Krimi
Schweinfurt zu fahren?« Er lachte. »Ich war natürlich hier, in meinem Bett!«
»Haben Sie einen Zeugen … oder eine Zeugin?« Charly warf einen anzüglichen Blick auf die Namen-Tattoos am linken Arm.
Djukic zog mit dem Zeigefinger kurz sein linkes Augenlid herab. »Ich muss Ihnen gar nix beweisen, ihr müsst mir was nachweisen! Machen Sie erst mal Hausaufgaben, trainieren Sie ordentliche Grundlagen!«
»Aber letzten Freitag waren Sie doch in Coburg, oder?«, fragte Lauer schnell.
Djukic stutzte. »Ach, die Autogrammstunde? Bei Sporthaus Wohlleben. In Dörfles, nicht in Coburg. Nur von drei bis fünf.«
»Und dann? Wo waren Sie anschließend in dieser Nacht?«
Djukic zuckte gelangweilt mit den Schultern und setzte die Sonnenbrille auf. Ein kleiner Streifen blauen Himmels war plötzlich zu sehen.
»Keine Ahnung, Mann. Muss zum Training jetzt. Bye .«
Ein halblauter Nachsatz, der verdächtig nach »Fuck off« klang, dann schlug die Wagentür zu. Der schwere V-10-Motor bollerte los und rollte an Charly und Wolfgang vorbei hinunter auf die Straße.
»Arrogantes Arschloch – den kaufen wir uns!«
»Djukic hat, zumindest bei Tanja Malischek, ein glasklares persönliches Motiv – sie hat ihn, den großen Womanizer, bei der Sportgala abblitzen lassen. Ihn öffentlich bloßgestellt. Er äußert sich jetzt noch aggressiv und gehässig über sie. Ich habe Interpol angeleiert, ob in den anderen Ländern, in denen er unter Vertrag war, schon etwas vorgefallen ist.«
Dr. Stein fuhr sich nachdenklich über das Kinn.
»Mhmm … sehr interessant, erst recht in Verbindung mit der Aussage von Tanja Malischek selbst. Und dass dieser Serbe mal ein halbes Jahr in Japan gespielt hat, ist ein weiteres, hochinteressantes … Mosaiksteinchen. Das reicht zwar noch nicht für einen Haftbefehl, aber Djukic steht auf jeden Fall unter Tatverdacht. Nehmen Sie ihn gleich morgen mal ordentlich ins Kreuzfeuer.«
Er stand auf und stützte sich mit seinen langen Armen auf dem Schreibtisch ab. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine dünnen Lippen, als er Charly durch seine Brillengläser ins Visier nahm.
Eine schwarze Heuschrecke …
»Fühlen Sie sich diesem nervlichen Druck jetzt gewachsen, Herr Kommissar?«
Charly kochte, ließ sich aber nichts anmerken.
»Ich habe eine der besten Aufklärungsquoten überhaupt«, parierte er lächelnd. »Nicht nur bayernweit, Herr Dr. Stein. Bundesweit.«
Stein winkte ab. »Das ist bekannt, das meine ich doch nicht. Nein, ich meine den Druck, vor dem Spiel des Jahres den wichtigsten Mann unseres fränkischen Vorzeigeteams aus der Fassung zu bringen?«
»Ich kenne keinen Druck«, behauptete Charly. »Das ist mein Job, Herr Oberstaatsanwalt, dafür werde ich bezahlt.«
Freitag
15:35 Uhr – A9 Nürnberg–München
Alles lief nach Plan.
Punkt vierzehn Uhr hatte Charly die von Joyce gestützte, fast apathische Valerie in Bamberg abgeholt und zu ihrer »Lieblingstante«, seiner Schwester Sabine, nach Weißenburg gebracht. Hier, tief im Süden Frankens, in der malerischen alten Reichs- und Römerstadt zwischen Fränkischem Seenland und Altmühltal, erschien sie Charly bestens abgeschirmt von allen negativen Einflüssen.
Dank telefonischer Vorbesprechung und des erfreulich unkomplizierten Verhältnisses zu Sabine lief auch hier alles wie am Schnürchen:
Tasche hochtragen, innige Umarmungen, bestürztes »Achgottachgott; neindankekeinKaffee, auch sonst nichts Neues«; kurz noch ein zärtliches Stirn-an-Stirn mit Valerie, »bis nächste Woche dann«, Abklatschen, Abgang.
Drei Stunden noch, um Djukic hochzunehmen, drei Stunden bis zur Frankenhölle.
Drei Stunden im Alfa.
Drei Stunden mit Joyce.
Joyce Sodergren, zweiundzwanzig.
Von den schwedischen Genen ihres Großvaters war nichts mehr zu sehen, das an das Skandinavien-Klischee der sommerbesprossten, blauäugigen Blondine erinnert hätte. Stattdessen brünett, halblang. Braune, mandelförmige Augen. Lange dunkle Wimpern. Ein herzförmiger Mund.
Eine Hammerfrau.
Ohne jedes Make-up, frei von allen Allüren.
Amüsiert lauschte Charly ihrem unbeschwerten Deutsch-Amerikanisch, das sie mit leicht kehliger Stimme zum Besten gab. Auch Joyce war »wirklich very happy «, dass Valerie jetzt »in gute Hände von Tante Sabine« war.
Ungeniert wagte sie es sogar, während der Fahrt die CD in Charlys Player zu wechseln. Heraus mit den »Sticky Fingers« der Stones, hinein mit »Born in the USA «. Springsteens »Glory Days« dröhnten jetzt aus den
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