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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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strafft sich die Haut stellenweise so sehr, dass er wie ein Brandopfer wirkt.
    Er dreht ihn oft so, und ich frage mich, ob er es absichtlich macht.
    Nehmt mich zu meinen Bedingungen.
    Seine ganze Geschichte unterstreicht die Leckt-mich -Einstellung, die er zum Leben hat: der Aufstieg aus dem Nichts, der Abschluss an einer Eliteuniversität, die er als »Asyl für reiche Bälger« schmäht. Nach Heldentaten im Krieg boxte er sich bei einer notorisch korrupten Polizeitruppe an der Ostküste nach oben, trat in jahrelangem Kampf allerlei Bürokraten in den Arsch und räumte in der Dienststelle auf, bis er allen toten Ballast los war. Er widersetzte sich den hohen Tieren und der Polizeigewerkschaft, die er gleichermaßen mit Verachtung strafte, und erzielte drastisch gesunkene Verbrechensraten, und das in einer Stadt, die als »unregierbar« galt und von Banditen geführt wurde, die er als »fettärschige Bälger mit geistiger Verstopfung und verbaler Diarrhö« abtat. Seinen atemberaubenden Erfolg nutzte er dazu aus, das höchste Gehalt zu verlangen, das in der Geschichte der USA jemals für einen Ordnungshüter gezahlt wurde. Mit Erfolg.
    Einen Monat später kündigte er kurzerhand, als L.A. noch einen drauflegte.
    Alle sagten, L.A. würde seine verhängnisvollste Herausforderung sein.
    Binnen eines Jahres nach seiner Ankunft hatte er sich von seiner dritten Frau scheiden lassen, die zehn Jahre jünger war als er, heiratete eine vierte, die zwanzig Jahre jünger war, besuchte eine Unmenge von Hollywood-Partys und Premieren und senkte die Verbrechensrate um achtundzwanzig Prozent.
    Als er den Job übernahm, hatten die Weicheier in der Dienststelle Milo als »notorischen Unruhestifter und Sonderling« schlechtgemacht und auf seine Degradierung oder noch Schlimmeres gedrängt.
    Der Chef nahm sich die Aufklärungsstatistiken vor, worauf der Großteil der Weicheier in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde und Milo für seine Arbeit relativ freie Hand erhielt. Solange er etwas brachte, wenigstens.
    Ich war dem Chef erst einmal begegnet, als er mich in sein Büro eingeladen hatte, mir seine Sammlung psychologischer Schriften zeigte, sich über die Feinheiten der Kognitiven Verhaltenstherapie ausließ und mir dann ein Angebot machte: eine Festanstellung als Leiter der Abteilung für Verhaltensforschung bei der Polizei. Trotz seines Versprechens, das Gehalt um vierzig Prozent zu erhöhen, hätte ich nicht einmal annähernd so viel verdient wie als Freischaffender. Selbst wenn er den Lohn verdreifacht hätte, wäre das für mich nicht infrage gekommen. Ich kann gut mit anderen spielen, halte mich aber lieber an mein eigenes Regelwerk.
    Bei dieser Besprechung war er genauso gekleidet wie heute: ein auf Figur geschnittener schwarzer Seidenanzug, ein aquamarinblaues Hemd mit breitem Kragen, und dazu eine rote Stefano-Ricci-Krawatte, in die winzige Kristalle eingewirkt waren. Bei einem geringeren Mann hätte das so gewirkt, als wolle er um jeden Preis auffallen. Bei ihm hob die ganze Eleganz nur den derben Teint hervor.
    Meine Bedingungen.
    Er saß Milo und mir in der Nische eines Steakhauses an der Seventh Street gegenüber. Zwei massige Cops in Zivil bewachten die Tür; drei weitere hatten sich im Restaurant postiert. Eine Samtkordel hielt die anderen Gäste von diesem abgelegenen, schummrigenTeil fern, wo wir tagten. Der uns zugeteilte Kellner war aufmerksam und leicht verängstigt.
    Der Chef aß zum Lunch Hähnchenbrust-Sandwich, Siebenkornbrot und Salatbeilage ohne Dressing. Für Milo hatte er ein gut anderthalb Pfund schweres T-Bone-Steak, medium, mit sämtlichen Beilagen bestellt, für mich ein bescheideneres Rib-Eye-Steak. Das Essen kam gerade, als wir eintrafen.
    Das Sandwich seiner Hoheit war in zwei Dreiecke unterteilt. Er nahm ein Messer und zerschnitt jede Hälfte in zwei Teile. Er holte drei Bissen aus jedem Viertel heraus, die er langsam und genüsslich kaute. Scharfe weiße Zähne, irgendwo zwischen Fuchs und Wolf.
    Als der Chef fertig war, wischte er sich den Mund mit einer gestärkten Leinenserviette ab. »Ich habe Ihnen in Zusammenhang mit dieser Gemein eine Versicherungspolice besorgt, Sturgis. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Captain Thomas.«
    Ein Finger zielte wie ein Revolverlauf über den Tisch. »Sie haben Glück gehabt, dass Maria dabei war, als dieses verrückte Miststück Zyankali geschluckt hat, weil Schuldzuweisungen genau wie heiße Luft nach oben steigen. Und zusätzliches Glück, weil Maria

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